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Gegenbewegung - Gegenreformation.
bilder (im Besitz des Königs) und ein großes Altarbild: Madonna mit dem Kind, in der Kirche zu Wangen. Auch schuf er mehrere treffliche Bildnisse. G. stellte am liebsten das Zarte, Anmutige und Liebliche dar, wiewohl er auch Schlachtenbilder malte. Er starb 31. Jan. 1876 in Rom.
2) Karl, Anatom, geb. 21. Aug. 1826 zu Würzburg, besuchte von 1845 an die dortige Universität, widmete sich von 1847 an dem Studium der Medizin, trat 1850 als Assistent ins Juliushospital, ging 1852 und 1853 zum Studium der niedern Seetiere nach der sizilischen Küste, habilitierte sich 1854 in Würzburg für Anatomie und folgte 1855 einem Ruf als Professor in der medizinischen Fakultät nach Jena. Er vertrat dort die Fächer der Zoologie und vergleichenden Anatomie, beschränkte sich aber seit seiner Ernennung zum ordentlichen Professor und Direktor der anatomischen Anstalt 1858 auf die anatomischen Disziplinen. 1873 ward er nach Heidelberg berufen. G. ist nächst Cuvier und Johannes Müller der bedeutendste vergleichende Anatom. Unvergleichlicher Reichtum empirischer Kenntnisse wetteifert bei ihm mit der größten Klarheit der kausalen Erkenntnis der Formerscheinungen und mit philosophischer Förderung der Erkenntnis ihrer allgemeinen Gesetze. Unter seinen zahlreichen Spezialarbeiten sind am wichtigsten diejenigen über die vergleichende Anatomie der Wirbeltiere (namentlich die Schädel- und Gliedmaßentheorie). In seinen "Grundzügen der vergleichenden Anatomie" (2. Aufl., Leipz. 1870) ist zum erstenmal die Deszendenztheorie auf das ganze Gebiet ebenso kühn wie vorsichtig angewandt und damit helles Licht über eine große Zahl bis dahin dunkelster Phänomene ausgegossen worden. Charakteristisch für G. ist die außerordentliche Nüchternheit und Kälte seiner Betrachtungen bei aller Hoheit des Gedankenflugs; niemals wird er Enthusiast. Er schrieb noch: "Grundriß der vergleichenden Anatomie" (2. Aufl., Leipz. 1878), "Lehrbuch der Anatomie des Menschen" (das. 1883, 2. Aufl. 1885) und gibt seit 1875 das "Morphologische Jahrbuch, eine Zeitschrift für Anatomie u. Entwickelungsgeschichte" (das.), heraus.
Gegenbewegung, in der Musik das Gegenteil der Parallelbewegung, s. Bewegungsart. Über das Verbot mancher Parallelfortschreitungen und ihre Vermeidung durch G. s. Parallelen und Stimmführung. Über G. im andern Sinn, nämlich als Umkehrung eines Themas (Thema in der G.), welche im imitatorischen Stil eine Rolle spielt, s. Umkehrung.
Gegenbeweis, s. Beweis, S. 864 f.
Gegenbuch, im Bergwesen ein öffentliches Urkundenbuch, welches über die Besitzverhältnisse der Gewerkschaften und sonstigen Bergwerkseigentümer amtliche Auskunft gibt; im Geschäftsleben ein zur fortlaufenden Kontrolle einer Kasse neben dem Hauptbuch zu führendes Journal oder sonstiges Geschäftsbuch.
Gegendämmerung, s. Dämmerung.
Gegenfeuer, s. Waldbrand.
Gegenfuge, eine Fuge, in welcher der Comes die Umkehrung des Dux ist und zwar meist so, daß Tonika und Dominante einander entsprechen (vgl. Umkehrung). Gegenfugen finden sich z. B. in J. S. Bachs "Kunst der Fuge", Nr. 5, 6, 7, 14.
Gegenfüßler, s. Antipoden.
Gegengift (Antidotum), s. Gegenmittel.
Gegenkaiser, Kaiser, welche dem regierenden Kaiser entgegengestellt wurden, um ihm die Herrschaft streitig zu machen, sind in der römischen Kaiserzeit namentlich von den Prätorianern mehrfach aufgestellt worden. Sie starben jedoch meistens eines gewaltsamen Todes, ohne allgemeine Anerkennung gefunden zu haben. Im frühern Deutschen Reich war der erste G., richtiger Gegenkönig, Rudolf von Schwaben, welcher 1077 dem Kaiser Heinrich IV. von den ihm feindlich gesinnten Fürsten entgegengestellt ward, aber noch in demselben Jahr fiel. Seitdem Ruprecht von der Pfalz 1400 gegen Wenzel als G. aufgestellt ward und letztern in der That verdrängte, ist die Aufstellung eines Gegenkaisers in Deutschland nicht mehr vorgekommen.
Gegenklage, s. Widerklage.
Gegenkönig, s. Gegenkaiser.
Gegenkonto, s. Buchhaltung, S. 565.
Gegenmine, s. Kontermine und Mine.
Gegenmittel (Gegengift, Antidotum), Bezeichnung solcher Stoffe, welche, in unmittelbare Berührung mit den Giften gebracht, diese chemisch umsetzen und unwirksam machen. In der Mehrzahl der Fälle geschieht dies dadurch, daß Gift und Gegengift in Wasser und in Magen- und Darmflüssigkeiten unlösliche Verbindungen eingehen, seltener dadurch, daß das Gift durch das Gegengift in unschädliche Zersetzungsprodukte zerspalten wird. Zu der erstern Kategorie gehören Eisenhydroxyd und Magnesiahydrat gegen arsenige Säure, zur zweiten Glaubersalz gegen Bleizucker, wobei unschädliches schwefelsaures Bleioxyd gebildet wird (vgl. Gift).
Gegenmutter, s. Schraube.
Gegenorder (Konterorder), Befehl (Auftrag), welcher einen bereits gegebenen aufhebt.
Gegenort, beim Bergbaubetrieb ein vom Schacht im Innern der Grube aus getriebener Stollen, welchem in gleicher Richtung ein Stollen vom Tag aus entgegengetrieben wird; man redet alsdann vom Stollenbetrieb mit Ort und G.
Gegenprobe, die Kontrollprobe bei Bestimmung des Metallgehalts in einem Erz oder in einer Legierung (z. B. bei Münzen). Die Blei-, Silber- und Kupfererze werden auf dem Oberharz durch einen Bergprobierer und einen Berggegenprobierer auf ihren Metallgehalt untersucht und zwar von ersterm im Interesse der Gruben, von letzterm im Interesse der Hütten, welche die Erze von jenen kaufen. - Bei Abstimmungen, deren Ergebnis ein zweifelhaftes ist oder doch genauer festgestellt werden soll, ist G. die umgekehrte Abstimmung, welche auf dem entgegengesetzten Weg wie bei der ersten Abstimmung dasselbe Resultat wie diese ergeben muß. Läßt z. B. der Vorsitzende bei der ersten Abstimmung diejenigen aufstehen, welche für einen Antrag sind, so daß diejenigen sitzen bleiben, welche gegen denselben stimmen, so läßt er nun umgekehrt bei der G. diejenigen aufstehen, welche gegen den Antrag sind, während diejenigen sitzen bleiben, die für diesen Antrag stimmen wollen.
Gegenprotest, die zur Entkräftung eines Protestes bestimmte Erklärung. Derartige Gegenproteste kommen namentlich bei Wahlprotesten oder Wahlanfechtungen vor, um die Gründe, welche zur Kassation der Wahl führen sollen, zu widerlegen und die Gültigkeit der letztern darzuthun.
Gegenrechnung, Rechnung, durch welche eine andre Rechnung (Forderung) vermindert oder ausgeglichen wird (Kompensation und Skontro); auch die Vergleichung einer Rechnung mit einer andern.
Gegenrede, s. v. w. Einrede.
Gegenreformation nennt man die Bestrebungen, die im 16. Jahrh. zuerst in Spanien und dann in ganz Europa sich regten, um die protestantische Reformation rückgängig zu machen. Einerseits wurde dabei die Reinigung und Herstellung der aus dem