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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Molecche; Molekularwärme; Moleküle; Molenaer; Moles; Moleschott; Moleskin; Moléson; Molestieren; Moletten; Molfetta

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Molecche - Molfetta.

der auswärtigen Mächte, indem er die Politik der Nichtintervention proklamierte, mußte aber schon 2. Nov. 1830 dem Herzog von Broglie weichen. Nach dem Rücktritt des Ministeriums Thiers (25. Aug. 1836) wurde er mit der Bildung eines neuen konservativen Kabinetts beauftragt, in dem er selbst den Vorsitz und das Ministerium des Auswärtigen übernahm. Da Molés äußere Politik wegen der Räumung Anconas und Belgiens in der Adreßdebatte im Januar 1839 die heftigsten Angriffe von allen Parteien erfuhr, wurden die Kammern aufgelöst. Die Wahlen fielen aber so ungünstig aus, daß er 8. März 1839 mit seinen Kollegen seine Entlassung nahm. Seitdem beteiligte er sich auch in der Pairskammer nur noch selten an den politischen Debatten. 1840 wurde er Mitglied der französischen Akademie. Nach der Februarrevolution von 1848 in die Nationalversammlung gewählt, hielt er sich, obwohl ein hervorragender Redner, doch sehr zurück. Nach dem Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 trat er ins Privatleben zurück und starb 23. Nov. 1855 auf seinem Schloß Champlâtreux. Durch seinen edlen, vornehmen Charakter und sein feines Benehmen war er ein Vertreter der alten französischen Gesellschaft. Mit ihm erlosch der Name seiner Familie. Er schrieb: "Essai de morale et de politique" (1806) sowie zahlreiche "Discours politiques et académiques".

Molecche (spr. -lecke), s. Krabben.

Molekularwärme, s. Spezifische Wärme.

Moleküle (franz., Diminutiv v. lat. moles), die kleinsten, durch mechanische oder physikalische Mittel nicht weiter teilbaren Körperteilchen. Früher wurde dieser Ausdruck häufig in derselben Bedeutung wie Atom (s. d.) angewendet oder auch überhaupt nur zur Bezeichnung sehr kleiner Teilchen der Materie (Massenteilchen). Die heutige Naturwissenschaft dagegen versteht unter Molekül im Sinn der modernen Chemie eine gesetzmäßig aufgebaute Gruppe von gleichartigen oder ungleichartigen Atomen. Ein Molekül besteht demnach aus mindestens zwei Atomen, welche nur auf chemischem Weg voneinander getrennt werden können. Hiernach heißen also die kleinsten Teile chemischer Verbindungen stets M. Das Molekül Kohlensäure besteht aus 1 Atom Kohlenstoff und 2 Atomen Sauerstoff, und man kann daher niemals von einem Atom Kohlensäure sprechen. Auch die kleinste, im freien Zustand existierende Menge eines Elements ist ein Molekül und besteht aus wenigstens 2 Atomen dieses Elements. Die Kräfte, welche nach der atomistischen Theorie die M. zu einem Körper (Kohäsion) zusammenhalten, werden Molekularkräfte genannt (s. Kraft). Vgl. Atom.

Molenaer (spr. -nār), Jan Miense, holländ. Maler, geboren um 1605 zu Haarlem, bildete sich unter dem Einfluß des Frans Hals und später nach A. van Ostade und starb im September 1668 daselbst. Er malte meist humoristische Genrebilder aus dem Bauernleben in der Schenke, beim Schmaus, bei Gesang und Tanz und bei Schlägereien. Derartige Gemälde befinden sich im Berliner Museum (der Bänkelsänger, die Dorfschenke, Maleratelier), in der Schweriner Galerie (lustige Bauerngesellschaft, Schlägerei beim Kartenspiel), in der Galerie Liechtenstein zu Wien (Bohnenfest), im Braunschweiger Museum (Zahnarzt auf dem Lande) u. a. O. Er wurde früher oft mit den Landschaftsmalern Cornelis M. (geboren um 1540), in Antwerpen und Amsterdam thätig, und Claas M., gest. 1676 in Haarlem, verwechselt.

Moles (lat.), drückende Last, Masse; kolossales Bauwerk, z. B. M. Hadriani, die Engelsburg in Rom.

Moleschott, Jakob, Physiolog, geb. 9. Aug. 1822 zu Herzogenbusch, studierte seit 1842 in Heidelberg Medizin, Naturwissenschaft, besonders Physiologie und daneben Hegelsche Philosophie und erwarb sich durch seine "Kritische Betrachtung von Liebigs Theorie der Pflanzenernährung" (Haarl. 1845) den von der Universität zu Haarlem ausgesetzten Preis. 1845 ließ er sich als Arzt in Utrecht nieder, arbeitete in Mulders Laboratorium und begann mit Donders und van Deen die Herausgabe der "Holländischen Beiträge zu den anatomischen und physiologischen Wissenschaften". 1847 habilitierte er sich zu Heidelberg als Privatdozent für Physiologie und Anthropologie sowie für allgemeine und vergleichende Anatomie, und 1853 gründete er daselbst ein physiologisches Laboratorium. In diese Zeit fallen auch seine Hauptschriften, mit denen er seinen Ruhm begründete: die "Physiologie der Nahrungsmittel" (Darmst. 1850; 2. Aufl., Gieß. 1859), für Fachmänner, und die "Lehre der Nahrungsmittel" (Erlang. 1850, 3. Aufl. 1857), für das Volk, die "Physiologie des Stoffwechsels in Pflanzen und Tieren" (das. 1851) und "Kreislauf des Lebens. Physiologische Antworten auf Liebigs 'Chemische Briefe'" (Mainz 1852; 5. Aufl. 1876-86, 2 Bde.). 1854 erhielt M. wegen seiner materialistischen Auffassung aller Lebensthätigkeit im Namen des engern Senats der Universität und auf Befehl des Ministeriums eine Verwarnung, legte infolgedessen sein Lehramt nieder und behielt nur die Leitung seines physiologischen Laboratoriums, bis er 1856 einem Ruf als Professor der Physiologie am eidgenössischen Polytechnikum zu Zürich folgte, in welche Stelle er sich mit der Rede "Licht und Leben" (3. Aufl., Gieß. 1879) einführte. 1861 ward er an die Universität zu Turin berufen, im November 1876 von der italienischen Regierung zum Senator ernannt und 1878 an die Universität Rom versetzt. In seinen "Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere" (Frankf. 1856 ff.) veröffentlichte er die meisten seiner Untersuchungen, welche sich besonders auf die Respiration und die Respirationsorgane, auf die Milch, die Galle und das Blut, auf die Wandlung der Stoffe im Organismus, auf die Struktur der Horngebilde etc. beziehen. Er schrieb noch: "Georg Forster, der Naturforscher des Volks" (Frankf. 1854; 2. Aufl., Berl. 1862); "Physiologisches Skizzenbuch" (Gieß. 1861); "Hermann Hettners Morgenroth" (das. 1883) und eine Reihe von Antritts- und Eröffnungsreden zu seinen Vorlesungen. Gesammelt erschienen "Kleine Schriften" (Gieß. 1880-1887, 2 Bde.).

Moleskin (engl., spr. mohl'skinn, "Maulwurfsfell"), feine Westenstoffe mit Mustern aus feinster Wolle auf baumwollenem Grund; auch feiner, dichter, gerauhter und geschorner Barchent.

Moléson (spr. -sóng), s. Freiburger Alpen.

Molestieren (lat.), belästigen.

Moletten (franz., Rändelrädchen), Stahlrädchen mit Verzierungen auf dem Umkreis zum Eindrücken in Metallarbeiten (Molettieren); auch zwei gegeneinander gepreßte Walzen, von welchen die eine rundum eine Furche, die andre ein in die Furche passendes flaches Stäbchen enthält, zum Zusammenpressen der von den Streckmaschinen in der Baumwollspinnerei gelieferten losen Bänder.

Molfetta, Stadt in der ital. Provinz Bari, Kreis Barletta, am Adriatischen Meer und an der Eisenbahn Bologna-Otranto, zerfällt in die ummauerte, winkelige Alt- und die stattliche Neustadt, ist Bischofsitz, hat eine interessante alte Kathedrale (byzantinische Basilika), ein Seminar, eine Bibliothek, ein Museum,