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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hock - Hode.

Hautanhängen bei den Wirbeltieren, speziell bei den Vögeln, wo meist die Männchen ein H. tragen. Doch zeichnen sich auch viele Reptilien und Amphibien sowie einzelne Fische zur Zeit der Begattung durch lebhaftere Färbung und sonstige Eigentümlichkeiten aus. Bei manchen Vögeln entfaltet das Männchen, während es sich um das Weibchen bewirbt, sein in hochzeitlichen Farben prangendes Gefieder noch besonders und bläht zugleich durch starken Blutandrang dünnere, nackte Hautstellen so sehr auf, daß das Blut durchschimmert. Vgl. Vögel.

Hock, engl. Benennung des "Hochheimer" und im allgemeinen aller Rheinweine; auch s. v. w. Hocktide (s. d.).

Hock, Karl, Ritter von, österreich. Nationalökonom und Staatsmann, geb. 18. März 1808 zu Prag, widmete sich daselbst dem Studium der Philosophie, als dessen Ergebnis die Schriften: "Cholerodea" (Wien 1830), "Cartesius und seine Gegner" (das. 1835), "Gerbert oder Papst Silvester II." (das. 1837) zu betrachten sind. Als er später die amtliche Laufbahn einschlug, befaßte er sich mehr mit Nationalökonomie und Statistik, auf welchem Gebiet sein Werk "Die Finanzverwaltung Frankreichs" (Stuttg. 1857) als eine hervorragende Erscheinung zu nennen ist. Als Sektionschef im Finanzministerium nahm H. an den österreichischen Finanzreformen wie auch am Abschluß des österreichisch-französischen Handelsvertrags einen erfolgreichen Anteil. 1860 in den Freiherrenstand erhoben, ward er 1865 Mitglied des Staatsrats für die Länder diesseit der Leitha. Er starb 2. Jan. 1869. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: "Die öffentlichen Abgaben und Schulden" (Stuttg. 1863); "Die Finanzen und die Finanzgeschichte der Vereinigten Staaten" (das. 1867); "Der österreichische Staatsrat" (Wien 1868-78, fortgesetzt von Bidermann).

Hockdays, s. Hocktide.

Hockenheim, Dorf im bad. Kreis Mannheim, am Kraichbach und der Linie Mannheim-Karlsruhe der Badischen Staatsbahn, hat Tabaks- und Hopfenbau, Zigarrenfabrikation und (1885) 4619 meist kath. Einw.

Hocker, Nikolaus, Schriftsteller, geb. 22. März 1822 zu Neumagen a. d. Mosel, war für die militärische Laufbahn bestimmt, schied jedoch schon 1842 aus dem Militärdienst, um sich der schriftstellerischen Thätigkeit, besonders auf dem Gebiet der deutschen Altertumskunde, zu widmen. Nachdem er 1849 die Redaktion der "Saar- und Moselzeitung" in Trier übernommen, veröffentlichte er eine poetische Bearbeitung der "Sagen, Geschichten und Legenden des Moselthals" (Trier 1852) und "Deutscher Volksglaube in Sang und Sage" (Götting. 1853) und sammelte für J. Grimm Weistümer. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Düsseldorf siedelte er 1857 nach Köln über, wo er später infolge seines volkswirtschaftlichen Werkes "Die Großindustrie Rheinlands und Westfalens" (Leipz. 1866) Kanzler des österreichisch-ungarischen Generalkonsulats wurde, welche Stelle er noch bekleidet. Von Hockers zahlreichen Schriften erwähnen wir noch: "Gedichte" (Köln 1847); "Engelhard und Engeltrud", Epos (Trier 1854); "Die Stammsagen der Hohenzollern und Wellen" (Düsseld. 1857); "Frauenbilder im Kranz der Dichtung" (Götting. 1858); "Vom deutschen Geist, Kulturgeschichte in Liedern und Sagen" (Köln 1858); "Domalbum. Der Dom zu Köln im Kranz deutscher Dichtung" (mit K. Arenz, das. 1880); "Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck" (2. Aufl., Berl. 1879); "Das Kaisertum der Hohenzollern" (3. Aufl., Köln 1873); "Karl Simrock" (Leipz. 1877). Auch veröffentlichte er mehrere Reiseschriften über das Mosel- und Rheingebiet, beschrieb die Kriege von 1866 und 1870 und lieferte zahlreiche Beiträge kulturhistorischen und mythologischen Inhalts in Fachzeitschriften.

Hockerland, Landschaft in Ostpreußen, umfaßt einen Teil der ostpreußischen Seenplatte (etwa die heutigen Kreise Mohrungen und Osterode des Regierungsbezirks Königsberg) und führt den Namen H. ("Oberland, Höhe") im Gegensatz zu den Niederungen bei Elbing und Marienburg. Es erreicht in der Kernsdorfer Höhe 313 m.

Hockscher Motor (Sparmotor), s. Feuerluftmaschine.

Hocktide (engl., spr. hockteid', Hockzeit, auch Hock genannt), in England die lustige Zeit der Hocktage (engl. Hockdays), welche am 15. Tag nach Ostern beginnt und zwei Tage dauert. Am ersten, dem eigentlichen "Hocktag", pflegen die Männer, am darauf folgenden, dem "Hockdienstag", die Frauen die Straßen mit Stricken zu versperren, um so von den Vorübergehenden Geldgeschenke zu erpressen, die zu wohlthätigen Zwecken verwendet werden. Der Ursprung des alten, besonders in Lancashire üblichen Brauchs ist unbekannt. Der Name selbst soll vom englischen day of hoaxing ("Fopptag") oder vom altsächsischen hôgetîdi ("Hochzeit, Fest") herstammen.

Hoc loco (lat.), an diesem Ort.

Hoc volo, sic jubeo, sit pro ratione voluntas (lat.), "ich will's, also befehl' ich's, statt Grundes diene der Wille" (Citat aus Juvenals Satiren, 6, 223).

Hode (Hoden, Testikel, Testis, Orchis, Testiculus), die männliche Keimdrüse oder das den Samen bereitende Organ. Sie stellt in ihrer einfachsten Form einen Schlauch dar, von dessen Wandungen sich einzelne Zellen loslösen und entweder direkt oder nach mehr oder minder beträchtlichen Umformungen zu Samenzellen oder Gruppen derselben werden. Anzahl, Gestalt, Lage etc. der H. bei den einzelnen Tieren sind äußerst verschieden. Bei den Wirbeltieren liegt die H. fast immer in der Bauchhöhle, aus der sie nur unter gewissen Umständen in einen besondern äußern Anhang derselben wandert. Letzteres Verhalten ist nur bei den Säugetieren verbreitet: bei den Embryos derselben befinden sich (wie bei den meisten niedern Wirbeltieren und gleich den Eierstöcken) die Hoden anfänglich am innern Rande der Urnieren, rücken jedoch während der Entwickelung weiter nach abwärts bis in die Leistengegend oder sogar, indem sie Teile der Bauchwand vor sich her drängen, durch den Leistenkanal hindurch in die als Hodensack (s. unten) bekannte Aussackung der äußern Haut. Dabei bleibt gewöhnlich die Verbindung mit der Bauchhöhle offen, so daß die H., wie es bei vielen Säugetieren zur Brunstzeit regelmäßig geschieht, in sie zeitweilig zurücktreten kann. Beim Menschen findet diese Wanderung der H. in den Sack im achten Monat der Schwangerschaft, seltener erst in der Pubertätszeit oder nur unvollkommen oder auch gar nicht statt; im letzten Fall scheinen eine oder auch beide Hoden zu fehlen (sogen. Kryptorchismus); unter normalen Umständen verwächst aber die Öffnung, durch welche die H. herabgestiegen, und macht den Rücktritt unmöglich. Die Nebenhode (s. unten) ist ein umgewandelter Teil der Urniere. - Beim Menschen (s. Tafel "Eingeweide II", Fig. 3) ist der Hodensack (scrotum) eine in zwei Hälften geteilte Hauttasche; seine Wandung zeichnet sich durch den großen Reichtum an glatten Mus-^[folgende Seite]