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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Knebel; Knebelit; Knecht; Knecht Ruprecht; Kneffs; Kneifinstrumente; Kneller

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Knebel - Kneller.

welche seinen Ruf als Genremaler am sichersten begründet haben: das Kinderfest (Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen, 1869, Berliner Nationalgalerie), das Leichenbegängnis in einem hessischen Dorf (1871), das Gänsemädchen (1872), in tausend Ängsten (1872), die Geschwister (1872), die Beratung Hauensteiner Bauern (1873). In diesen Gemälden spricht sich eine wahre, naive Empfindung, ein seiner Humor und eine große Mannigfaltigkeit der Charakteristik aus, welche durch ein kräftiges, natürliches Kolorit und eine scharfe, geistvolle Zeichnung unterstützt werden. Im J. 1874 wurde K. zur Leitung eines Meisterateliers an die Kunstakademie nach Berlin berufen. Seine schöpferische Thätigkeit litt unter dem Lehramt nicht. Auch entwickelte sich seine koloristische Virtuosität, namentlich unter dem Studium der Holländer, noch reicher. Doch verloren seine Bilder an Naivität und Unmittelbarkeit der Empfindung, und die Reflexion und das Streben nach witzigen Pointen trat mehr in den Vordergrund. Die bedeutendsten seiner Genrebilder aus dieser Zeit sind: die heilige Familie (1876, eine genreartig behandelte Ruhe auf der Flucht), die Wirtshausszene auf schlechten Wegen (1876), das widerspenstige Modell (1877), Salomonische Weisheit (1878), hinter den Kulissen (1880, Dresdener Galerie), die Bacchantin, das gehetzte Wild, ein Försterheim (1886). K. hat auch Porträte in genrehafter Auffassung, aber mit feinster, geistreicher Charakteristik gemalt, unter denen die von Helmholtz und Mommsen in der Berliner Nationalgalerie hervorzuheben sind, sowie einen Cyklus von Zimmerdekorationen im Watteauschen Stil. Die echt deutsche Richtung seiner Kunstanschauung gipfelt in der Schilderung des Kinderlebens, welches er mit köstlichem Humor darzustellen weiß, und in der tiefen Wahrheit, mit welcher er das Empfindungsleben der Bauern veranschaulicht. Seine Bilder haben durch Stich und Photographie eine große Popularität erlangt. Er ist königlicher Professor und Ritter des Ordens pour le mérite.

Knebel, Karl Ludwig von, ein Genosse des Weimarer Musenhofs, geb. 30. Nov. 1744 auf dem Schloß zu Wallerstein in Franken, studierte auf der Universität zu Halle einige Zeit Jurisprudenz, trat dann in Potsdam in das Regiment des Prinzen von Preußen und avancierte nach wenigen Monaten bereits zum Offizier. Während seines zehnjährigen Militärdienstes machte er die nähere Bekanntschaft Ramlers, Nicolais, Gleims, Moses Mendelssohns u. a. Da sich ihm jedoch keine Aussicht auf weitere Beförderung eröffnete, nahm er seinen Abschied. Auf der Reise in die Heimat ließ er sich in Weimar fesseln, wo er 1774 die Stelle eines Hofmeisters beim Prinzen Konstantin übernahm. Auf einer Reise nach Frankreich, die er mit diesem und dem ältern Bruder noch in demselben Jahr unternahm, besuchte er Goethe in Frankfurt a. M. und vermittelte dessen erste Bekanntschaft mit dem Erbprinzen Karl August. Nach dem frühen Tod seines Zöglings erhielt er eine lebenslängliche Pension mit dem Majorscharakter und lebte nun in enger Verbindung mit jenem Kreis, dem die größten Geister Deutschlands, Goethe, Herder, Schiller, Wieland, Herzog Karl August etc., angehörten. Besonders eng schloß er sich an Wieland an. Nachdem er sich 1798 mit Fräulein Luise Rudorff, der Kammersängerin der Herzogin Amalie, vermählt, zog er sich in das Bergstädtchen Ilmenau zurück, wo er schon früher aus Interesse an Mineralogie öfters verweilt hatte. Als seine Kinder heranwuchsen, vertauschte er (1805) diesen Aufenthalt mit Jena, wo er 23. Febr. 1834 starb. Das wenige, was K. herausgab, trägt das Gepräge der Reife und Gediegenheit. Dahin gehören seine Übersetzung des Alfierischen Trauerspiels "Saul" (Ilmenau 1829), von der jedoch nur wenige Exemplare ins Publikum kamen, die der "Elegien des Properz" (zuerst in Schillers "Horen", dann Leipz. 1798) und vor allem die Übertragung von Lucretius' Lehrgedicht "Von der Natur der Dinge" (das. 1821, 2 Bde.; 2. Aufl. 1831). Seine eignen Poesien ("Hymnen", "Elegien", "Lebensblüten in Distichen" etc.) stehen gesammelt im 1. Band seines von Varnhagen v. Ense und Th. Mundt herausgegebenen "Litterarischen Nachlasses und Briefwechsels" (mit Biographie Knebels von Th. Mundt, Leipz. 1835, 3 Bde.). Seinen sehr anziehenden "Briefwechsel mit Goethe" (Leipz. 1851, 2 Bde.) gab Guhrauer, eine Auswahl "Aus Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette" (Jena 1858) Düntzer heraus. Vgl. Beaulieu-Marconnay, Anna Amalie, Karl August und der Minister v. Fritsch (Weim. 1874).

Knebelit, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Olivingruppe), findet sich derb und in Kugeln, ist grau bis grauweiß, auch in Rot, Braun, Schwarz und Grün ziehend, hart, schimmernd bis matt, undurchsichtig, besteht aus kieselsaurem Eisen- und Manganoxydul (MnFe)2SiO4 ^[(MnFe)_{2}SiO_{4}] mit 35,47 Proz. Eisenoxydul und 35 Proz. Manganoxydul. K. findet sich bei Ilmenau und Dannemora, massenhaft bei Hilläng und in Schishyttan in Schweden, gemengt mit Magneteisenerz und Mangangranat. Dies Vorkommen bildet ein Eisenerz mit 42,44 Proz. Eisen und 13,25 Proz. Mangan; doch verhüttet man nur die eisenreichere Partie aus der Mitte des Lagers und gewinnt daraus Spiegeleisen, während man das übrige Erz auf Halden stürzt.

Knecht, dienende Person, früher Name für die Knappen und gemeinen Söldner, z. B. Lands-, Fuß-, Stück-, reisige Knechte. Als Train- und Packknechte blieb dieser Name für die Fahrer und Offiziersburschen bis Anfang dieses Jahrhunderts im Gebrauch.

Knecht Ruprecht, ein Spukgeist, der in zottiger Kleidung, mit einer Rute und einem Sack versehen, vor Weihnachten den Kindern erscheint und den ungehorsamen mit Schlägen droht, den artigen dagegen Nüsse vorwirft. Die Figur hängt mit den heidnischen Gebräuchen zu der betreffenden Zeit als des Festes der Wintersonnenwende (der Zwölften) zusammen und schließt sich dem dann stattfindenden Umzug des Wodan und der Frau Berchta an. In manchen Gegenden gehen statt des K. R. der Pelzmärte, Knecht Nikolas oder Aschen- und Butterklas herum. Als christliches Substitut erscheint so der heil. Joseph im Gefolge des Christkindes.

Kneffs (Quenelles), kleine längliche Klöße von Fleisch- oder Fischfarce.

Kneifinstrumente, s. v. w. Harfeninstrumente.

Kneller, Gottfried von (oder Kniller), Maler, geb. 8. Aug. 1646 zu Lübeck, widmete sich in Amsterdam unter dem Rembrandtschüler Ferdinand Bol der Malerei und ging dann nach Rom und Venedig, wo er sich anfangs in der Historienmalerei ausbildete, nachher aber fast ausschließlich dem Porträtfach widmete. Nach kürzerm Aufenthalt in München, Nürnberg und Hamburg als Porträtmaler ließ er sich 1676 in London nieder und ward dort 1680 erster Hofmaler. 1684 folgte er einer Einladung Ludwigs XIV. nach Paris, um die königliche Familie zu porträtieren. Nach England zurückgekehrt, ward er vom König Wilhelm III. zum Ritter und von Georg I. unter dem Titel von Whitton 1715 zum Baronet ernannt;