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Margaretenblume - Marggraf.
mit Philipp II. gaben F. v. Reiffenberg (Brüssel 1842) und Gachard (das. 1867-81, 3 Bde.) heraus.
8) M. von Thüringen, Tochter des Hohenstaufen Friedrich II. und der Jolanthe von Jerusalem, geb. 1237, wurde 1254 mit Albrecht dem Entarteten von Thüringen vermählt und gebar demselben drei Söhne, floh aber, da ihr Gemahl seine Neigung der Kunigunde von Eisenberg zugewandt hatte, 24. Juni 1270 von der Wartburg nach Frankfurt a. M., wo sie bereits 8. Aug. starb. Daß sie im Abschiedsschmerz ihren Sohn Friedrich in die Wange gebissen habe, ist Sage.
9) M. Maultasch (wegen der Form ihres Mundes so genannt), Gräfin von Tirol, Erbtochter Heinrichs, Herzogs von Kärnten und Grafen von Tirol, geb. 1318, vermählte sich 1330 mit dem böhmischen Prinzen Johann, einem Bruder des nachmaligen Kaisers Karl IV.; doch war die Ehe keine glückliche. Die Kärntner Volkssage machte aus M. eine kriegerische, zerstörungswütige Amazone, die "böse Gretl". 1341 trennte Ludwig der Bayer auf ihren Wunsch ihre Ehe, und sie reichte ihre Hand 1342 dessen Sohn Ludwig von Brandenburg. Da beide im dritten Grad verwandt waren, erhob Papst Clemens VI. Einspruch und erklärte Kaiser Ludwig in den Bann; doch ließ sich die Kirche 1359 durch eine nochmals vollzogene Trauung zufriedenstellen. Nach ihres Gemahls und ihres Sohns Meinhard Tod (1363) überließ sie Tirol den Herzögen von Österreich. Sie starb 3. Okt. 1369 in Wien, wohin sie sich zurückgezogen hatte, und wo ihr Leibgedingsitz einer ganzen Vorstadt den Namen "Margaretengrund" gegeben haben soll.
Margaretenblume, s. v. w. Maßlieb (Bellis) oder große Gänseblume (Chrysanthemum).
Margareteninsel, s. Margita 1).
Margarethen (ungar. Szent-Margit), Markt im ungar. Komitat Ödenburg, westlich von Ruszt, mit (1881) 2066 deutschen Einwohnern, berühmt durch einen seit mehr als 150 Jahren bekannten großartigen Steinbruch, dessen vorzüglicher Sandstein hauptsächlich in Wien zu den Monumentalbauten benutzt wird.
Margarīn galt früher für einen Bestandteil der meisten Fette, ist aber ein Gemisch von Palmitin und Stearin. Die aus dem M. abgeschiedene Säure, die frühere Margarinsäure, ist mithin ein Gemisch von Stearin- und Palmitinsäure; doch kennt die Chemie auch eine echte Margarinsäure C17H34O2 ^[C_{17}H_{34}O_{2}], welche der Palmitinsäure sehr ähnlich ist und bei 60° schmilzt, in den natürlichen Fetten aber nicht vorkommt. In der Technik heißt M. (Oleomargarin) der schwer erstarrende Teil des Rinderfettes, welcher für die Kunstbutterfabrikation durch Pressen von dem größern Teil der Stearin- und Palmitinsäure getrennt wird. Bisweilen wird aber auch dieser starre Preßrückstand, der zur Kerzenfabrikation dient, M. genannt, und gegenwärtig ist M. gesetzlich vorgeschriebene Bezeichnung der Kunstbutter.
Margarīt, s. v. w. Kalkglimmer, s. Glimmer.
Margarīta, Insel, s. Nueva Esparta.
Margarīte (Margaritum), in der griech. Kirche das Gefäß, worin die geweihte Hostie aufbewahrt wird; (margaritae) in der römisch-katholischen Kirche die Stückchen einer geweihten Hostie, die der Priester für Kranke in einem besondern Gefäß aufbewahrt.
Margary, Augustus Raymond, engl. Reisender, geb. 26. Mai 1846 zu Belgaum in Ostindien (Bombay) als Sohn eines Militärs, widmete sich dem Konsulatsdienst in China und erhielt 1874 den Auftrag, eine Expedition unter Oberst Browne, welche von Birma her nach Jünnan vordringen sollte, als Dolmetsch zu begleiten. Von Schanghai legte er, was noch nie einem Europäer geglückt war, den Weg nach Birma über Land zurück, indem er meist auf Booten die Flüsse hinauffuhr und so die Provinzen Hunan, Kueitschou und Jünnan passierte. Am 15. Jan. 1875 traf er in Bhamo am Irawadi mit der Browneschen Expedition zusammen. Um ihr den Weg zu bahnen, ging er voran, wurde aber 21. Febr. 1875 zu Manwein in Jünnan verräterisch ermordet, woraus ernstliche Differenzen zwischen England und China entstanden. Sein Tagebuch erschien unter dem Titel: "Notes of a journey from Hankow to Ta-li-fu" (Schanghai 1875). Vgl. Alcock, Journey of A. R. M. from Shanghae to Bhamo etc. (Lond. 1876).
Margate (spr. márgeht), Stadt in der engl. Grafschaft Kent; an der Nordküste der jetzt mit dem Festland vereinigten Insel Thanet, der volkstümliche Seebadeort der Londoner, hat einen 274 m ins Meer hineinragenden steinernen Hafendamm, eine 340 m lange hölzerne Landungsbrücke u. (1881) 16,030 Einw.
Margaux (spr. -goh), Flecken im franz. Departement Gironde, Arrondissement Bordeaux, unfern der Gironde, an der Eisenbahn Bordeaux-Royan, mit Schloß, anmutigen Villen und (1881) 1590 Einw., berühmt durch seinen Weinbau (Château-M.).
Margelan, Stadt in der russ. Provinz Ferghana (Generalgouvernement Turkistan), 65 km ostsüdöstlich von Chokand, mit 26,000 Einw., meist Sarten außer Tadschik und Juden. In der sehr alten, durch eine Mauer mit 12 Thoren eingefaßten Stadt befinden sich mehrere schöne Bauten, darunter ein Tempel, in dem eine rotseidene Fahne (nach der Legende Alexanders d. Gr., der auch hier begraben sein soll) aufbewahrt wird. 16 km südlich von M. haben die Russen Neu-M. angelegt, das zur Hauptstadt der Provinz bestimmt ist, und dazwischen die Festung Jarmagar, welche die ganze Umgegend beherrscht.
Margency (spr. márschangssi), Dorf im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Pontoise, 4 km von Montmorency gelegen, 1870/71 Hauptquartier des Kronprinzen Albert von Sachsen vor Paris.
Margeride (spr. marsch'rīd), Gebirge in den franz. Departements Lozère und Cantal (vgl. Cevennen).
Marggrabowa, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, Kreis Oletzko, am Ausfluß der Lega aus dem Groß-Oletzkosee und an der Linie Insterburg-Lyck der Preußischen Staatsbahn, 158 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß (Oletzko), eine landwirtschaftliche Schule, ein Amtsgericht und (1885) 4501 meist evang. Einwohner. M. wurde 1560 zur Erinnerung an eine Zusammenkunft des Herzogs Albrecht von Preußen mit dem Polenkönig Siegmund August angelegt.
Marggraf, Andreas Sigismund, Chemiker, geb. 3. März 1709 zu Berlin, studierte nach einer längern pharmazeutischen Laufbahn Medizin in Halle, Mineralogie und Metallurgie in Freiberg, wurde 1735 Assistent seines Vaters, des Hofapothekers Henning Christian M. in Berlin, 1738 Mitglied der Akademie der Wissenschaften daselbst, 1754 Vorsteher des chemischen Laboratoriums derselben und 1760 Direktor ihrer physikalischen Klasse. Er starb 7. Aug. 1782 in Berlin. M. war ein ungemein erfolgreicher Forscher; er untersuchte die Verbindungen des Phosphors, entdeckte die Thonerde und die Magnesia sowie den Zuckergehalt der Runkelrübe, womit er die Basis für die Rübenzuckerindustrie lieferte. Hauptschriften: "Chymische Untersuchungen eines sehr merkwürdigen Salzes, welches das Saure des Phosphors in sich enthält" (Leipz. 1757); "Chymische Schriften" (Berl. 1761 u. 1767, 2 Bde.).