Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Isagoras; Isaktscha; Isambert; Isambul; Isametralen; Isandhlwana; Isanomalen; Isäos; Isar

28

Isagoras - Isar.

Isagoras, nach Vertreibung des Hippias 510 v. Chr. Führer der aristokratischen Partei in Athen, vertrieb mit Hilfe der Spartaner 508 Kleisthenes und setzte einen Rat von 300 seiner Partei ein, wurde aber vom Volk in der Akropolis eingeschlossen und mußte nach drei Tagen mit den Spartanern Athen verlassen; er starb in der Verbannung.

Isaktscha, einst bedeutende, jetzt herabgekommene Stadt in der rumän. Dobrudscha, wenig oberhalb des Donaudelta, mit 3-4000 Einw. Hierhin verlegt man die Schiffbrücke, welche Dareios auf seinem Zuge gegen die Skythen über die Donau schlagen ließ. 3 km unterhalb erfolgte 1829 der Donauübergang der Russen.

Isambert (spr. isangbähr), François André, franz. Rechtsgelehrter und Gerichtsredner, geb. 30. Nov. 1792 zu Aunay im Departement Eure-et-Loire, widmete sich dem Studium der Rechte und ward Deputierter der Kolonien, 1818 auch Advokat am Kassationshof in Paris. Als Deputierter that er sich namentlich durch seine Bemühungen für eine Verbesserung der legislativen und administrativen Lage der Kolonien sowie durch seine Angriffe auf die katholische Kirche hervor. Gegen die Ordonnanzen vom Jahr 1830 protestierte er im Namen des Advokatenstandes. Auch begab er sich als einer der ersten auf das Stadthaus, wo er von der zusammengetretenen provisorischen Regierung zum Direktor des "Bulletin des lois" ernannt ward. Am 27. Aug. zum Rat am Kassationshof ernannt, redigierte er die von den 221 durchgesehene Charte und trat im Oktober d. J. in die Deputiertenkammer, wo er für das Ministerium Laffitte stimmte, aber unter dem Ministerium Périer zur Opposition übertrat. Nach der Februarrevolution von 1848 vom Departement Eure-et-Loire in die Nationalversammlung gewählt, hielt er sich in der Konstituante zur Rechten, wurde jedoch bei den Wahlen für die Legislative nicht wieder gewählt. 1854 trat er zum Protestantismus über. Er starb 13. April 1857 in Paris. Größere Werke aus seiner Feder von historisch-juristischem Interesse sind: "Recueil complet des lois et ordonnances à compter du 1 avril 1814" (Par. 1820-30, 17 Bde.), mit vollständigem Kommentar; "Recueil général des anciennes lois françaises depuis l'an 420 jusqu'à la révolution de 1789" (das. 1821-33, 29 Bde.), eine Sammlung, die er mit Jourdan, Decrusy, Armet und Taillandier herausgab; "Annales politiques et diplomatiques" (das. 1823, 5 Bde.; 2. Aufl. 1826); "Essai historique sur l'étude du droit naturel, du droit publique et du droit des gens" (das. 1826); "Code électoral et municipal" (2. Ausg., das. 1831, 3 Bde.); "État religieux de la France et de l'Europe" (das. 1843-1844, 2 Tle.); "Histoire de Justinien" (das. 1856, 2 Bde.) sowie die Übersetzung von Procopius' "Anecdota" (das. 1856). Seine "Pandectes françaises" (Par. 1834, 2 Bde.), eine vollständige Sammlung der französischen Gesetze, Verordnungen, Aktenstücke bis auf die neueste Zeit, für den praktischen Gebrauch bestimmt, sind unvollendet geblieben. I. war auch der Gründer und längere Zeit Mitarbeiter der "Gazette des Tribunaux" und nahm thätigen Anteil an der von Wolowski gestifteten "Revue de législation et de jurisprudence". - Sein Sohn Emile I., geb. 1827, gest. 1876 in Paris, widmete sich dem ärztlichen Beruf und veröffentlichte unter anderm: "Études chimiques, physiologiques et cliniques sur l'emploi thérapeutique du chlorate de potasse" (Par. 1856); "Parallèle des maladies générales et des maladies locales" (das. 1866) und (in den "Guides-Joanne") ein "Itinéraire descriptif, historique et archéologique de l'Orient" (2. Ausg. 1873, fortgesetzt von Chauvet).

Isambul (Ebsambul), Ort, s. Abu Simbal.

Isametralen (griech.), Linien, welche auf Erdkarten diejenigen Orte verbinden, die in den einzelnen Monaten gleiche Abweichung vom normalen Monatsmittel besessen haben. Sie lassen erkennen, für welche Orte die einzelnen Monate zu kalt oder zu warm waren, und für welche diese Abweichung dieselbe Größe hatte (s. Lufttemperatur).

Isandhlwana (Isandula), Ort in der nordöstlich an die brit. Kolonie Natal anstoßenden Zulureserve, am linken Ufer des Buffaloflusses. Hier wurde 22. Jan. 1879 eine Abteilung der britischen Truppen unter dem General Chelmsford von den Zulukaffern unter Cetewayo vollständig vernichtet.

Isanomalen (griech.), Linien, welche auf Erdkarten zwischen den Punkten gezogen sind, an denen die Mitteltemperatur des Ortes um gleichviel Grade von der mittlern Temperatur des Parallelkreises, unter welchem der betreffende Ort liegt, abweicht. Dove nennt die Differenz zwischen der Mitteltemperatur eines Ortes und der Mitteltemperatur seines Parallelkreises die thermische Anomalie, und daher verbinden die I. die Orte gleicher Anomalie. Je nachdem man die Mitteltemperatur eines Jahrs oder der einzelnen Monate einführt, erhält man verschiedene Kurven, aus denen interessante Schlüsse über die klimatischen Verhältnisse der Erdoberfläche gezogen werden können (s. Lufttemperatur).

Isäos, der fünfte in der Reihe der zehn attischen Redner, aus Chalkis auf Euböa, Schüler des Isokrates, lebte in Athen während der ersten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. wahrscheinlich als Metöke, indem er Prozeßreden für andre schrieb und rednerischen Unterricht erteilte, unter andern auch an Demosthenes. Von den 64 Reden, welche ihm das Altertum beilegte, sind außer nicht unbedeutenden Bruchstücken 11 auf Erbschaftsangelegenheiten bezügliche erhalten, die eine Hauptquelle des attischen Privatrechts sind. Lassen dieselben die natürliche Eleganz und Einfachheit, welche Lysias auszeichnen, vermissen, so empfehlen sie sich dafür durch eine gebildetere Kunstform wie durch Kraft und Gedrungenheit des Stils. Ausgaben besonders von Schömann (mit Kommentar, Greifsw. 1831), Scheibe (Leipz. 1860) und Buermann (Berl. 1882); Übersetzung von Schömann (Stuttg. 1830, 2 Bde.). Vgl. Blaß, Die attische Beredsamkeit, Bd. 2 (Leipz. 1874); Moy, Étude sur les plaidoyers d'Isée (Par. 1876).

Isar, einer der bedeutendsten Nebenflüsse der Donau, entspringt in Tirol am Stalter Anger nordwestlich von der Speckkorspitze und zwischen den beiden mittlern Ketten des Karwendelgebirges, nordöstlich von Innsbruck, fließt erst 22 km weit nach. W., wendet sich bei Scharnitz nach N. und durchbricht unterhalb in dem Scharnitzer Engpaß (wo ehemals die Feste Porta Claudia) die Kalkalpen. Weiterhin, von Mittenwald (920 m ü. M.) an, nach NO., dann wieder nach N. fließend, macht der auf 7 m eingeengte Fluß einen Fall von 8 m Höhe und tritt bei Tölz (640 m ü. M.) aus dem Gebirge. Er empfängt auf dieser Strecke, dem Oberlauf, rechts die Riß und die Achen oder Walchen (aus dem Achensee), links die Jachenau (aus dem Walchensee). Von Tölz an verfolgt die I. mit einem Bogen nach W. bis Freising nordöstliche Richtung, fließt am ausgedehnten Erdinger Moos (am rechten Ufer zwischen München und Freising) vorüber, wendet sich von Freising an (438 m ü. M.) entschieden nach NO. und mündet nach einem Laufe