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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Italienische Litteratur

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Italienische Litteratur (19. Jahrhundert).

nen: Domenico Bolognese ("Cleopatra", "Caino", "Prometeo"), Battaglia ("Luisa Strozzi", "Girolamo Olgiato"), Zamboni, Vittorio Salmini, Carlo d'Ormeville, Salvatore d'Agnillo, Stanislao Morelli ("Arduino d'Ivrea"), Montanelli ("Camma"), Chiossone ("La suonatrice d'arpa"), Napoleone Giotti ("Brunhilda", "Monaldesca", "Balduino di Fiandra"), Braccio Bracci ("Pier Luigi Farnese", "Isabella Orsini", "Struensee"), Barattani, Gazzoletti ("Paolo"), Salmini (gest. 1881; "Santo e Patrizio", "Madama Roland") u. a. Wirklich großartige Erfolge errangen in den letzten Jahrzehnten auf dem Felde des ernsten Dramas besonders zwei Dichter: Pietro Cossa (gest. 1881) namentlich mit seinem "Nerone", und Felice Cavallotti mit "Alcibiade". Zwei Tendenzdramen in des Wortes verwegenster Bedeutung von dem Piemontesen Felice Govean ("Gesù Cristo" und "I Valdesi") erregten ein gewisses Aufsehen; sie enthalten in der That Szenen von schlagender dramatischer Kraft, aber ihr Gesamteindruck ist nicht der eines Kunstwerkes. Der indischen Mythe entlehnte De Gubernatis Stoff für interessante dramatische Dichtungen, welchen jedoch die Bühne verschlossen blieb. Im allgemeinen neigt die italienische Tragödie zu einer gewissen Zerflossenheit; reichgegliederte Handlungen weiß sie nicht zu bemeistern; wo sie aber einen einfach wirksamen Entwurf in den knappen Formen Alfieris behandelt, gelangt sie nicht selten zu reiner und bedeutender Wirkung. Im Lustspiel machten nach dem Wiederaufleben des nationalen Geistes auf der italienischen Bühne zwei Richtungen sich bemerklich: die der harmlos-heitern Lebensdarstellung, welche auf komische Erfindung, natürlichen und witzigen Dialog das Hauptgewicht legt und vor allem unterhalten, belustigen will, und die der "tiefern Intentionen", welche eine kunstmäßige "soziale Komödie" zu schaffen sich vorsetzte und überhaupt strengern künstlerischen Anforderungen zu entsprechen bemüht war. Die erstere Richtung ist am glänzendsten durch Gherardi del Testa, die letztere durch Paolo Ferrari vertreten. Gherardi (gest. 1881) schrieb eine Unzahl von Komödien, welche in ihrer Aufeinanderfolge selbst wieder einen Stufengang von der leichtern zur ernstern Gattung darstellen, und immer stand ihm der Erfolg zur Seite. Paolo Ferrari lieferte einige Meisterstücke ("La satira del Parini" und "Le sedici commedie del Goldoni"), die seinen Ruhm begründeten; aber ihm gebricht die reiche, mit gleichmäßiger Kraft strömende Ader Gherardis. An diese beiden Reigenführer schlossen sich zahlreiche Kräfte an, welche die italienische Bühne mehr oder weniger dauernd bereicherten. Im Geist Gherardis schrieben zunächst L. Alberti, Leo di Castelnuovo, Riccardo Castelvecchio, Giovanni Giordano, Napoleone Panerai, Giuseppe Calonzuoli, Ludovico Muratori, Achille Torelli ("I mariti"). Als einer der begabtesten unter den Neuern erscheint Luigi Suner (von spanischer Abkunft). Großen Beifall fanden Vittorio Bersezio mit "Le miserie del Signor Travetti" und Valentino Carrera mit "La Quaderna dei nanni". Weiterhin mögen noch erwähnt sein: Ferdinando Martini, L. Forti, Parmenio Bettoli, Enrico Montecorboli, Giuseppe Costetti. Als Bahnbrecher im Sinn der "sozialen Komödie" wurde von vielen der früh verstorbene Teobaldo Eiconi (gest. 1863), der Verfasser von "Le pecorelle smarrite", begrüßt. De Renzis, Desiderato Chiaves ("Lo zio Paolo"), Giuseppe Giacosa zeichneten sich im Proverbe aus; Francesco Coletti hatte nachhaltigen Erfolg mit komischen Bagatellen. Zu bedauern ist, daß die moderne italienische Bühne das Volksstück im Sinn Goldonis vernachlässigt; man geht dem Volkstümlichen aus dem Weg, verschmäht das Derbkomische, und im Bemühen, nicht bloß zu unterhalten, sondern auch zu belehren, verfällt die "soziale Komödie" oft in einen doktrinären Ton, welcher der komischen Muse nicht wohl ansteht.

Auf dem Gebiet der Lyrik gab Italien der Weltlitteratur in dieser Epoche zwei Dichter ersten Ranges: Giacomo Leopardi (1798-1837) und Giuseppe Giusti (1809-50), jener ausgezeichnet in der elegischen, dieser in der satirischen Gattung, beide von originellstem Gehalt und unübertrefflicher Formkunst. Neben ihnen sind aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts noch zu nennen: der schon erwähnte Alessandro Manzoni ("Inni sacri", "Il cinque Maggio"), die politischen Dichter Giovanni Berchet (gest. 1851) und Gabriele Rossetti (gest. 1853) sowie eine Reihe von epischen und lyrischen Dichtern, wie Tommaso Grossi ("I Lombardi alla prima crociata"), Giovanni Torti, Agostino Cagnoli, Marchetti, Antonio Zoncada, A. M. Ricci ("L'Italiade" und "San Benedetto"), Jacopo Cabianca ("Torquato Tasso"), Sestini ("La Pia"), Giuseppe Borghi, Carlo Guaita. Weiterhin erwarben als Lyriker sich Anerkennung: Antonio Guadagnoli (in der heitern Gattung), Luigi Carrer (gest. 1850), Francesco Dall' Ongaro (gest. 1873), Giulio Carcano (gest. 1884), der Improvisator Regaldi, Giuseppe Niccolini, Vittorelli, Giuseppe Revere, Andrea Maffei (gest. 1885, auch als Übersetzer Schillers bekannt), Arnaldo Fusinato, Alessandro Poerio, Ippolito Nievo, Emilio Frullani (gest. 1879), Luigi Mercantini, Cesare Betteloni, Fabio Nannarelli, Ferdinando Bosio. Ein originelles, höchst anmutendes lyrisches Talent war der früh verblichene Emilio Praga (gest. 1875; "Tavolazza", "Trasparenze"). Den bedeutendsten Ruf aber als lyrische und lyrisch-epische Dichter genießen Giovanni Prati und Aleardo Aleardi (gest. 1878), ein Meister des Kolorits, zu denen sich aus neuester Zeit der feurige Giosuè Carducci, Verfasser des "Inno a Satana" und der "Odi barbare", als dritter gesellt. Letzterer ist der Führer und Meister der in jüngster Zeit in Italien aufgekommenen Dichterschule, welche den entschiedensten Realismus oder (wie die Italiener selbst sagen) Verismus, d. h. die nackte, auch unschöne Wirklichkeit auf dem Gebiet des äußern Lebens sowohl als auf dem der Empfindung, zum Ausdruck zu bringen sucht, und zu deren namhaftesten Anhängern Lorenzo Stecchetti (Olindo Guerrini), Vittorio Imbriani, obschon in mancher Hinsicht den schärfsten Gegensatz zu den "Veristen" bildend, Arturo Graf ("Medusa"), G. d'Annunzio u. a. gehören. Andre bemerkenswerte Lyriker der jüngsten Zeit sind: der maßvolle, elegante Giacomo Zanella, Bernardino Zendrini (der Übersetzer Heines, gest. 1879), der philosophische Mario Rapisardi ("La Palingenesi"), Giuseppe Chiarini, der deutschfreundliche, edel begabte Alessandro Arnaboldi, Marc Antonio Canini u. a. Auch an hervorragenden Dichterinnen fehlte und fehlt es nicht. Wir nennen: Laura Mancini, Rosa Taddei, die Improvisatorin Giannina Milli, Francesca Lutti, Erminia Fuà-Fusinato, Giuseppina Guaggi-Nobile, Giuseppina Turrisi-Colonna. - Von den epischen und didaktischen Dichtungen, welche dieser Zeitraum aufweist, erhebt sich keine über das Mittelmäßige. Wir nennen davon nur: "La coltivazione degli olivi" und "La Gerusalemme