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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gascognisches Meer; Gascoigne; Gasconade; Gascoyne; Gasdruckmesser; Gase

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Gascognisches Meer - Gase.

Die G., das alte Gallovasconia, bildete das ursprüngliche, meist von Iberern (Vasconen) bewohnte Aquitanien, nach dessen Erweiterung durch Augustus (27 v. Chr.) die Provinz Novempopulana oder Vasconia, woraus G. entstand. Nach dem Sturz des Römerreichs gehörte G. zum Westgotenreich und ward 602 von den Franken erobert, die es mit dem Herzogtum Aquitanien vereinigten, dessen Schicksale es fortan teilte. Karl d. Gr. gab der G. eigne, von dem karolingischen Teilreich Aquitanien abhängige Herzöge. Der erste derselben, Welf I. (Lupus), regierte 768-774; sein Enkel Welf II. fiel 778 dem von Spanien zurückkehrenden Karl d. Gr. im Thal Roncesvalles in den Rücken und brachte seinem Nachtrab eine Niederlage bei, geriet aber in des Kaisers Gewalt und wurde aufgehängt. Auch die folgenden Herzöge befanden sich in stetem Kampf gegen die fränkischen Könige, so daß 836 die Gascogner unter absetzbare Herzöge gestellt wurden. Da sie aber von ihrem angestammten Herrschergeschlecht nicht lassen wollten, so rissen sie sich 872 abermals von Frankreich los und wählten Sancho Miterra, den Enkel eines frühern Herzogs, Welf Centulus, zu ihrem Herzog. 1040 bemächtigte sich Bernhard II. von Armagnac des Herzogtums und behauptete es eine Zeitlang, wurde aber durch Wilhelm VII., Herzog von Aquitanien, wieder vertrieben. Die G. gehörte nun abermals zum Herzogtum Aquitanien oder Guienne, kam durch die Heirat der Erbtochter Wilhelms VIII., Eleonore, mit Heinrich Plantagenet (1152), als dieser 1154 König von England wurde, unter englische Herrschaft und blieb unter derselben, bis sie 1451 von den Franzosen erobert und im Frieden von 1453 an diese abgetreten wurde. Unter den Herzögen bestand das Land aus der denselben unmittelbar gehörigen Grafschaft G., welche die Bistümer Aire, Lescar, Oléron, Dax und Bayonne oder das eigentliche Gascogner Land umfaßte, und aus den mittelbaren Grafschaften Bigorre, Bordeaux, Agen, Fézenzac, Lectoure. Vgl. Monlezun, Histoire de la G. (Auch 1846-50, 6 Bde.); Cénac-Moncaut, Littérature populaire de la G. (Par. 1868); Bladé, Contes populaires de la G. (das. 1886, 3 Bde.).

Gascognisches Meer (Golfe de Gascogne), s. v. w. Viscayisches Meer (s. d.).

Gascoigne (spr. gäßkeun), Caroline Leigh, engl. Dichterin und Schriftstellerin, geb. 2. Mai 1813 als die Tochter des Parlamentsmitglieds John Smith von Dale Park, heiratete 1834 den General G. G., Parlamentsmitglied für Liverpool; starb 11. Juni 1883. Die bedeutendsten Erzeugnisse ihrer Muse sind: "Temptation, or a wife's perils" (1839); "The school for wives" (1839); "Evelyn Harcourt" (1842); "Belgravia", ein Gedicht (1851); "Recollections of the Crystal Palace", Gedicht (1852); die Novellen: "The next-door neighbours" (1855), "Doctor Harold" (1865), "My aunt Prue's railway journey" (1865) und "Dr. Harold's notebook" (1869).

Gasconade (franz.), Prahlerei (vgl. Gascogne).

Gascoyne (spr. gäßkeun), großer Fluß an der Westküste von Westaustralien, entsteht östlich vom Mount Labouchere, nimmt rechts den Lyons auf und endet in der Sharksbai. Wasser findet sich nur nach heftigen Regengüssen im ganzen Flußbett, das, schon im obern Lauf 30 m breit, nach Aufnahme des Lyons 130 und später sogar 200 m breit wird. Gregory erforschte das Flußsystem 1858 sehr gründlich.

Gasdruckmesser, Vorrichtungen zur Messung des Druckes, welchen in Gefäßen eingeschlossenes Gas auf die Wandungen derselben ausübt, meist manometerartige Vorrichtungen, deren Konstruktion den verschiedenen Verhältnissen angepaßt ist. Zum Messen des Gasdrucks in Feuerwaffen beim Schießen sind besondere Apparate gebräuchlich. Der erste G., der Rodman-Apparat, wurde vom nordamerikanischen Artilleriemajor Rodman 1860 erfunden. Bei ihm wird ein in eine stumpfwinkelige Spitze auslaufender Meißel von genau bestimmter Schneidenform durch den Gasdruck gegen eine Kupferplatte gedrückt, in welche er einen Schnitt macht (daher Schnittapparat), dessen Länge der Größe des Gasdrucks entspricht. Später erfand Noble den Crusher Gauge (Stauchapparat), bei welchem durch den Gasdruck ein Cylinder aus Bleikomposition oder Kupfer zusammengedrückt wird. Dem Maß der Stauchung entspricht die Größe des Gasdrucks. Beide Apparate können zwar nur relative Werte ergeben, da die Normalmaße durch hydraulischen Druck, also unter ganz andern Verhältnissen gewonnen werden als die Kerben und Stauchungen in den Feuerwaffen; immerhin verdanken wir ihnen zum großen Teil die Entwickelung unsers Geschütz- und Pulverwesens.

Gase, im weitesten Sinn luftförmige Körper, d. h. Körper, welche, indem ihre Teilchen das Bestreben haben, sich nach allen Seiten hin möglichst weit voneinander zu entfernen, mit Expansivkraft (Spannkraft, Tension) begabt sind (s. Aggregatzustände, Aerostatik). Im engern Sinne nennt man jedoch G. oder Luftarten nur solche luftförmige Körper, welche unter gewöhnlichen Druck- und Temperaturverhältnissen als Flüssigkeiten nicht bestehen können, wie Sauerstoff, Stickstoff und die aus beiden gemischte atmosphärische Luft, Wasserstoff, Chlor, Stickoxyd, Kohlenoxyd, Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Ammoniak u. v. a., im Gegensatz zu den Dämpfen, welche luftförmige Körper sind, die unter gewöhnlichen Verhältnissen auch im flüssigen Zustand existieren, wie Wasser-, Alkohol-, Äther-, Bromdampf u. a. (s. Dampf).

I. Physikalisches.

Wie in ihren chemischen, so sind die G. auch in vielen ihrer physikalischen Eigenschaften sehr verschieden, z. B. in ihren spezifischen Gewichten (Sauerstoff ist 16mal, Chlor 35,5mal so schwer als ein gleich großes Volumen Wasserstoff), in ihrer Fähigkeit, von Flüssigkeiten und festen Körpern absorbiert zu werden (s. Absorption), in ihrer Farbe (Chlor z. B. ist grünlichgelb) etc. Dagegen sind allen Gasen gewisse physikalische Eigenschaften gemeinsam. Vermöge ihres Bestrebens, sich nach allen Seiten hin auszudehnen (Ausdehnbarkeit, Expansivvermögen), füllen die G. jeden ihnen gebotenen Raum vollständig aus und äußern im Ruhestand auf die sie umschließenden Gegenstände nach allen Seiten hin gleichmäßig einen Druck (Spannung, Expansivkraft, Tension). Man erklärt das Ausbreitungsbestreben der G. gegenwärtig durch die Annahme, daß die kleinsten Teilchen derselben in lebhaft fortschreitender Bewegung sich befinden, daß jedes Gasmolekül immer in gerader Linie fortgeht, bis es gegen eine feste Wand oder ein andres Molekül trifft und von demselben zurückgeworfen wird. Aus dieser Annahme (mechanische oder kinetische Theorie der G.) erklären sich mit Leichtigkeit alle für die G. geltenden Gesetze (s. Wärme), z. B. das Mariottesche (Boylesche) Gesetz, daß der Druck eines (vollkommenen) Gases seinem Volumen umgekehrt proportional ist, das Gay-Lussacsche Gesetz, daß alle G. bei gleicher Temperaturzunahme sich um gleichviel ausdehnen (s. Ausdehnung, S. 110 f.), das Avogadrosche Gesetz, daß