Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Juda; Juda Hanassi; Judaismus; Judas; Judasbaum; Judassilberling; Jude; Judeich

280

Juda ha Levi - Judeich.

größtenteils gebirgig, aber trotzdem fruchtbar. Die wichtigsten Städte waren: Jerusalem (die Hauptstadt), Jericho, Hebron, Gibeon, Emmaus, Diospolis (Lydda), Cäsarea, Bethlehem, an der Küste Joppe, Askalon, Gaza. Der südlichste Teil des Stammgebiets Juda scheint gleich nach dem Untergang des alten Reichs von den idumäischen Grenznachbarn in Besitz genommen zu sein und wird daher in griechisch-römischer Zeit unter dem Namen Idumäa (s. d.) mitbegriffen. Unter dem römischen Kaiser Claudius wurde ganz J. nach dem Tode des Herodes Agrippa 44 n. Chr. zur römischen Provinz gemacht und zu Syrien geschlagen.

Juda (ben Samuel) ha Levi, mit dem arab. Namen Abu'l Hassan, geboren um 1085 in Kastilien, widmete sich anfänglich dem ärztlichen Beruf, dann aber, nachdem er mit Abraham und Moses ibn Esra, mit Juda und Salomo ibn Giat, mit Salomo Parchon u. a. bekannt geworden, der Dichtkunst und Philosophie. Nach 1140 befriedigte er seine Sehnsucht, nach Palästina zu pilgern, reiste über Ägypten und Arabien nach Damaskus, wie wir aus seinen Gedichten entnehmen. Fraglich bleibt, ob er Palästina betreten; der Sage nach ward er, sein Zionslied dichtend, vor den Thoren Jerusalems von einem Araber getötet. Judas synagogale Dichtungen sind in den Gebetbüchern aller jüdischen Riten zu finden. Seine Gedichtsammlung ("Diwan", mit Biographie hrsg. von Geiger, Bresl. 1851) gehört zu dem Edelsten und Formvollendetsten, was die Muse der spanischen Juden geschaffen. Wie als religiöser Dichter, steht er groß da als Religionsphilosoph, denn sein in arabischer Sprache geschriebener "Al-Chazari" (Text von Hirschfeld, Leipz. 1886; deutsche Übersetzung von D. Cassel, 2. Aufl., das. 1869, und von Hirschfeld, das. 1885) ist eine geschickte Verteidigung und Verherrlichung des Judentums auf dem Hintergrund der historischen Thatsache von der Massenbekehrung der Chasaren.

Juda Hanassi, s. Talmud.

Judaismus, s. v. w. mosaische Religion, dann die religiöse Denkungsart der spätern Juden, nach den Lehren der Rabbiner und des Talmuds (vgl. Judentum). Judaisieren, sich jüdischer Weise, Sitte etc. nähern.

Judas, 1) J. Makkabäus (Makkab, "Hammer"), jüd. Held, Sohn des Priesters Mattathias und nach dessen Tod (166 v. Chr.) Anführer der jüdischen Patrioten, die sich gegen den Despotismus des syrischen Königs Antiochos Epiphanes erhoben hatten. Er focht glücklich gegen mehrere syrische Heere, bemächtigte sich Jerusalems, jedoch ohne die Burg, und stellte den Jehovahkultus wieder her. Im folgenden Jahr züchtigte er die Nachbarvölker, vornehmlich die Edomiter und Ammoniter, für ihre den Juden zugefügten Mißhandlungen; 162 machte er selbst einen Angriff auf die Burg von Jerusalem, vermochte aber einem syrischen Heer in offenem Feld nicht zu widerstehen und zog sich deshalb nach Jerusalem zurück, wo er, kurze Zeit belagert, mit dem Feind einen billigen Frieden schloß. Dieser war jedoch von nur kurzer Dauer, indem der von den Syrern eingesetzte Hohepriester Alkimos eine dem J. feindliche Partei bildete und, von syrischen Truppen unterstützt, den J. befehdete. Nachdem letzterer ein anrückendes syrisches Korps unter Nikanor geschlagen, ging er die Römer um ein Bündnis an. Aber ehe noch der Bescheid vom römischen Senat eintraf, rückte abermals ein über 20,000 Mann starkes syrisches Heer unter Bakchides ein (160), dem J. bloß einen Haufen von wenigen Hundert Mann entgegenstellen konnte. Dennoch wagte er eine Schlacht, die ihm selbst das Leben kostete. In den beiden apokryphischen Büchern der Makkabäer findet sich ein doppelter Bericht über seine Kriegsthaten. Unter den dramatischen Bearbeitungen des Stoffes ist besonders die von Otto Ludwig ("Die Makkabäer", 1852) hervorzuheben. Vgl. Conder, J. Maccabaeus and the Jewish war of independence (Lond. 1879).

2) J. der Apostel erscheint in den Apostelkatalogen des Lukas (Luk. 6, 16; Apostelgesch. 1, 13; vgl. auch Joh. 14, 12) statt des Matth. 10, 3, Mark. 3, 18 genannten Lebbäus oder Thaddäus, mit welchem er daher gewöhnlich kurzweg vereinerleit wird. Seine Lebensgeschichte beruht ganz auf widerspruchsvollen Sagen. Nach der abendländischen Tradition soll er im Verein mit Simon den Persern das Evangelium verkündigt und dort als Märtyrer geendet haben, wogegen die alte Legende von Edessa den J. mit Thomas (s. d.) identifiziert, welcher schon um 200 als Apostel Parthiens galt, den Thaddäus dagegen, auf welchen das Christentum in Edessa zurückgeführt wird, nur zu einem der 70 Jünger macht. Sein Tag ist in der griechischen Kirche der 16. (22.) Mai, in der katholischen der 28. Oktober. Der traditionellen Meinung nach gilt er als Verfasser des im Neuen Testament befindlichen, übrigens dem 2. Jahrh. angehörigen kleinen Briefs des J., welcher die Verirrungen der antinomistischen Gnosis rügt.

3) J. Ischariot, Sohn Simons, von Kariot im Stamm Juda, einer der zwölf Apostel Jesu, der Jesum mit einem Kuß (Judaskuß) für die Summe von 30 Sekel (etwa 60 Mk.) verriet und sich darauf in der Verzweiflung selbst das Leben genommen haben soll, worüber jedoch schon im Urchristentum ein dreifach verschiedener Bericht existierte. Über die Motive des Verrats gibt es nur Vermutungen, worüber die Litteratur zum Leben Jesu (s. Jesus Christus, S. 216 f.) Auskunft bietet. Die Gestalt des Verräters, dem die Volksphantasie bald auch einen bestimmten Typus lieh, tritt in allen poetischen Erzählungen vom Leben Jesu wie in den biblischen Dramen des 16. Jahrh. in gleich abschreckender Weise auf: überall erscheint er als Repräsentant der niedrigsten Habsucht, teuflischer Bosheit und trauriger geistiger Beschränkung zugleich, als eine gemeine Alltagsnatur. Auch der Halbroman "J. der Erzschelm" von Abr. a Santa Clara (1689) folgt noch dieser Auffassung, während neuere Dichtungen wie die Tragödien: "J. Ischarioth" (1852) von Elisa Schmidt und "Jesus der Christ" (1865) von Dulk, den Charakter des Verräters zu heben und psychologisch verständlich zu machen suchen.

4) J. der Galiläer, bei Josephus Gaulonäos genannt, aus Gamala am Galiläischen See, wiegelte im Verein mit einem gewissen Sadok das jüdische Volk gegen einen Zensus auf, den Kaiser Augustus im 37. Jahr nach der Schlacht bei Actium durch Quirinus vornehmen ließ. Die Empörung ward zwar unterdrückt, des J. Anhänger aber pflanzten sich fort und waren später unter Anführung seines Sohns Menahem und des Eleasar bei dem letzten Aufstand der Juden gegen die Römer sehr thätig.

Judasbaum (Judaslinde), s. Cercis.

Judassilberling, Pflanze, s. Lunaria.

Jude, ewiger, s. Ewiger Jude.

Judeich, Johann Friedrich, Forstmann, geb. 27. Jan. 1828 zu Dresden, studierte 1846-48 Forstwissenschaft in Tharandt sowie Nationalökonomie in Leipzig. 1849 ward er Hilfsarbeiter bei der königlich sächsischen Forsteinrichtungsanstalt, trat 1857 als