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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Maul - Mauléon.

scheinen und die Tiere sich kaum noch bewegen können. Die Entwickelung der Krankheit kann dadurch beschränkt werden, daß der Stall möglichst rein und trocken erhalten wird. Vielfach wird auch ein Zusatz von Ätzkalk zur Schlempe (2½ kg frisch gebrannter Kalk auf 1000 Lit. Schlempe) empfohlen, weil man den Säuregehalt der Schlempe als Ursache der M. beschuldigt. Als Heilmittel hat sich die Karbolsäure gut bewährt, und zwar wird dieselbe, solange die Haut noch rot und trocken erscheint, mit Rüböl (1 Teil rohe Karbolsäure mit 10-15 Teilen Öl) vermischt, bei bereits eingetretener Ausschwitzung in 1proz. wässeriger Lösung täglich einmal äußerlich angewendet. Dicke Borken müssen vor der Anwendung des Mittels vorsichtig aufgeweicht und abgewaschen werden. Vgl. Johne, Über die Ursachen der M. (Dresd. 1878).

Maul, Alfred, verdienter Vertreter des Turnwesens, geb. 13. April 1828 zu Michelstadt in Hessen, gebildet auf der Realschule und dem Polytechnikum zu Darmstadt und daselbst auch Schüler von Spieß (s. d.), dessen Richtung im Schulturnen er verbreiten und weiterbilden half, wurde 1856 Lehrer am Realgymnasium, später an der Gewerbeschule zu Basel und ist seit 1869 Direktor der Turnlehrerbildungsanstalt zu Karlsruhe. 1887 wurde er zum Vorsitzenden des Ausschusses der deutschen Turnerschaft gewählt, dem er seit 1875 als Mitglied angehörte. Von ihm erschienen außer Aufsätzen in turnerischen Zeitschriften: "Die Freiübungen und ihre Anwendung im Turnunterricht" (Darmst. 1862), "Die Entwickelung des Schulturnens" (3. Aufl., Basel 1874), "Die Turnübungen der Mädchen" (Karlsr. 1879-88, 3 Tle.) und sein verdienstlichstes Werk, die "Anleitung für den Turnunterricht in Knabenschulen" (das. 1876-79, 3 Tle.; mehrfach aufgelegt); für den letztern Unterricht früher auch "Lehrziel" (3. Aufl., Basel 1874), "Lehrplan" (2. Aufl., Karlsr. 1874) und "Übungsbeispiele" (das. 1874).

Maulbeerbaum (Morus L.), Gattung aus der Familie der Moraceen, Bäume und Sträucher mit großen, abwechselnd stehenden, ungeteilten oder gelappten, gesägten Blättern, in Ähren stehenden männlichen und ebenfalls in Ähren oder häufiger in Köpfchen stehenden weiblichen Blüten und der Brombeere nicht unähnlicher Sammelfrucht, welche kleine, einsamige Nüßchen enthält. Man kennt 10-12 Arten in gemäßigten Klimaten und Gebirgsregionen der Tropen. Der weiße M. (M. alba L.), ein 30 m hoher Baum mit herzförmig eirunden, oft buchtig gelappten, ungleich gesägten, meist zugespitzten, oberseits glatten, unterseits spärlich kurzhaarigen Blättern, gestielten weiblichen Blütenständen und gelblichweißer, rundlicher und eirundlicher Frucht, stammt aus China und Zentralasien, scheint im 15., vielleicht aber schon im 6. Jahrh. nach Europa gekommen zu sein und ist jetzt in Süd- und Südosteuropa fast verwildert. Man kultiviert ihn in mehreren Varietäten, besonders um die Blätter als Futter für Seidenraupen zu benutzen. Den Vorzug soll aber M. cedrona verdienen, welcher ebenso hart ist, üppiger wächst und dreimal größere Blätter besitzt. Der schwarze M. (M. nigra L.), dessen dem vorigen ähnliche Blätter scharf behaart und dessen weibliche Blütenstände sitzend oder kurz gestielt sind, wird 30 m hoch und trägt schwarzviolette Früchte, welche größer u. meist wohlschmeckender als die weißen Maulbeeren sind. Sie enthalten 9,19 Proz. Zucker, 1,86 Säure, 0,36 Eiweiß, 2,03 Pektin, 0,35 Pektose, 0,66 mineralische Stoffe und 84,71 Proz. Wasser. Er stammt aus Persien und kam, wie die vorige Art, sehr früh nach Südeuropa; Theophrast kannte schon den M. Die Griechen benutzten den Saft zum Färben des Weins, und die Frucht wurde gern gegessen. Der Baum war dem Pan geheiligt und galt als Symbol der Klugheit. Die Wurzelrinde benutzte man gegen den Bandwurm. Im 13. Jahrh. fütterte man in Italien die Seidenraupen mit den Blättern, doch eignet sich hierzu der weiße M. viel besser. Gegenwärtig ist der schwarze M. in Südeuropa fast verwildert, bleibt aber in Norddeutschland meist strauchartig und erfriert nicht selten bis auf die Wurzel. Man kultiviert ihn namentlich auch wegen der Früchte, welche als Obst gegessen werden; die scharfe, bittere Wurzelrinde diente schon im Altertum als Purgier- und Wurmmittel. Der rote M. (M. rubra L.), aus Nordamerika, wird 10 m hoch, hat große, herzförmige, sehr behaarte Blätter und ziemlich große, walzenförmige, längliche, rote oder violettrote, wohlschmeckende Früchte, welche in Nordamerika sehr beliebt sind. Er erträgt unsre Winter viel besser als die vorigen Arten. Der chinesische M. (M. constantinopolitana Lam., M. multicaulis Perr., M. cucullata Bonaf.), aus China, ist dem schwarzen M. sehr ähnlich, hat aber später unbehaarte Blätter und erträgt unsre Winter sehr gut. Er wurde als vortreffliches Seidenraupenfutter empfohlen und wird in Japan und bei uns vielfach kultiviert.

Maulbeerfeigenbaum, s. Ficus.

Maulbeerlarve, s. Entwickelungsgeschichte.

Maulbeersteine, s. Harnsteine.

Maulbronn, Flecken und Oberamtssitz im württemberg. Neckarkreis, an der Linie Bretten-Friedrichshafen der Württembergischen Staatsbahn, 200 m ü. M., hat ein ehemaliges Cistercienserkloster (jetzt evangelisches niederes theologisches Seminar), ein Amtsgericht, Bierbrauerei, Steinbrüche und Steinhauerei, guten Weinbau und (1885) 1170 evang. Einwohner. Das Kloster (1146 gegründet) gehört zu den großartigsten und interessantesten Baudenkmälern der romanisch-gotischen Kunstperiode. Die schönsten Teile des umfangreichen Gebäudekomplexes sind die Klosterkirche (eine Pfeilerbasilika, 1178 vollendet), mit dem "Paradies" als Vorhalle, der Kreuzgang, das Refektorium (s. Tafel "Baukunst IX", Fig. 9), das Herren- und Kapitelhaus u. a. Im sogen. Fausttürmchen soll Dr. Faust sein Leben geendet haben. Am nahen Eilfinger Berg wächst der beste Weißwein Württembergs. In M. fand 1564 die Disputation der pfälzischen und württembergischen Theologen über das Abendmahl statt. Vgl. Hartmann, Wegweiser durch das Kloster M. (2. Aufl., Stuttg. 1875); Paulus, Die Cistercienserabtei M. (2. Aufl., das. 1882).

Máule, Küstenprovinz des südamerikan. Staats Chile, erstreckt sich vom Rio M. bis zum Rio Itata, reicht östlich bis zum schiffbaren Loncomilla, einem Nebenfluß des Máule, und hat ein Areal von 7591 qkm (136,8 QM.). Das Innere durchzieht die teilweise bewaldete Küstenkordillere (Montaña alta), bis 856 m hoch. Landbau und Viehzucht bilden die Hauptbeschäftigung der (1882) 128,227 Einw. Von Metallen kommt nur etwas Waschgold in den Flüssen vor. Hauptstadt ist Cauquénes. Der Rio M., nächst dem Bio-Bio der bedeutendste Fluß Chiles, entspringt in der Laguna de M. (2194 m), im Herzen der Kordillere, entwässert ein Gebiet von 20,000 qkm, ist 225 km lang und 84 km weit schiffbar. Er mündet unterhalb Constitucion in den Stillen Ozean.

Mauléon (M.-Licharre, spr. moléong-lischarr), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Niederpyrenäen, am Saison oder Gave de M. und an einer Zweiglinie der Südbahn, hat ein mittelalter-^[folgende Seite]