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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neunkraftwurzel; Neuntöter; Neununddreißig Artikel; Neuorleans; Neuötting; Neuplatonismus; Neu-Pommern; Neupythagoreismus

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Neunkraftwurzel - Neupythagoreismus.

Neunkraftwurzel, s. Petasites.

Neuntöter, s. Würger.

Neununddreißig Artikel, das Glaubensbekenntnis der anglikanischen Kirche (s. d.). Sie wurden 1552 unter Eduard VI. zusammengestellt (damals 42 Artikel), unter Elisabeth auf einer Versammlung des Klerus zu London 1562 revidiert und durch das Parlament 1571 für verbindlich erklärt. Vgl. Forbes, Explanation of the thirty-nine articles (5. Aufl., Lond. 1887).

Neuorleans, Stadt, s. New Orleans.

Neuötting, Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Altötting, unweit des Inn und an der Linie Ulm-München-Simbach der Bayrischen Staatsbahn, hat eine schöne gotische Pfarrkirche, ein Spital, ein Waisenhaus, ein Kapuzinerhospiz, ein Institut der Englischen Fräulein, Wollspinnerei, Tuchmanufaktur, Eisengießerei, Schiffahrt und (1885) 2393 kath. Einwohner. Auf dem nahen Mordfeld siegten 912 die Bayern über die Hunnen.

Neuplatonismus (Neoplatonismus, neuplatonische Philosophie), die letzte Form der griechischen Philosophie, welche durch Verschmelzung hellenischer und orientalische Weltanschauung für das Heidentum eine ähnliche Philosophie der Offenbarung zu stande brachte wie Philon für das Judentum. Der N. schloß sich zunächst der durch Aristoteles ergänzten Ideenlehre Platons an, mit welcher die orientalische Emanationslehre (s. Emanation), laut welcher das Niedere durch Ausströmung aus dem Höhern hervorgegangen sein sollte, und der Enthusiasmus, der das Göttliche nicht sowohl mit der Vernunft zu erkennen, als mit dem Gefühl und mit einem übervernünftigen Organ gleichsam anzuschauen strebt, verbunden wurden. Höchster Urgrund ist die Gottheit unter dem Bilde des reinen Lichts, aus welcher als oberste Ausströmung der Logos, Sitz und Träger der Ideen, aus diesem, insofern er in Thätigkeit übergeht, die Weltseele und durch deren den Stoff nach den in den Ideen gegebenen Musterbildern gestaltende Wirksamkeit die Welt der sogen. Wirklichkeit oder der Sinnendinge hervorgeht. Die menschlichen Seelen sind, wie die Weltseele, aus dem göttlichen Verstand geboren, gehören aber, weil sie durch irdische Lust aus ihrem ursprünglich göttlichen Leben zum zeitlichen Dasein herabgesunken sind, nicht mehr allein dem Geisterreich, sondern zugleich der Sinnenwelt an. Durch Losreißung von aller Sinnlichkeit sind sie im stande, das Göttliche schon hier in geistiger Anschauung sich anzueignen, und zwar geschieht dies mittels eines gottähnlichen, übervernünftigen Organs, mit welchem Gott zwar nicht erkannt, aber auf Augenblicke geschaut werden kann. Die so vom Irdischen geläuterten Seelen werden durch den Tod in ihre göttliche Heimat zurückgeführt, während die nicht geläuterten Seelen Pflanzen, Tiere und neue Menschenkörper durchwandern müssen. Das Böse gilt dem N. nur als das vorübergehend Unvollkommene, als das vom Urwesen in den entferntesten Kreisen Erzeugte. Die Götter der polytheistischen Religionen wurden für die persönliche Kräfte des göttlichen Weltlebens erklärt und zwar teils für überweltliche, teils der Welt als Herrscher vorgesetzte oder als Diener mit ihr verbundene. Sie wurden gedacht als dem höchsten Urgrund untergeordnet, über jede Leidenschaft und jeden äußern Einfluß erhaben; die Mythen aber erhielten eine allegorische Auslegung. Der den N. charakterisierende Enthusiasmus war eine Frucht der in jener Zeit weit verbreiteten Sehnsucht, bis zu dem Punkt vorzudringen, wo nach pantheistischer Auffassungsweise das Selbstbewußtsein eins wird mit dem Gottesbewußtsein und das Zeitliche in dem Ewigen aufgeht. Dieser phantastischen Richtung entsprach die Gutheißung der Mantik und Magie, die man aus dem notwendigen Zusammenhang aller Erscheinungen kraft der Einheit des Weltprinzips herzuleiten suchte. Begründer des N., als dessen Vorläufer der Jude Philon (s. d.) und Numenios von Apamea (s. d.) anzusehen sind, war Ammonios Sakkas (175-250, s. d.), der im Anfang des 3. Jahrh. zu Alexandria lehrte, dessen Schüler Plotinos (s. d.), Erennius, Origenes (s. d.), Olympios, Antoninus und Longinus waren. Des Plotinos bedeutendste Schüler waren Amelios Eustochios, Theodoros von Asine, vor allen aber Porphyrios (s. d.) von Tyros (233-305). Letzterer bildete den Übergang zu der zweiten Schule, der syrischen, des Iamblichos (s. d. 2), die das orientalische Element der Theurgie und Dämonenlehre zu einer das griechische überwuchernden Herrschaft gelangen ließ. Zahlreiche Schüler verbreiteten die Lehre des Iamblichos besonders über den Orient, so Sopatros von Apamea, Ädesios und Eustathios aus Kappadokien, Dexippos u. a. Eine neue Hoffnung ging dem N. auf unter dem Kaiser Julianus (s. d.), um den sich namhafte Philosophen scharten (der jüngere Iamblichos aus Apamea, Chrysanthios aus Sardes, Maximus aus Ephesos, Sallustius etc.), mit dessen Tod aber die Hoffnungen des N. wieder und zwar auf immer schwanden. Die dritte und letzte Schule, die athenische, war von Plutarchos aus Athen und von Syrianos aus Alexandria gegründet und von diesem auf Proklos (417-485, s. d.) übergegangen, den größten Dialektiker der neuplatonischen Schule, welche durch ihn zum reinern Platonismus zurückkehrte, aber zwischen Platon und Aristoteles zu vermitteln suchte. Proklos' Nachfolger war sein Schüler Marinos von Neapolis in Palästina, welchem Zenodotos und Isidoros von Alexandria folgten. Das letzte Haupt des Platonismus in Athen war der scharfsinnige Damaskios von Damaskus. 529 wurde durch Kaiser Justinian dem Platonismus ein Ende gemacht oder wenigstens sein allmähliches Erlöschen herbeigeführt; die Schule in Athen ward geschlossen, die Vorträge über Philosophie und die Erklärungen der Gesetze wurden verboten. Zu Alexandria scheint indes noch längere Zeit Platonische Philosophie gelehrt worden zu sein. Noch einmal erwachte der Platonismus in der Umbildung, die er durch die Neuplatoniker erhalten hatte, am Ende des 15. Jahrh. Der größte Geist in dieser neuen, von den Mediceern zu Florenz begünstigten italisch-platonischen Philosophie war Marsilius Ficinus (s. Ficinus). Vgl. Fichte, De philosophie novae Platonicae origine (Berl. 1818); Simon, Histoire de l'école d'Alexandrie (Par. 1843-45, 2 Bde.); Vacherot, Histoire critique de l'école d'Alexandrie (das. 1846-51, 3 Bde.).

Neu-Pommern, seit 1885 offizielle Name der Insel Neubritannien im Neubritannia-Archipel (s. d.).

Neupythagoreismus wird diejenige späte Form griechischer Philosophie genannt, welche sich als unter orientalische Einfluß vollzogene Wiedererneuerung der Pythagoreischen, wie der Neuplatonismus (s. d.), dessen Vorläufer er war, als solche der Platonischen Lehre darstellt. Derselbe entstand (nach E. Zeller) in Alexandria ungefähr in der ersten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts und zerfiel in zwei Richtungen, deren eine in den praktischen Wirkungen, in der religiösen Gesinnung, der Heiligkeit des Lebens, der Askese und Theurgie, die andre in