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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kochmaschinen - Kodizill.

Kinkel und Böckel: "Opuscula philologica" (Leipz. 1881-82, 2 Bde.). Vgl. Hug, Heinrich K. (Basel 1878).

Kochmaschinen, s. Kochherde.

Kochowski (Nieczuja-K. von Kochow), Hieronymus Vespasian, poln. Dichter, geboren zwischen 1630 und 1633 in der Landschaft Sandomir, studierte auf der Akademie zu Krakau, vertauschte aber, ohne den Kursus vollendet zu haben, die Feder mit dem Säbel und nahm als Soldat 1651-63 an allen Kosaken- und Schwedenkriegen teil. Auch war K. in der Folge Augenzeuge der Befreiung Wiens durch Sobieski, die er in einer besondern Dichtung (Krakau 1684) besang. Er starb 1699. K. ist der allseitige und charakteristische Vertreter der polnischen Poesie des 17. Jahrh. Seine Dichtungen bestehen zunächst in kühnen und frischen, immer fröhlichen, oft auch ausgelassenen Liedern, die er zur Erheiterung des Lagerlebens dichtete, in kleinen Satiren, Oden und Epigrammen (gesammelt, Krakau 1674); später verfaßte er besonders religiöse Dichtungen, darunter ein 5000 Verse umfassendes Epos: "Der leidende Christus" (das. 1681). Besondere Erwähnung verdient noch die aus seinen letzten Lebensjahren stammende "Polnische Psalmodie" (Krakau 1693), worin er in biblischem Ton mystische Prophezeiungen über die Zukunft Polens aussprach und so den Grund zum polnischen Messianismus legte, der sich im 19. Jahrh. zu einer religiös-philosophischen Theorie entwickelte. Auch mehrere historische Werke, z. B. "Annalium Poloniae ab obitu Vladislai IV. climacteres tres" (Krakau 1698), hat K. hinterlassen. Seine Biographie schrieb Rzazewski (poln., Warsch. 1871).

Kochpunkt, s. Sieden.

Kochsalz, s. Salz.

Kochsalzquellen, s. Mineralwasser. ^[richtig: Mineralwässer.]

Kochsalzsäure, s. v. w. Chlorwasserstoffsäure oder Salzsäure (s. Chlorwasserstoff).

Kochstedt, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Aschersleben, hat eine Zuckerfabrik und (1885) 2244 meist evang. Einwohner.

Koch-Sternfeld, Joseph Ernst, Ritter von, Geschichtsforscher, geb. 1778 zu Mittersill im Oberpinzgau, studierte zu Salzburg und Göttingen und ward, nachdem er die Preisschrift "Versuch über Nahrung und Unterhaltung in zivilisierten Staaten" (Münch. 1805) veröffentlicht, bei der neuen kurfürstlichen Regierung zu Salzburg als Assessor angestellt. Im Sommer 1815 an die Spitze des Statistischen Bureaus zu München mit dem Charakter eines Legationsrats berufen, gab er die "Zeitschrift für Geschichte, Geographie und Topographie von Bayern" (Münch. 1816-17, 8 Bde.) heraus und wirkte 1816 bis 1842 als Kommissar bei der Grenzregulierung mit Österreich. Seit 1830 lebte er fast ausschließlich litterarischen Arbeiten, in den letzten Jahren zu Tittmoning, wo er 29. Juni 1866 starb. Von seinen zahlreichen Schriften sind noch zu erwähnen: "Salzburg und Berchtesgaden" (Salzb. 1810, 2 Bde.); "Geschichte des Fürstentums Berchtesgaden" (Münch. 1815); "Historisch-geographisches Repertorium der Staatsverwaltung Bayerns" (das. 1815, 4 Bde.); "Die deutschen, insbesondere die bayrischen und österreichischen, Salzwerke" (das. 1836); "Das Reich der Langobarden in Italien" (das. 1839); "Kulturhistorische Forschungen über die Alpen" (das. 1851-52, 2 Bde.); "Rückblick auf die Vorgeschichte von Bayern" (das. 1853); "Die altgefeierte Dynastie des Babo von Abensberg" (Regensb. 1857); "Das nordwestliche Bayern in der erstem Hälfte des 9. Jahrhunderts" (Münch. 1860); "Bayern und Tirol in kulturhistorischen Skizzen" (das. 1861); "Die Gründung und die wichtigern geschichtlichen Momente des ehemaligen fürstlichen Reichsstifts und heutigen Fürstentums Berchtesgaden" (das. 1861) u. a.

Kock, Charles Paul de, franz. Romanschriftsteller und Dramatiker, geb. 21. Mai 1794 zu Passy bei Paris, stand zuerst in einem Bankgeschäft in der Lehre, widmete sich aber seit seinem 17. Jahr ausschließlich der Schriftstellerei und wurde bei seiner pikanten, oft leichtfertigen und schlüpfrigen Darstellung der Sitten und Gebrechen der Pariser Gesellschaft bald der Liebling des französischen Leihbibliothekenpublikums. Die Gesamtausgabe seiner Werke (Par. 1844-45) umfaßt 56 Bände; seine Romane, von denen er einen Teil auch zu Vaudevilles verarbeitet hat, wurden meist auch ins Deutsche übersetzt. K. starb 29. Aug. 1871 in Paris. - Auch sein Sohn Henri de K., geb. 25. April 1821, machte sich durch viele Romane und einige Theaterstücke bekannt. Er gilt auch als der Verfasser der "Souvenirs et notes intimes de Napoléon III à Wilhelmshoehe ^[Wilhelmshœhe]" (1871).

Kockelskörner, s. Anamirta.

Köcken, s. Koppen der Pferde.

Koddia, Stückmaß auf Java, = 20 Stück.

Kodeïn (Methylmorphin) C18H21NO3 + H2O ^[C_{18}H_{21}NO_{3} + H_{2}O], Alkaloid, findet sich im Opium (0,1-0,5 Proz.), bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt schwach bitter, löst sich leicht in heißem Wasser, Alkohol und Äther, schmilzt bei 155°, ist nicht flüchtig, bildet meist kristallisierbare, sehr bittere, in Wasser lösliche Salze und gibt mit Salzsäure bei 150° Methylchlorür und Apomorphin. Es soll in geringen Dosen ziemlich schnell erquickenden, ruhigen Schlaf ohne üble Nachwirkungen herbeiführen.

Kodex (lat. codex), eigentlich ein Stück Holz, von dem die Rinde abgezogen worden, Holzklotz, Holztafel. Da man in alten Zeiten auf dergleichen Tafeln, die mit Wachs überzogen waren, schrieb, so erhielt K. die Bedeutung von Buch, das in der Regel aus mehreren solchen Wachstafeln zusammengesetzt war, und der Name ging später auch auf die aus Pergament und Papier bestehenden Bücher über. Seit Erfindung der Buchdruckerkunst ist K. s. v. w. Handschrift, z. B. Codex argenteus, die zu Upsala aufbewahrte Handschrift der gotischen Bibelübersetzung des Ulfilas (s. Handschrift, S. 115); C. sinaiticus, eine auf dem Sinai aufgefundene Bibelhandschrift (s. Bibel, S. 882). Daher auch C. rescriptus, s. v. w. Palimpsest (s. d.); C. diplomaticus, Titel für Sammlungen alter Urkunden und Urkundenauszüge, unter denen besonders die von Gudenus, Erath, Schöpflin, Dreyer, Gerken, Schulteß etc. berühmt sind. Im Rechtswesen versteht man unter K. eine Sammlung von Gesetzen (s. Code); gewöhnlich fügt man zu diesem Titel noch den Namen des Regenten, der die Gesetze gegeben hatte oder sammeln ließ (z. B. C. Theodosianus, C. Justinianeus), oder des Landes, zuweilen auch des Gegenstandes, welchen sie betrafen (s. Römisches Recht und Kanonisches Recht).

Kodifizieren (lat.), Gesetze zu einem Kodex, einer abgeschlossenen Gesetzsammlung, vereinigen; Kodifikation, Vereinigung zu einer Gesetzsammlung.

Kodille, s. v. w. Werg.

Kodizill (lat. codicillus, Diminutiv von codex), ursprünglich bei den Römern die für Briefe und kleinere Aufsätze bestimmte Wachstafel; dann der einem Testament nachträglich beigefügte Zusatz, vom Testament selbst dadurch unterschieden, daß er nicht, wie dieses, die Einsetzung eines Erben, sondern nur die Ernennung eines Vermächtnisnehmers (Lega-^[folgende Seite]