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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Jungfer im Grünen - Junghans.

bald ein Mensch zwischen sie gebracht wurde, zusammenschlugen. Auf solche Weise hingerichtet werden hieß: die J. küssen.

Jungfer im Grünen (J. im Busch), s. Nigella.

Jungfern, linsenförmige Blöcke mit 3 runden Löchern zum Durchscheren von Taljereepen behufs Anholen der Wanten (s. d.).

Jungfernblei, das bei der Verarbeitung des Bleiglanzes im Flammofen am Ende der Röstperiode sich abscheidende reine Blei.

Jungfernblüte, s. Drosera.

Jungfernglas, s. v. w. Marienglas, s. Gips.

Jungferngras, s. Stellaria.

Jungfernhäutchen, s. Scheide.

Jungfernherz, s. Dicentra.

Jungfernhonig, s. Honig.

Jungferninseln (Virginische Inseln), Inselgruppe in Westindien, östlich von Puerto Rico, unter 18° nördl. Br., zu den Kleinen Antillen gehörig, besteht aus größern und zahllosen kleinern Inseln, die, mit Ausnahme des abgesondert liegenden Ste.-Croix, auf einer ringsum abgegrenzten Bank liegen. In den Besitz derselben teilen sich die Spanier, die Dänen und die Engländer. Den Spaniern gehören: Vieques, Culebra und einige kleinere, zusammen 170 qkm (3,1 QM.) groß mit 3400 Einw.; den Dänen: Ste.-Croix, St. Thomas und St. John, zusammen 359 qkm (6,5 QM.) groß mit 33,763 Einw. Unter den englischen Inseln, zusammen 165 qkm (3 QM.) groß mit 5300 Einw., ist Tortola die bedeutendste. Das Areal sämtlicher J. beträgt 694 qkm (12,6 QM.), ihre Bevölkerung 42,500 Seelen. Sie erfreuen sich eines gleichmäßigen Klimas, werden aber zeitweise von heftigen Orkanen heimgesucht, wie 1867 und 1871. Die J. wurden 1494 von Colombo auf seiner zweiten Reise entdeckt und Las Virgines genannt zu Ehren der elftausend Jungfrauen in der katholischen Legende. 1648 siedelten sich holländische Bukanier auf Tortola an, wurden aber 1666 von den Engländern vertrieben. Die dänischen Ansiedelungen stammen aus dem Jahr 1700. Vgl. die einzelnen Inseln. S. Karte "Westindien".

Jungfernkrankheit, s. v. w. Bleichsucht.

Jungfernmilch, Mischung von 1 Teil Benzoetinktur mit 30 Teilen Rosenwasser, ist von ausgeschiedenem Harz milchweiß, dient als kosmetisches Mittel, verdirbt aber die Haut, weil die feinen Harzteilchen die Poren der Haut verstopfen.

Jungfernöl, s. Olivenöl.

Jungfernpergament, feines, dünnes Pergament.

Jungfernquecksilber, s. v. w. gediegen Quecksilber.

Jungfernrebe, s. Ampelopsis.

Jungfernrede (engl. Maiden speech), die erste Rede eines neuen Parlamentsmitglieds.

Jungfernschwamm, s. Agaricus IV.

Jungfernschwefel, beim Rösten schwefelhaltiger Erze in Höhlungen der Rösthaufen sich absetzender Schwefel.

Jungfernwachs, s. v. w. weißes Wachs.

Jungfernwein, s. v. w. Ampelopsis hederacea.

Jungfernzeugung, s. Parthenogenese.

Jungfernzins, s. Jus primae noctis.

Jungfrau, s. Jungfrauschaft; vgl. Alter.

Jungfrau, 1) das sechste Zeichen des Tierkreises (^); 2) großes Sternbild, von 173-225° Rektaszension und von 19° südlicher bis 14½° nördlicher Deklination reichend, eine Gestalt mit Flügeln und in der Hand eine Ähre haltend, nach Heis mit 181 dem bloßen Auge sichtbaren Sternen, darunter ein Stern erster Größe, Spica oder die Kornähre, außerdem mehrere Sterne dritter Größe, von denen der nördlichste am nördlichen Flügel Vindemiatrix genannt wird. In den Anfang dieses Sternbildes, in die linke Schulter, nicht weit vom Löwen entfernt, fällt der Herbstpunkt. Nach Hesiods Erzählung ist das Sternbild Dike, die Tochter des Zeus (vgl. Asträa), nach andern Demeter.

Jungfrau, ein pyramidal geformter, von Gletschern rings umgürteter, mit blendend weißem Firn bedeckter Bergkoloß der Finsteraarhorngruppe im Berner Oberland. Der Berg fällt gegen N. sehr steil ab in das enge Trümletenthal (der Wengernalp gegenüber); nach O. und SO. fallen gleichfalls steile Hänge zum Eismeer der Berner Alpen; der nordwestliche Fuß, Stellifluh, ruht im Lauterbrunnenthal. Der ganze herrliche Bau (4167 m hoch) wird durch zwei gegen NW. vorgelagerte mächtige Bergstufen, durch das Silberhorn (3690 m) und das östlich danebenliegende Schneehorn (3415 m), in seinem architektonischen Eindruck noch wesentlich gehoben. Der Anblick des Bergs ist daher von N. her am schönsten und großartigsten, während die gegen O. und S. gekehrte Seite nur wenig Effekt macht. Die J. ist der am frühsten von den Berner Alpen bekannt gewordene Berg und wurde zuerst 3. Aug. 1811 von den Gebrüdern Rudolf und Hieronymus Meyer von Aarau wie 3. Sept. 1812 von Gottlieb Meyer erstiegen. Spätere Expeditionen durch Agassiz, Desor, Forbes, Gottlieb Studer u. a. fallen in die 40er Jahre. Die Besteigung geschieht jetzt meist vom Hotel Jungfrau am Äggischhorn aus, über den großen Aletschgletscher hinaus. Der größere Teil des Wegs ist mehr ermüdend als gefährlich, dagegen die letzte Partie über den Roththalsattel außerordentlich schwierig. Die Eisform des Gipfels ändert fast mit jedem Jahr ihre Gestalt; meist jedoch bildet er ein kleines, von grobkörnigem Schnee bedecktes Dreieck, zu welchem ein nur 18-30 cm breiter, auf beiden Seiten in glatten Eiswänden steil abfallender Kamm von etwa 20 Schritt Länge und mit einer Steigung von 60-70° führt. Vgl. Studer, Über Eis und Schnee, Bd. 1 u. 4 (Bern 1869 u. 1883).

Jungfrau, eiserne, s. Jungfer.

Jungfrauen, elftausend, s. Ursula.

Jungfrau in Haaren, s. Nigella.

Jungfrau von Orléans, s. Jeanne d'Arc.

Jungfrauschaft, der geschlechtliche Zustand eines weiblichen Wesens, welches noch niemals den Beischlaf vollzogen hat (Jungfrau). Als Kennzeichen der unverletzten J. gelten: volle, rote, derbe und dichter aneinander schließende äußere und innere Schamlippen, ein unverletztes Scheidenhäutchen (hymen), eine enge, mit vielen Runzeln versehene Mutterscheide, eine feste, gerundete, glatte Beschaffenheit des Gebärmuttermundes, ohne Risse, Einschnitte und Kerben, ein straffes Schambändchen, Derbheit und Festigkeit der Brüste, endlich Schmerz und Blutung beim ersten Beischlaf. Alle diese Merkmale geben aber über das Vorhandensein oder Fehlen der J. keine positive Gewißheit, und die ganze Menge der übrigen angeblichen Kennzeichen der J. ist auf Aberglauben und Unkenntnis basiert.

Jungh., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für F. W. Junghuhn (s. d.).

Junghans, Sophie, Schriftstellerin, geb. 3. Dez. 1845 zu Kassel als Tochter des kurfürstlichen Hofrats Justus J., erhielt eine reiche Bildung, die durch die Eindrücke eines mehrjährigen Aufenthalts in Berlin, England, Italien vertieft und erweitert wurde, verheiratete sich 1877 mit Joseph Schuhmann, Pro-^[folgende Seite]