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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kapuzinade - Kapweine.

bedeckt, hinten zugespitzt, vorn unter dem Kinn geknöpft; wird besonders von Frauen und Mönchen getragen (bei letztern an die Kutte angenäht) und gab dem Kapuzinerorden den Namen. (Vgl. Gugel.)

Kapuzinade (franz.), possenhafte, derbe Strafpredigt nach Art derer der Kapuziner (s. d.); berühmt ist die Kapuzinerpredigt in "Wallensteins Lager" von Schiller.

Kapuziner (Capucini ordinis fratrum minorum), ein Zweig des Franziskanerordens, der unter allen Kongregationen die strengste Regel hat. Die K. trugen braune, wollene Kutten mit langen, spitzen Kapuzen (daher ihr Name) und Sandalen an den bloßen Füßen. Gestiftet 1525 in Italien vom Pater Matteo di Bassi (Baschi) in Urbino, 1528 vom Papst Clemens VII. bestätigt, konstituierten sie sich 1529 als einen extremen, das Proletariat unter den Mönchen darstellenden Bettelorden. Mit der Zeit fanden sie auch in Frankreich (seit 1573) und in Deutschland (seit 1592) sowie in der Schweiz und in Spanien Eingang. Erst 1619 erhielten sie eigne Generale. Als burleske Volksprediger (daher der Ausdruck "Kapuzinade") und geschickte Bettler verspottet und durch körperliche wie geistige Verwahrlosung herabgekommen, haben sie das Schicksal der Orden im vorigen wie in diesem Jahrhundert unter den ersten geteilt.

Kapuzineraffe, s. Rollschwanzaffe.

Kapuzinerbart, Pflanze, s. Cichorium.

Kapuzinerkraut, s. Nigella.

Kapuzinerkresse, s. Tropaeolum.

Kapuzinerpilz, s. Boletus.

Kapuzinerpulver, ein aus Stephanskörnern, Sabadill, weißer Nieswurz, Petersiliensamen, Anis etc. zusammengesetztes Pulver, das zur Vertreibung der Kopfläuse in die Haare gestreut wird, dessen Gebrauch jedoch nicht ganz unbedenklich ist.

Kap Verde, s. Grünes Vorgebirge.

Kapverdische Inseln, zu Portugal gehörige Inselgruppe an der westafrikanischen Küste, 560 km vom Grünen Vorgebirge entfernt und zwischen 14° 45'-17° 30' nördl. Br. und 22° 30-25° 10' westl. L. v. Gr. gelegen, besteht aus zehn bewohnten Inseln nebst einigen Felseilanden, deren Gesamtareal offiziell auf 4271 qkm (77,6 QM.), von Behm und Wagner auf 3851 qkm (69,9 QM.) mit (1879) 99,317 Einw. berechnet wird. Die Inseln zerfallen in eine nordwestliche und eine südöstliche Gruppe, wie folgt:

QKilom. Einwohner

Nordwestliche Inseln:

São Antão 720 20507

São Vicente 207 3297

São Nicolão mit Santa Lucia 411 8733

Branco und Razo 11 -

Bravista 593 2643

Sal 233 1082

Südöstliche Inseln:

Santiago 966 41076

Maio 206 1602

Brava 55 8156

Fogo 443 12221

Grande und Rombo 7 -

Unter den 99,317 Einw. sind 54,468 weiblichen Geschlechts. Die Einwohner sind Nachkommen von Portugiesen, welche nach der 1456 erfolgten Entdeckung durch Cadamosto 1461 auf diese damals gänzlich unbewohnten Inseln geführt wurden, und von Negersklaven von der gegenüberliegenden Küste von Guinea; die Sprache ist wie die Bevölkerung eine Mischung portugiesischer und afrikanischer Elemente. Sämtliche Inseln, von tiefen und sichern Kanälen getrennt, sind hoch; auf einigen erheben sich sogar ansehnliche, fast beständig mit Schnee bedeckte Berge, so auf São Antão der 2500 m hohe Zuckerhut (Pão d'Açucar), auf Fogo der Pik (2700 m), ein noch thätiger Vulkan, der 1847 Strecken von Kulturland zerstörte. Überhaupt tragen sämtliche Inseln Zeichen ihres vulkanischen Ursprungs, auch warme Quellen sind zahlreich. Das Klima ist vom Dezember bis Juli heiß (25° C. im Mittel); im August beginnen die Winterregen, die bis November anhalten, und nach denen das an sich schon ungesunde Klima am gefährlichsten ist. Am gesündesten sind Brava, São Vicente und São Antão, das auch eine Heilquelle besitzt. Von den Winden wehen im Winter am gewöhnlichsten die West- und Südwestwinde, die, von Gewittern begleitet, sich oft zu Orkanen steigern. Kulturboden ist wenig vorhanden, und der Ertrag des geringen Ackerbaues, welcher stattfindet, wird nicht selten durch die furchtbarste Dürre und durch Heuschreckenzüge vernichtet. Wälder gibt es nicht, nur hier und da gewahrt man Gruppen von Kokos- und andern Palmen. Der Grund der Schluchten und Thäler ist mit Buschwerk bedeckt; daneben wachsen Indigo und Baumwolle wild, und auch Bananen und Tamarinden sind häufig; im allgemeinen aber erscheint der Boden nackt. Gebaut werden: Reis, Mais, Hirse, Wein, Zuckerrohr, Tabak. Bedeutend ist die Ausbeute an Salz auf den Inseln Sal und Bravista, das nach Brasilien, dem La Plata und Afrika ausgeführt wird. Die Küsten sind reich an Fischen und Schildkröten. Hauptstadt ist Porto Praya auf Santiago mit 12,000 Einw., Sitz des Gouverneurs, der hier aber nur drei Monate, sonst auf Brava wohnt; am wichtigsten ist aber Porto Grande auf São Vicente, mit großartigen Kohlenlagern für die zwischen Europa und Brasilien, dem La Plata und Westafrika verkehrenden zahlreichen Dampfer. Vgl. Dölter, Die Vulkane der Kapverden (Graz 1882); Derselbe, Über die Kapverden nach dem Rio Grande und Futah Djallon (Leipz. 1884).

Kapweine, die Weine vom Kap der Guten Hoffnung. Der Weinbau am Kap wurde 1660 durch französische Hugenotten begründet, und 1665 wurden die ersten Weinproben nach Holland gesandt. Im 18. Jahrh. und bis in die neuere Zeit galt der Kapwein für das edelste Getränk der Erde; gegenwärtig aber ist dieser Nimbus geschwunden, und man hört viel mehr absprechende Urteile, zumal die feinern, edlern Sorten nur in geringer Quantität erzeugt werden und wenig in den Verkehr kommen. Der Constantia verdankt seine Güte größtenteils der sorgfältigen Behandlung (Gesamtproduktion nicht über 1000 hl im Jahr); die Weinbauern aber verfahren allgemein in solcher Weise, daß der Weinhändler genug zu thun hat, um aus ihrem Wein trinkbare Sorten zu fabrizieren. Die Constantiaweine sind rote und weiße Likörweine erster und zweiter Klasse, von köstlichem Gewürz und einer Süßigkeit, welche in vollkommenem Einklang zum Alkoholgehalt steht; ihnen am nächsten steht der Rota aus Steelenbosch, ein roter Muskatwein, und der Witteboom. Von den trocknen Weißweinen werden im Thal von Drakenstein, besonders beim Dorf Paarl, die vorzüglichsten produziert, und diese Weine gehen meist als Kap-Rheinweine (Cape Hock [vgl. Hock]). Man unterscheidet jetzt auch K. und südafrikanische Weine, um die neuern, im Charakter, Körper und Geschmack wesentlich vervollkommten Weine nicht durch den übeln Ruf leiden zu lassen, welchen sich viele K. ehe-^[folgende Seite]