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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lathyrus; Laticlavĭi; Latifundĭum; Latimer; Latīnae ferĭae; Latiner

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Lathyrus - Latiner.

nologischen und linguistischen Untersuchungen. Von seinen zahlreichen Werken sind als die bedeutenden zu nennen: "Norway and the Norwegians" (Lond. 1840, 2 Bde.); "Treatise on the English language" (1841, 5. Aufl. 1862), welches mit Berücksichtigung der neuern deutschen Arbeiten in England zuerst die historische Entwickelung der Sprache darstellte; "History and etymology of the English language" (1849); "Handbook of the English language" (1851, 9. Aufl. 1875), das großen Erfolg hatte; "Natural history of the varieties of man" (1850); seine Ausgabe von Tacitus' "Germania" (mit umfassenden Abhandlungen, 1850); "Man and his migrations" (1851); "Ethnology of British colonies" (1851); "Ethnology of the British Islands" (1852); "Ethnology of Europe" (1852); "The native races of the Russian empire" (1854); "Varieties of the human species" (1855); "Descriptive ethnology" (1859, 2 Bde.); "The nationalities of Europe" (1863, 2 Bde.); "Russian and Turk" (1878). L. gehört zu den Gründern der Philological Society in London; auch verdankt man ihm die Einrichtung der ethnologischen Sektion im Kristallpalast zu Sydenham. Noch veröffentlichte er: "Logic in its application to language" (1856); "Elements of comparative philology" (1862); das auf langjähriger Arbeit beruhende "Dictionary of the English language, founded on that of Johnson and Todd" (1867-70, 2. Bde.) u. a.

Lathyrus L. (Platterbse), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, Kräuter mit gefiederten, in eine Wickelranke auslaufenden Blättern, selten mit auf die Nebenblätter reduzierten Blättern und dann bisweilen als Phyllodium entwickeltem Blattstiel, in ein- bis vielblütigen Trauben stehenden Blüten, an der Spitze breitem und platt gedrücktem Griffel (daher der Name) und zwei- oder mehrsamiger Hülse. L. sativus L. (deutsche Kicher, Kicherling, Saatplatterbse, weiße Erve, spanische Linse oder Wicke) ist ein Sommergewächs in Südeuropa, 30-60 cm hoch, mit einpaarigen Fiederblättern, in drei Ranken auslaufenden Blattstielen, pfeilförmigen Nebenblättchen, einzeln stehenden, langgestielten, großen, weißen, roten und violetten Blüten und 4 cm langen, zusammengedrückten, am obern konvexen Rand zweiflügeligen Hülsen, welche 2-3 ziemlich große, unförmlich eckige, gelbweiße, rot- und violett-bräunliche Samen enthalten. Man baut den Kicherling in Deutschland wenig, häufiger in Südeuropa; er gedeiht auf trocknem, dürrem Boden und liefert nahrhaftes Grünfutter; die Samen werden unreif und reif wie Erbsen gegessen, sind aber weniger wohlschmeckend. L. pratensis L. (gelbe Wiesenwicke), ausdauernd, mit ungezügelten Stengeln, vier- bis achtblütigen Blütenstengeln und gelben Blumen, findet sich auf frischem Wiesengrund und gilt als ein Zeichen der Wiesen von höherer Qualität, L. tuberosus L. (Erdnuß, Ackernuß, Erdmandel, Saubrot, Erdeichel, s. Tafel "Nahrungspflanzen I"), ausdauernd, mit 30-60 cm hohem Stengel, einpaarigen Fiederblättern, 3-6 großen, rosenroten, wohlriechenden Blüten auf langen Blütenstielen, wächst in etwas bindigem, kalkhaltigem Boden, besonders unter Getreide, und entwickelt an den Wurzeln haselnußgroße, außen schwarze, innen weiße Knollen, welche süßlich schmecken, besonders nach dem Kochen in Salzwasser wohlschmeckend (der echten Kastanie ähnlich) sind und einen rosenartig riechenden flüchtigen Stoff enthalten. Schweine wühlen auf dem Acker die tief liegenden Knollen aus. Die Pflanze ist dem Getreide nicht hinderlich, besitzt hohen Futterwert und wird daher auf Getreidefeldern nicht ungern gesehen. L. odoratus L. (Gartenwicke, spanische Wicke), mit einpaarigen Fiederblättern, zwei- bis dreiblumigen Stielen, rot und violetten oder rot und weißen, wohlriechenden Blüten; L. tingitanus L. (afrikanische Wicke), ebenfalls mit einpaarigen Fiederblättern und einfarbigen, roten oder blauen Blüten, auch L. latifolius L. (Boukettwicke), mit großen, purpurrosenroten Blüten, und L. grandiflorus L., mit schwach wohlriechenden, purpurroten Blüten, beide aus Südeuropa, werden in mehreren Varietäten als Zierpflanzen kultiviert.

Laticlavĭi (lat.), bei den Römern diejenigen, welche die Tunika mit dem breiten Purpurstreif (latus clavus) besetzt trugen, anfänglich bloß die römischen Senatoren, zur Kaiserzeit auch Ritter.

Latifundĭum (lat.), ein Grundbesitz von sehr großem Umfang, wie dergleichen durch die patrizischen Okkupationen des Ager publicus im alten Rom in Menge entstanden waren; Latifundienwirtschaft, der Zustand eines Landes, bei welchem eine Überzahl solcher großen Güter besteht, der Grundbesitz also nicht in dem Maß verteilt ist, wie eine gesunde Entwickelung es erheischt.

Latimer (spr. lättimer), Hugh, engl. Reformator, geb. 1475 in der Grafschaft Leicester, ward 1530 Pfarrer zu Westkingston, dann Kaplan der Anna Boleyn und 1535 Bischof von Worcester. Standhaft weigerte er sich 1539, die vom Parlament vorgeschriebenen sechs Glaubensartikel zu unterschreiben, und ward deshalb in den Tower gesetzt. Nach Eduards VI. Thronbesteigung erhielt er seine Freiheit wieder und stand jetzt mit Cranmer und Ridley an der Spitze der Reformation. Mit letzterm gemeinsam bestieg er unter der blutigen Maria 16. Okt. 1555 den Scheiterhaufen mit den Worten: "Wir werden heute ein Licht in England anzünden, das nie verlöschen wird". Latimers Werke sind von Corrie (Lond. 1845, 4 Bde.) herausgegeben. Seine Biographie schrieb Demaus ("Hugh L., a biography", 2. Aufl., Lond. 1881).

Latīnae ferĭae, ein schon in uralter Zeit von den Latinern zu Ehren des Jupiter Latiaris auf dem über Albalonga gelegenen Albaner Berge gefeiertes Fest, welches eine größere Bedeutung gewann, als Rom an die Spitze des Latinerbundes gekommen war und Jupiter Latiaris zum Schutzgott des Bundes erhoben wurde. Das Fest fand zu Anfang des Jahrs an einem von dem Bundesvorstand, später von den römischen Konsuln festgesetzten Tag statt. Von allen latinischen Städten kamen Gesandte und brachten Erzeugnisse der Landwirtschaft für den gemeinsamen Festschmaus mit, welcher nach der Opferung eines jungen weißen Stiers erfolgte, von dem der Abgesandte jeder Stadt ein Stück bekam. Geschäfte, auch Fehde und Krieg ruhten während des Festes; dagegen wurden Gladiatorenspiele und Wettkämpfe aufgeführt. Diese Gebräuche dauerten fort bis in späte Zeit. Vgl. Preller, Römische Mythologie (Bd. 2, S. 210 ff.).

Latiner, eins der ältesten und das merkwürdigste unter den altitalischen Völkern, nach Angabe der Alten durch Mischung aus zwei Urvölkern, den ursprünglich in der Gegend um Reate seßhaften Aboriginern und den in dem spätern Latium wohnenden Sikelern, unter Hinzutritt der unter Führung des Äneas eingewanderten Trojaner entstanden, in Wahrheit aber, wie durch die neuere Sprachforschung bewiesen worden, ebenso wie die übrigen Völker Italiens (etwa die Etrusker ausgenommen) und wie die Griechen, die Germanen, die Kelten, die Slawen,