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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Milzfarn; Milzkrankheiten; Milzkraut; Milzseuche; Milzstechen; Milzsucht; Mimen

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Milzfarn - Mimen.

mitigiert werden kann und in diesem Zustand nach der Einimpfung bei gesunden Tieren eine Erkrankung in niedrigem Grad verursacht, welche aber die Anlage zu einer erneuten pathogenen Wirkung des Kontagiums tilgt. Zur Prüfung der Frage, ob gegenüber der Milzbrandgefahr eine Schutzimpfung nach diesen Beobachtungen durchführbar sei, ließ das preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten im Frühjahr 1882 auf der Domäne Packisch im Regierungsbezirk Merseburg zahlreiche Versuche anstellen. Hierbei wurden die Versuchstiere mit der von Pasteur selbst kultivierten Lymphe geimpft. Das Resultat war im ganzen recht günstig; von mehreren hundert Schafen gingen nur einige Tiere am Impfmilzbrand zu Grunde. Es läßt sich indes gegenwärtig noch kein sicheres Urteil darüber abgeben, ob sich die Milzbrandimpfung in der Praxis allgemein bewähren wird. Vgl. Roloff, Der M. (Berl. 1883); Hoffa, Die Natur des Milzbrandgiftes (Wiesb. 1886).

Der M. geht als Milz- oder Karbunkelkrankheit (Anthrax malignus, Pustula maligna) auch auf den Menschen über; Lumpensammler, Kürschner, Bürstenmacher können sich beim Verarbeiten alter Tierstoffe anstecken. Glücklicherweise bedarf es zur Entwickelung der Keime direkter Wunden, so daß weder das bloße Berühren der Kadaver noch die Einatmung oder das Verschlucken von Staub irgendwelche Gelegenheit zur Niederlassung darbietet. Nach Buchner soll die Entstehung des Milzbrandgifts nicht nur auf steter Fortpflanzung eines Urpilzes beruhen, sondern von einer besonders geeigneten Ernährung gewöhnlicher Pilze und Anpassung derselben an die Verhältnisse des Tierkörpers abhängen. Diese Züchtung außerhalb des Tierbluts ist Buchner angeblich geglückt, und ebenso ist die Überführung bösartiger Milzbrandkeime zu unschuldigen Heubacillen durch allmähliche Kulturen herbeigeführt worden. Die Milzbrandkrankheit beginnt mit der Wucherung der Pilzkeime in der kleinen Wunde (Schrund, Insektenstich), wo die Einimpfung stattgefunden hat. Nach einem ein- bis zweitägigen Zeitraum (Inkubation) beginnt die örtliche Entzündung, eine dunkelrote Beule, welche bald brandig wird. Zugleich gehen aber die Stäbchen in die Blutbahn über und erregen durch ihre ganz unglaubliche Vermehrung heftiges Fieber, das im Verhältnis zu der unscheinbaren Beule oft ganz unverhältnismäßig stark ist. Das Fieber steigert sich dann zu extremen Graden, die Milz schwillt nur zuweilen an, schwere nervöse Störungen, Delirien, Schlafsucht folgen, und schon nach wenigen Tagen tritt der Tod ein. Die Behandlung bietet um so mehr Aussicht auf Erfolg, je frühzeitiger und je energischer sie vorgeht. Gleich nach der Verletzung, oder bevor noch ein Übertritt der Keime ins Blut stattgefunden, vermag ausgiebiges Umschneiden, Ausglühen oder Ausätzen der Impfstelle mit rauchender Salpetersäure allen Folgen vorzubeugen. Ist das Fieber einmal erfolgt, so ist noch immer diese örtliche Behandlung erstes Gebot; außerdem ist reichliche Darreichung von Schaumwein, China, saurer Limonade, kühle Bäder, überhaupt jedes Mittel am Platz, das die Kräfte des Kranken zu erhalten und seine Widerstandsfähigkeit zu mehren vermag.

Milzfarn, s. Asplenium (Streifenfarn) und Ceterach (Hirschzunge).

Milzkrankheiten. Als primäre und selbständige M. sind eigentlich nur gewisse Formen der Leukämie (s. d.) zu nennen. Höchst selten kommen Echinokokkussäcke von verschiedener Größe und Anzahl in der Milz vor und fast nur bei gleichzeitiger Anwesenheit von Echinokokken in der Leber. Eine physiologische Stauung des Bluts in der Milz kommt einige Stunden nach jeder Mahlzeit zu stande. Zu abnormen Stauungen führen Verengerungen und Verschließungen der Pfortader, wie sie bei manchen Leberkrankheiten vorkommen. Wenn die Milzkapsel nachgiebig ist, so kann sich das Organ in seinem Umfang wie in seinem Gewicht um das Vier- bis Sechsfache vergrößern. Krankhafte Schwellungen (Milztumoren) hängen davon ab, daß die Milz wie ein Filter in den Blutkreislauf eingeschaltet ist, so daß alle schädlichen körperlichen Bestandteile des Bluts hier abfiltriert werden. So wird körniges Pigment bei der Melanämie und chronischer Malaria in der Milz aufgespeichert, so nimmt die Milz die bei akuten Infektionskrankheiten im Blut kreisenden Bakterien auf, und bei chronischen Bakterienkrankheiten, z. B. der Tuberkulose, wird sie mit sehr großer Häufigkeit an der Allgemeinkrankheit beteiligt. In einem Teil der Fälle bewirken die vom Blut her in die Milz übergeführten Bakterien nur eine Vermehrung der Zellen (Hyperplasie), welche gemeinsam mit der größern Blutfülle die Schwellung des Organs bedingt, z. B. beim Typhus abdominalis, petechialis und recurrens, bei Scharlach, Pocken und Wechselfieber. Bei andern Bakterienkrankheiten siedeln sich die Spaltpilze in der Milz an und bewirken lokale Entzündungen, wie beim Milzbrand, oder Abscesse oder die sogen. Infarkte; bei Tuberkulose z. B. enthält die Milz Tuberkeln, bei Wundfiebern, Herzklappenentzündung, Venenthrombose kommt es nicht selten zur embolischen Verschleppung gröberer bakterienhaltiger Partikeln, u. diese bedingen herdeweises Absterben des Milzgewebes mit späterer Vernarbung der Abscesse, welche leicht durch Bauchfellentzündung tödlich werden. Die amyloide Degeneration der Milz (Speckmilz, Schinkenmilz) beruht auf amyloider Entartung der Milzfollikel (Sagomilz) oder der Pulpa (Schinkenmilz); sie kommt bei chronischer Abmagerung und Auszehrung vor und ist gewöhnlich eine der frühsten Lokalisationen des Amyloids. Die Ursache der Amyloidentartung (s. d.) ist nicht aufgeklärt, ebensowenig ist der nähere Zusammenhang bekannt, welcher zwischen chronischer Nierenentzündung, alter Malariakrankheit, Syphilis etc. und der Ausbildung großer Milztumoren besteht. Wahrscheinlich handelt es sich bei allen diesen Ernährungsstörungen um eine Schädigung der Blutbildung, welche durch reichlichere Zellenwucherung der Milz ausgeglichen wird. Milzschwellungen kommen namentlich in südlichen Klimaten vor, in welchen die schweren Formen der Malaria herrschen. Die M. machen selten Beschwerden; zuweilen klagen hysterische Personen über Schmerzen, welche auf eine Lageveränderung der Milz (Wandermilz) bezogen werden, allein anatomisch lassen sich wirklich frei bewegliche Milzen nur ganz ausnahmsweise nachweisen. Meist liegen bei den sogen. Wandermilzen Verwechselungen vor. Die Behandlung der M. muß ebenso wie bei Krankheiten der Lymphdrüsen auf das Grundleiden (Typhus, Malaria, Syphilis) gerichtet sein; wenn diese unheilbar sind, wie Leberschrumpfung, schwere Nierenentzündung, Herzklappenfehler, so sind natürlich auch die davon abhängigen M. unheilbar.

Milzkraut, s. Chrysosplenium.

Milzseuche, s. Milzbrand.

Milzstechen, s. Seitenstechen.

Milzsucht, s. v. w. Hypochondrie.

Mimen (griech., "Nachahmer"), vom Syrakusaner Sophron (um 420 v. Chr.) und dessen Sohn Xenar-^[folgende Seite]