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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Molise - Molla.

gart, blieb daselbst bis 1849 und ließ sich dann in London nieder, wo er als Virtuose und Lehrer einen ausgedehnten Wirkungskreis fand. Er starb 10. Mai 1869 in Kannstatt. M. folgte als Spieler wie als Komponist für sein Instrument der von Spohr eingeschlagenen Richtung, und seine Werke lassen neben reicher und edler Erfindung sowie meisterhafter Faktur eine solche Geistesverwandtschaft mit denen des genannten Meisters erkennen, daß sie als eine schätzbare Bereicherung der Violinlitteratur gelten dürfen. Von nicht geringerm Kunstwert sind seine übrigen Kompositionen, Streichquartette, eine Messe, ein Oratorium: "Abraham", wenn auch dieselben nur wenig bekannt geworden sind.

Molise (spr. -līsse), ital. Provinz, s. Campobasso.

Molitérno, Stadt in der ital. Provinz Potenza, Kreis Lagonegro, mit einem Schloß und (1881) 6326 Einw., welche Handel mit Schlachtvieh treiben.

Molitg (spr. -lih), besuchter Badeort im franz. Departement Ostpyrenäen, Arrondissement Prades, mit zwölf Schwefelquellen (Temperatur: 25-38° C.), Schlammbädern und 750 Einw.

Molĭtor, Gabriel Jean Joseph, Graf, Marschall von Frankreich, geb. 7. März 1770 zu Hayingen (Hayange) in Deutsch-Lothringen, trat nach dem Ausbruch der Revolution als Hauptmann in ein Freiwilligenbataillon, kommandierte im Feldzug von 1793 unter General Hoche bei Kaiserslautern und Weißenburg eine Infanteriebrigade, war dann abwechselnd bei der Rhein-, Mosel- und Donauarmee unter Pichegru, Kléber, Moreau und Jourdan thätig und ward 1795 bei einem Angriff auf Mainz gefährlich verwundet. 1799 focht er als Brigadegeneral unter Masséna in der Schweiz und bemächtigte sich der Urkantone, die er unter schwierigen Kämpfen gegen Suworow behauptete. Im Feldzug von 1800 befehligte er unter Moreau bei der Rheinarmee mit Auszeichnung und trug wesentlich zum Sieg bei Möskirch (4. Mai) bei. Darauf mit einem Korps von 5000 Mann nach Tirol gesandt, nahm er Bregrenz ^[richtig: Bregenz] und Feldkirch und besetzte Graubünden. 1801 zum Divisionsgeneral ernannt, folgte er 1805 Masséna nach Italien und zeichnete sich an der Spitze der Avantgarde bei Vago, besonders aber bei Caldiero aus. In Dalmatien, wohin er nach dem Frieden von Preßburg als Generalgouverneur gesandt wurde, erwarb er sich um die neue Organisation des Landes Verdienste, entsetzte 1806 Ragusa und erfocht mehrere Vorteile über die Russen und Montenegriner. 1807 befehligte er in Pommern, focht bei Damgarten und Löbnitz mit Glück gegen die Schweden und eroberte Stralsund. Napoleon I. übertrug ihm darauf das Generalgouvernement in Pommern und verlieh ihm den Grafentitel und große Dotationen. Im Feldzug von 1809 machte Molitors Division einen Teil des Massénaschen Korps aus. 1810 befehligte er die Okkupationsarmee in den Hansestädten, 1811 bis 1813 in Holland, 1814 unter Macdonald bei Châlons sur Marne und La Ferté sous Jouarre. Nach der Abdankung Napoleons unterwarf er sich den Bourbonen und ward als Generalinspekteur der Infanterie angestellt. Da er sich während der Hundert Tage wieder Napoleon anschloß, verlor er bei der zweiten Restauration seine Stellung, erhielt sie aber 1818 wieder. 1823 befehligte er das 2. Korps der spanischen Interventionsarmee, worauf er den Marschallstab und die Pairswürde erhielt; 1827 ward er Sekretär der Pairskammer, in welcher er öfters als Redner auftrat. Seine Muße benutzte er zu litterarischen Arbeiten. Die Julirevolution ließ ihn im Besitz seiner Ämter und Würden. Später wurde er von Ludwig Philipp zum Kommandanten der Invaliden, 1849 von Ludwig Napoleon zum Großkanzler der Ehrenlegion ernannt. Er starb 28. Juli 1849 in Paris. In Nancy ward ihm eine Statue errichtet.

Mölk, Kloster, s. Melk.

Molken (Wadicke, Schotten, lat. Serum lactis), die Flüssigkeit, welche zurückbleibt, wenn in der Milch der Käsestoff gerinnt. Da hierbei die Butter von dem Käsestoff eingeschlossen wird, so enthalten die M. nur noch Zucker und die Milchsalze neben geringen Mengen eiweißartiger Körper, die sich zum Teil beim Erhitzen der M. ausscheiden. Die M. werden als Nebenprodukt bei der Käsebereitung erhalten und dann oft auf Milchzucker weiter verarbeitet oder als Viehfutter benutzt, oder man bereitet sie zu medizinischen Zwecken. Süße M. werden mit Lab, besser mit Labessenz, bereitet. Man erwärmt 1 Teil der letztern mit 200 Teilen frischer Kuhmilch auf 35-40° und koliert nach dem Gerinnen. Zu sauren M. erhitzt man 100 Teile frische Kuhmilch mit 1 Teil Weinstein bis zum Kochen und koliert. Man benutzt die M. als Heilmittel, besonders bei verschiedenen chronisch verlaufenden Affektionen des Respirationsapparats, vor allen bei der Schwindsucht. Man läßt die M. am besten bei Beginn der Krankheit trinken, wenn die Patienten husten und spärlich expektorieren, die lokalen Erscheinungen aber erst sehr wenig ausgebildet sind. Appetit und Verdauung müssen ungestört sein, auch darf keine Neigung zu Durchfall bestehen. Besonders wenn die M. an Badeorten mit günstigem Klima getrunken werden, zeigt sich ein bedeutender Erfolg, der aber zum vielleicht größten Teil als eine Wirkung des Klimas und der veränderten Lebensweise zu betrachten ist. Auch bei einfachen chronischen Bronchialkatarrhen, beim chronischen Kehlkopfkatarrh und bei Herzkrankheiten werden die M. angewandt. Die Molkenpastillen bestehen aus Milchzucker und dem Gerinnungsmittel (Weinstein oder Alaun). Vgl. Lersch, Die Kur mit Milch und den daraus gemachten Getränken (Bonn 1869); Lebert, Über Milch- und Molkenkuren (Berl. 1869); Richter, Über Milch- und Molkenkuren (Leipz. 1872).

Molkereigenossenschaften, s. Milchwirtschaft.

Molkereiwesen, s. v. w. Milchwirtschaft, namentlich die Verarbeitung der Milch auf Butter und Käse.

Moll (v. lat. mollis, "weich"), in der Musik ursprünglich (wohl zuerst von Odo von Clugny im 10. Jahrh. gebrauchter) Name des runden B (♭, B molle) im Gegensatz zum eckigen (^[img], ♮, B durum, unser h, s. Dur), wurde dann übertragen auf das Hexachord f-d, welches nicht h, sondern b benutzte (s. Solmisation), und ging später auf die Tonart und den Akkord mit kleiner (erniedrigter) Terz über. Vgl. Molltonart und Klang.

Moll, Art Zeug, s. Molton.

Möll, Nebenfluß der Drau in Kärnten, entspringt aus dem Pasterzengletscher bei Heiligenblut, durchfließt in südöstlicher (nur im Mittellauf in nordöstlicher) Richtung das Möllthal und mündet bei Sachsenburg in die Drau. Das Möllthal ist eins der größten und schönsten Thäler Kärntens, sehr reich an Wasserfällen, fruchtbar und wohlbebaut, mit deutscher Bevölkerung und starker Viehzucht. Hauptorte sind: Obervellach, Winklern, Döllach und Heiligenblut.

Molla (arab., "Herr", auch Mulla, Mewla), Titel der Geistlichen bei den Türken, Mittelasien und Persern, welch letztere jedoch mehr noch den Titel Akhund ("belesener Herr") gebrauchen.