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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Malkontenten - Mallinger.

z. B. zur Gedächtnisfeier Goethes 1849, Schillers 1859, Uhlands 1862, Shakespeares 1864, des 50jährigen Jubiläums der Düsseldorfer Akademie 1869 sowie des eignen Jubiläums 1873 und besonders bei Anwesenheit des deutschen Kaisers 1877, durch die Aufführung lebender Bilder u. dgl. Als Wappen führt er den deutschen Reichsadler, der in den Fängen statt Zepter und Reichsapfel Bierglas und Hausschlüssel hält, und sein Wahlspruch heißt: "Durch komm' ich doch, komm' ich durch!" Vgl. "Chronica de rebus Malkasteniensibus" (von A. Schrödter und W. Camphausen, Düsseld. 1873).

Malkonténten (franz. Malcontents, "Unzufriedene"), Name oppositioneller politischer Parteien, so der mit der Pazifikation von Gent (1576) unzufriedenen katholischen Niederländer, der mit der österreichischen Regierung unzufriedenen Partei in Ungarn unter Leopold I., Joseph I. und Karl VI. u. a.

Mall, Modell aus dünnen Brettern in natürlicher Größe, zum Vorzeichnen von hölzernen Werkstücken für den Schiffbau.

Mallauchen, s. Molochen.

Malle (franz., spr. mall), kleiner Reisekoffer, Felleisen; daher Mallepost (engl. Mail), s. v. w. Felleisen- oder Briefpost.

Malleābel (lat.), hämmerbar, dehn- oder streckbar.

Malleco, Provinz des südamerikan. Staats Chile, nach dem Rio M., einem Nebenfluß des Bio-Bio, genannt, umfaßt das frühere Territorium Angol (s. d.).

Mallefille (spr. mallfihj), Jean Pierre Félicien, franz. Schriftsteller, geb. 3. Mai 1813 auf der Insel Mauritius, schrieb einige beifällig aufgenommene Theaterstücke: "Glenarvon" (1835), "Les sept enfants de Lara" (1836), "Le coeur ^[cœur] et la dot" (1852) und "Les sceptiques" (1867), zwei Lustspiele, "Les mères repenties" (1858) u. a. sowie mehrere gern gelesene Romane: "Le collier" (1845), "La confession du Gaucho" (1868) u. a. Er starb 24. Nov. 1868.

Malleŏlus (lat., "Hämmerchen"), der Knöchel am Schien- und Wadenbein, daher Malleolarbänder, s. v. w. Knöchelbänder; auch s. v. w. Brandpfeil (s. d.); endlich Beiname des Thomas a Kempis.

Mallepost, s. Malle.

Mallersdorf, Flecken und Hauptort eines Bezirksamtes im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, an der Kleinen Laber und der Linie Neufahrn-Straubing der Bayrischen Staatsbahn, 376 m ü. M., hat eine schöne Kirche (ehemalige Benediktinerklosterkirche), ein Schloß, ein Amtsgericht und 750 Einw.

Malleson, George Bruce, engl. Offizier und Historiker, geb. 8. Mai 1825 zu London, trat im Mai 1842 in das angloindische Heer, in welchem er zum Obersten aufstieg; 1864-69 war er Herausgeber der "Calcutta Review" und kehrte nach 35 Jahren unausgesetzten Dienstes 1877 nach London zurück. Von seinen zahlreichen Werken sind anzuführen: "History of the French in India" (1868); "Studies from Genoese history" (1875); "Sketch of the native states of India" (1875); "History of Afghanistan" (1879); "Herat, the granary and garden of Central Asia" (1880); "History of the Indian mutiny" (1878-80, 3 Bde.); "The founders of the Indian empire" (1882); "Decisive battles of India, 1746-1849" (1883); "Battlefields of Germany" (1884).

Mallet, s. Malet.

Mallet-Dupan (spr. mallä-düpāng), Jacques, franz. Publizist, geb. 1749 zu Celigny am Genfer See als Sohn eines protestantischen Geistlichen, war eine Zeitlang in Kassel Professor der französischen Litteratur, wandte sich aber bald nach London, wo er sich bei der Redaktion der "Annales politiques" beteiligte. 1779 gründete er in Genf die periodische Schrift "Mémoires historiques, politiques et littéraires", sodann 1783 zu Paris das "Journal historique et politique"; dasselbe wurde 1788 mit dem "Mercure de France" vereinigt, und M. übernahm die Redaktion des politischen Teils. Während der Revolution vertrat sein Blatt die Sache des Königs gegen die Maßnahmen der Nationalversammlung und bekämpfte unerschrocken die Revolution überhaupt. Im Mai 1792 ging M. im Auftrag Ludwigs XVI. nach Frankfurt, um die deutschen Fürsten um eine Intervention in Frankreich zu ersuchen; doch wurden seine Bemühungen von den Ereignissen in Paris überholt. Nachdem sein Journal verboten worden, ging er nach Genf, von da nach Brüssel und nach Besetzung Belgiens durch die Franzosen nach Basel, von wo aus er Berichte an die Höfe von Wien, Berlin und London sandte. Wegen seiner Angriffe auf Bonaparte 1796 aus Basel verwiesen, begab er sich nach Zürich, später nach Freiburg und 1799 nach London, wo er den "Mercure britannique" gründete. Er starb 10. Mai 1800 in Richmond. Hauptschriften: "Du principe des factions" (1791); "Considérations sur la révolution de France" (Lond. 1793) und "Correspondance politique" (Hamb. 1796). Letztere u. "Mémoires" gab Sayous (Par. 1851, 2 Bde.) neu heraus.

Mallĕus (lat.), Hammer, das größte Gehörknöchelchen (s. Ohr); M. maleficarum s. v. w. Hexenhammer (s. Hexe).

Mallicolloinsel, die zweitgrößte der Neuen Hebriden, 2268 qkm (41 QM.) groß mit 10,000 Einw. und dem Hafen Sandwich.

Mallinckrodt, Hermann von, ultramontaner Politiker, geb. 5. Febr. 1821 zu Minden, studierte in Berlin und Bonn die Rechte, trat in den Staatsverwaltungsdienst als Regierungsassessor, war 1850 bis 1851 kommissarischer Bürgermeister in Erfurt, 1859-60 Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, 1860-67 Regierungsrat in Düsseldorf, seit 1867 in Merseburg und nahm 1872 seinen Abschied. Bereits 1852-63 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses gewesen und hatte sich durch seine unermüdliche Arbeitskraft und bedeutende Rednergabe ausgezeichnet; er gehörte damals zu der gemäßigt liberalen Partei. In den Vordergrund der parlamentarischen Kämpfe trat er, als er 1867 in den norddeutschen Reichstag und 1868 wieder in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt wurde. Er war einer der Gründer und bedeutendsten Führer der katholischen, spätern Zentrumspartei. Seine durch Sachkenntnis, vorzügliche Form und strenge Logik ausgezeichneten Reden gehörten zu den bedeutendsten oratorischen Leistungen des deutschen und des preußischen Parlaments. Seit Ausbruch des Konflikts der Ultramontanen mit der preußischen Regierung steigerte sich Mallinckrodts Eifer bis zum leidenschaftlichsten Fanatismus. Er erklärte nicht nur den unerschütterlichen Widerstand des katholischen Volkes gegen die Maigesetze, der mit dem sichern Sieg der Kirche enden werde, sondern bekämpfte die ganze neuere Entwickelung Deutschlands als ein Werk des Unrechts und der Gewalt. Bismarck griff er besonders mit Erbitterung an, noch im Januar 1874 benutzte er dazu die Enthüllungen des Lamarmoraschen Buches. Mitten im heftigsten Kampf starb er plötzlich 26. Mai 1874. Vgl. Berger, Hermann v. M. (Paderb. 1874); Mertens, Die Totenklage um H. v. M. (das. 1880).

Mallinger, Mathilde, Opernsängerin, geb. 17. Febr. 1847 zu Agram, erhielt ihre Ausbildung von