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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kraft; Krafteinheit; Kräftepaar

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Kraft (Personname) - Kräftepaar.

Vermittelung der Wellenbewegung des Äthers als Licht und strahlende Wärme unsrer Erdoberfläche zuführt. Indem die Erwärmung an verschiedenen Stellen der Erdoberfläche ungleich ausfällt, wird das Gleichgewicht der Atmosphäre gestört und sucht sich durch Strömungen wiederherzustellen; die Bewegungsenergie der Winde ist daher nichts andres als umgewandelte Energie der Sonnenstrahlung. Durch die Verdampfung, welche unter dem Einfluß der Sonnenwärme an der Meeresoberfläche vor sich geht, werden ungeheure Mengen Wasserdampf in die höhern Regionen der Atmosphäre emporgehoben, von wo sie, zu Wasser verdichtet, als Regen oder Schnee herabfallen und, zu Bächen und Flüssen gesammelt, dem Meer wieder zuströmen. Während des Herabsinkens gibt das Wasser die gesamte Energie, welche es beim Emporsteigen von der Sonne empfing, als Wärme (Freiwerden der sogen. latenten Wärme) und Bewegungsenergie wieder aus, wovon die letztere durch Wasserräder für die Zwecke der menschlichen Industrie nutzbar gemacht werden kann. In den grünen Blättern der Pflanzen wird durch die Sonnenstrahlen die aus der Luft aufgenommene Kohlensäure zerlegt; der Sauerstoff kehrt gasförmig in die Atmosphäre zurück, der Kohlenstoff aber wird zum Aufbau des festen Pflanzenkörpers verwendet. In dem Holz eines Baumstammes findet sich nun die gesamte Energie der Sonnenstrahlen, welche zu seiner Bildung im Lauf des Jahrs verbraucht wurde, als potentielle Energie aufgespeichert und kommt als aktuelle Energie in Form von Licht und Wärme ungeschmälert zum Vorschein, wenn das Holz oder vielmehr der in ihm enthaltene Kohlenstoff durch Verbrennung wieder in den Zustand der Kohlensäure zurückkehrt. In den Steinkohlenlagern, umgewandelten Resten urweltlicher Pflanzen, ist ein reicher Sparpfennig gebundener Sonnenenergie niedergelegt, welcher in ferner geologischer Epoche durch die assimilierende Thätigkeit der damaligen Urwälder angesammelt wurde und durch den Verbrennungsprozeß jederzeit wieder in Freiheit gesetzt werden kann; demnach ist die Wärme unsrer Öfen, das Licht unsrer Gasflammen, die Arbeit der Dampfmaschinen Energie, die ursprünglich von der Sonne stammt. Von den Tieren nähren sich die einen unmittelbar von Pflanzen, andre verzehren ihre pflanzenfressenden Mitgeschöpfe, in beiden Fällen erkennen wir die Pflanzenwelt als die alleinige Quelle alles tierischen Lebens. Im tierischen Organismus verbindet sich der in der Nahrung eingenommene Kohlenstoff mit dem eingeatmeten Sauerstoff und wird in Form von Kohlensäure ausgehaucht, d. h. die Energie der Sonnenstrahlen, welche die Pflanze zur Abscheidung des Kohlenstoffs verbrauchte und als potentielle Energie in letzterm niederlegte, wird im tierischen Körper als Wärme und Bewegung wieder frei. Diese Reihe von Betrachtungen, welche sich noch weiter fortsetzen läßt, führt schließlich zu der Erkenntnis, daß die Sonne der alleinige Urquell aller Wärme, aller Bewegung, alles Lebens an unsrer Erdoberfläche ist.

Kraft, 1) Adam, Bildhauer der Nürnberger Schule, war geboren um 1440, wahrscheinlich zu Nürnberg. Über seinen Lehrmeister, seine Wanderjahre und seine Schicksale wissen wir nichts. Seine uns bekannte Thätigkeit beginnt in Nürnberg im J. 1490 mit den von Martin Ketzel gestifteten sieben Stationsbildern in Relief, welche noch heute auf dem Weg nach dem Johanniskirchhof stehen. Daran schließen sich verschiedene Grabmäler: das für Sebald Schreyer, Kirchenmeister der St. Sebalduskirche, von 1492; ein Relief am Chor der Sebalduskirche, welches in fast lebensgroßen Figuren drei Szenen aus der Leidensgeschichte Christi darstellt; das für die Familie Pergensdorfer, jetzt in der Frauenkirche; das für die Familie Landauer, jetzt in einer Kapelle neben der Ägidienkirche; dann einige Reliefs in der Sebalduskirche und (sein letztes Werk) die große Grablegung Christi, bestehend aus 15 lebensgroßen Statuen, in der Holzschuherschen Grabkapelle auf dem Johanniskirchhof (1507). Auch fertigte er verschiedene kleinere Arbeiten zum Schmuck öffentlicher und privater Gebäude, wie das Relief über dem Portal des Wagehauses (1497), ein Relief (St. Georg) an einem Haus in der Theresienstraße, mehrere Madonnenbilder, z. B. jenes am "gläsernen Himmel" in der Bindergasse, und verschiedene Arbeiten mehr dekorativer Art, wie Wappen u. dgl. Sein Hauptwerk ist das auf Kosten des Hans Imhof in den Jahren 1493-1500 ausgeführte, 19 m hohe, in den reichsten gotischen Formen gehaltene und mit zahlreichen Figuren besetzte Sakramentshäuschen in der Lorenzkirche, wofür er 770 Gulden erhielt. Sein Porträt in lebensgroßer Figur hat er am Fuß angebracht. K. starb (angeblich im Spital zu Schwabach) im J. 1507. Seinen Stil kennzeichnen große Energie der Darstellung, Tiefe der Empfindung und lebendige Charakteristik, bauschige Gewandung und derbe Figuren. S. Tafel "Bildhauerkunst VI", Fig. 6 und 7. Vgl. Wanderer, Adam K. und seine Schule (Nürnb. 1869, mit 30 Tafeln); Bergau (in Dohmes "Kunst und Künstler", Leipz. 1877).

2) Gustav, Forstmann, geb. 18. Aug. 1823 zu Klausthal, studierte 1845-47 auf der Forstschule zu Münden, 1850 und 1851 in Göttingen, war 1852-1865 Hilfsarbeiter der hannöverschen Zentralforstverwaltung, sodann Oberförster in Bovenden bei Göttingen, Forstmeister in Dassel am Solling, später in Hannover und wurde 1885 zum Oberforstmeister ernannt. Er schrieb: "Beiträge zur forstlichen Wasserbaukunde" (Hannov. 1863); "Anfangsgründe der Theodolitmessung und der ebenen Polygonometrie" (das. 1865); "Zur Praxis der Waldwertrechnung und forstlichen Statik" (das. 1882); "Beiträge zur Lehre von den Durchforstungen, Schlagstellungen und Lichtungshieben" (das. 1884); "Beiträge zur forstlichen Zuwachsrechnung und zur Lehre vom Weiserprozent" (das. 1885).

Krafteinheit, die Kraft, welche der Masseneinheit die Einheit der Beschleunigung erteilt. Vgl. Arbeit.

Kräftepaar nennt man zwei gleiche parallele, aber entgegengesetzt gerichtete Kräfte, welche an zwei fest miteinander verbundenen Punkten eines starren Körpers angreifen (s. Figur). Zwei gleiche Kräfte, welche in derselben geraden Linie einander entgegenwirken, heben sich gegenseitig auf oder "halten sich das Gleichgewicht". Fallen die Kräfte aber nicht in eine und dieselbe gerade Linie, so können sie sich nicht aufheben, sondern bewirken eine Drehung des Körpers um eine Achse, welche auf der durch die beiden parallelen Kraftrichtungen gelegten Ebene (auf der Ebene der Zeichnung) senkrecht steht. Das von dem K. her-^[folgende Seite]

^[Abb.: Kräftepaar.]