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Kupferstein - Kupfervergiftung.
wirkung namentlich A. van Ostade steht; ferner sind Waterloo, Potter, Jacob Ruisdael, Berchem zu erwähnen. Durch G. Edelinck (1640-1707) hängt die Brabanter Schule mit der französischen zusammen. Später boten die Niederländer nichts Bemerkenswertes dar; in neuerer Zeit ist J. W. ^[Johann Wilhelm] Kaiser zu nennen. Frankreich trat erst mit J. ^[Jacques] Callot (1592 bis 1635) in den Vordergrund. Edelinck (1640-1707) gehört halb der französischen Schule an, und seine Werke, die sich durch Vollendung des Stiches auszeichnen, wurden das Vorbild der Franzosen. Durch G. Audran, Poilly, Drevet, Masson, Dorigny, welche schon ins 18. Jahrh. reichen, erstieg der französische Farbenstich die höchste Höhe, um sodann zur Rokokozeit in geistreiche Spielerei auszuarten. Nachdem die Revolution einen Rückschlag herbeigeführt, schwang sich der französische Stich durch Boucher-Desnoyers, A. Martinet, Richomme, Henriquel-Dupont, Gaillard, Flameng, Jacquemart u. a. wieder empor. Insbesondere wurde die Radierung (s. d.) zu einer Höhe gebracht, welche erst durch französischen Einfluß von andern Ländern erreicht wurde. In England ward die K. besonders durch W. Hollar im 17. Jahrh. gefördert; zu gleicher Zeit drang auch die Schwarzkunst ein, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrh. alles beherrschte (Faber, Earlom, Green u. a.). Doch leisteten R. Strange (1723-92), der besonders nach Tizian stach, und W. Sharp im Linienstich sehr Gutes. Neuerdings ist die Radierung in den Vordergrund getreten. Der Italiener F. Bartolozzi (1730-1813) brachte die oberflächliche Punktiermanier in Aufnahme. Die Erfindung des Stahlstichs in England war der Kunst nur schädlich, da eine massenhafte Fabrikthätigkeit begann und auch der moderne englische Kupferstich einen kalten, geleckten Anstrich bekam. Auch in Spanien blieb die K. auf einer niedrigen Stufe stehen. Dagegen lieferten A. Cano, Velazquez, Murillo, Goya u. a. sehr geschätzte Radierungen.
[Litteratur.] Vgl. Bosse, Beschreibung der Kunst, in Kupfer zu stechen, zu radieren und zu ätzen (neu bearbeitet etc. von Göttler, Nürnb. 1795 f., 3 Tle. mit Kupfern); Bartsch, Peintre-graveur (Wien 1802 bis 1821, 20 Bde.; neue Ausg., Leipz. 1866), und die sich anschließenden Werke von R. Weigel, Passavant, R. Dumesnil, Baudicour, Andresen, Ph. van der Kellen, Hippert und Linnig; Perrot, Manuel de gravure (Par. 1830); Thon, Lehrbuch der K. (Ilmen. 1831); Léon de Laborde, Histoire de la gravure en manière noire etc. (Par. 1839); Fielding, Art of engraving (Lond. 1841); Ch. Leblanc, Manuel de l'amateur d'estampes (Par. 1850-57, 9 Hefte); Naumann und Weigel, Archiv für die zeichnenden Künste (Leipz. 1855-71); Andresen, Handbuch für Kupferstichsammler (das. 1870-74); Wessely, Anleitung zur Kenntnis und zum Sammeln der Werke des Kunstdrucks (2. Aufl., das. 1886, woselbst auch die Litteratur angegeben ist); Hymans, Histoire de la gravure dans l'école de Rubens (Brüssel 1879); H. Delaborde, La gravure (Par. 1882); Derselbe, La gravure en Italie avant Marc-Antoine (das. 1883); de Lostalot, Les procédés modernes de la gravure (das. 1882); Duplessis, Les merveilles de la gravure (4. Aufl., das. 1882); Derselbe, Histoire de la gravure (das. 1880); Apell, Handbuch für Kupferstichsammler; Lexikon der Kupferstecher des 19. Jahrhunderts (Leipz. 1880); Dutuit, Manuel de l'amateur d'estampes (Par. 1881 ff., 8 Bde.); W. Schmidt, Die Inkunabeln des Kupferstichs im königlichen Kabinett zu München (Münch. 1887); Bonnardot, Essai sur l'art de restaurer les estampes etc. (2. Aufl., Par. 1858); Schall, Ausführliche Anleitung zur Restauration vergilbter, fleckiger und beschädigter Kupferstiche (Leipz. 1863).
Kupferstein, s. Lech.
Kupfersulfat, s. Kupfervitriol.
Kupfersulfurete (Schwefelkupfer), Verbindungen von Kupfer mit Schwefel. Das Kupfersulfür (Halbschwefelkupfer) Cu2S ^[Cu_{2}S] findet sich in der Natur als Kupferglanz und in den Fahlerzen und bildet mit Schwefeleisen Buntkupfererz und Kupferkies; es entsteht unter Erglühen beim Erhitzen von Kupfer mit Schwefel und wird zur Kupfervitriolbereitung aus erhitzten Kupferblechabfällen auf solche Weise dargestellt. Es ist schwarzgrau, kristallinisch, sehr weich, leicht schmelzbar, gibt beim Erhitzen an der Luft schwefelsaures Kupferoxyd und Kupferoxyd, beim Glühen mit Kupferoxyd aber schweflige Säure und Kupfer oder Kupferoxydul. Das Kupfersulfid (Einfach-Schwefelkupfer, Kupfersulfuret) CuS findet sich in der Natur als Kupferindig, wird durch Schwefelwasserstoff aus Kupferoxydsalzen gefällt und entsteht auch bei vorsichtigem Erhitzen von fein verteiltem (aus Lösungen gefälltem) Kupfer mit Schwefelblumen, bis der überschüssige Schwefel abdestilliert ist. Zur Erzielung eines schönen Präparats muß man das Erhitzen mit Schwefel mehrfach wiederholen. Das auf diese Weise erhaltene Sulfuret ist tief dunkelblau, wird unter dem Polierstahl stahlblau und gibt, mit Ölfirnis abgerieben, ein schönes Veilchenblau. Man benutzt es deshalb als Malerfarbe unter dem Namen Ölblau. Das aus Kupfervitriollösung durch Schwefelwasserstoff gefällte Sulfuret ist braunschwarz, oxydiert sich leicht beim Trocknen an der Luft, wird dabei grünlich und zerfällt beim Erhitzen in Schwefel und Kupfersulfür.
Kupferuranit, s. Uranglimmer.
Kupfervergiftung (Kuprismus) kann durch Kupfervitriol, Kupferchlorid, Grünspan und andre lösliche Salze des Kupfers hervorgebracht werden. In häufigen Fällen aber mischen sich mit derselben Bleivergiftungen derart, daß die Krankheit als K. nicht gut gelten kann und daher auch von vielen Ärzten als solche geradezu abgelehnt wird. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß auch reine Kupfervergiftungen zur Beobachtung kommen, wie sie z. B. durch Speisen, welche in schlecht verzinnten kupfernen Geschirren bereitet wurden, konstatiert sind. Man muß aber zwei Formen unterscheiden, unter denen dieselben vorkommen: die durch Injektion, d. h. durch Ätzung, und die durch Aufnahme von Kupfer ins Blut. Die akute Vergiftung durch Ätzung läßt eine grüne Färbung und die Spuren einer geschehenen Ätzung der Schleimhaut, Geschwürsbildung auf der Schleimhaut des Magens und des Darmkanals erkennen. Es ist dies natürlich nur bei Einverleibung von großen Dosen ätzender Kupfersalze der Fall. Es entstehen dann schrumpfender Geschmack, Gefühl von Zusammenschnürung im Schlund und Magen, Übelkeit und Erbrechen von grünen, kupferhaltigen Massen, Auftreibung u. Schmerzhaftigkeit des Unterleibes, Diarrhöen, große Schwäche, Atemnot, kleiner, schneller Puls, Angst, großer Durst, Ohnmachten, Hirnbeschwerden, Schwindel, Kopfschmerz, Betäubung und Schlafsucht, zuletzt Kälte der Glieder, selbst Konvulsionen und allgemeine Lähmung. Je nachdem der Magen angefüllt oder leer ist, oder das Gift mit Speise gemengt eingeführt wird, erscheinen die Symptome früher oder später, wie beim Arsenik. Gewöhnlich ist bei starken Dosen der Verlauf ein sehr schneller, schon nach eini-^[folgende Seite]