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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ordensband; Ordenswesen; Ordentliche Ausgaben und Einnahmen; Order; Ordinalia; Ordinär

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Ordensband - Ordinär.

willigung des Landesherrn geschehen und sind Sporteln zu entrichten; außerdem war es früher Gesetz, neben manchen O. (z. B. dem Goldenen Vlies) keine andern zu tragen. Die meisten O. eines Landes zusammen haben einen besondern, jährlich wiederkehrenden Festtag (Ordensfest), an welchem die Ernennungen mit einer gewissen Feierlichkeit vollzogen werden und die anwesenden Mitglieder in ihrer Ordenstracht erscheinen, wenn eine solche mit dem O. verbunden ist. Die sämtlichen O. eines und desselben Landes stehen in einem gewissen Rangverhältnis, und meist soll man, um die höhern zu erlangen, erst die niedern besitzen, was namentlich für Inländer gilt, bei denen überhaupt strenger an den Satzungen gehalten wird als bei den Ausländern. Auch unter den O. der verschiedenen Länder stehen in der öffentlichen Meinung gewisse obenan, wie das Goldene Vlies, der Hosenbandorden, der Elefantenorden, der preußische Schwarze Adlerorden, der russische Alexander Newsky-O., der schwedische Seraphinenorden, der österreichische Maria Theresia-O. Die Angelegenheiten eines Ordens pflegen der Leitung einer Ordenskommission, eines Ordenskapitels oder eines Ordensrats anvertraut zu sein. Man teilt die O. ein: in große O., welche nur gekrönten Häuptern gegeben werden; Hausorden, welche ursprünglich nur für Glieder der fürstlichen Familie und deren Diener bestimmt sind, jedoch auch an befreundete und andre Familien verliehen werden; Verdienstorden, die als Belohnung für erworbene Verdienste erteilt werden und in Militär- und Zivilverdienstorden zerfallen. Um Abstufungen nach dem Rangverhältnis der Ordensmitglieder und nach der Größe der erworbenen Verdienste zu haben, pflegt jeder O. aus verschiedenen Klassen zu bestehen, welche sich durch die Dekorationen voneinander unterscheiden. Die meisten O. zerfallen in drei Hauptklassen: Großkreuze, welche ihre Dekoration in etwas größerm Maßstab an einem breiten Band von bestimmter Farbe (Ordensband), das über die linke Schulter geht, und außerdem noch einen Stern auf der Brust zu tragen pflegen; Komture oder Kommandeure, welche ihre Dekoration um den Hals, und Ritter, welche sie an einer Bandschleife auf der Brust oder im Knopfloch tragen. Dazwischen sind häufig noch Großoffiziere und Offiziere eingeschoben. Sehr hohe O. haben nur einen Grad. Bei einigen O., wie beim preußischen Roten Adlerorden, werden die Klassen nur nach der Nummer unterschieden; die Dekorationen sind indessen in einer der obigen ähnlichen Weise verschieden. Statt der Bänder trug man früher auch goldene Ordensketten, und zum Teil werden einzelne O., vorzüglich solche, bei denen eine besondere Ordenstracht vorgeschrieben ist, bei festlichen Gelegenheiten noch jetzt so getragen. Besonders auszeichnend ist die Verleihung des Ordens in Diamanten. Die gewöhnliche Form der O. ist die Kreuzform, doch kommen auch Medaillonformen und Namenschiffern vor. Die Insignien sind meist nach dem Tode des Inhabers von den Hinterlassenen an die Ordenskommission zurückzusenden. Manche Staaten geben aber auch nur das Dekret (z. B. Spanien und Portugal, die Türkei, Ägypten, Tunis, San Marino, die überseeischen Länder), und man hat den O. selbst anzuschaffen. Um einzelne O., wie den des Heil. Grabes, kann man sich bewerben. Noch zu erwähnen sind die weiblichen O., welche nur für Frauen und zwar, den preußischen Luisenorden ausgenommen, für solche aus den höhern Ständen bestimmt und nicht zahlreich sind. In der Regel bestehen sie nur aus einer Klasse. - Beifolgende Tafel "Orden", welcher eine Übersicht sämtlicher O. beigegeben ist, veranschaulicht eine Anzahl der interessantesten Dekorationen.

Vgl. Gottschalk, Almanach der Ritterorden (Leipz. 1817-19, 3 Bde.); Wietz, Die geistlichen und weltlichen Ritter- und Damenorden (Prag 1821-27, Kostümbilder); Perrot, Collection historique des ordres de la chevalerie etc. (Par. 1828, wichtig wegen der erloschenen O.); Gelbke, Abbildung und Beschreibung der Ritterorden (Berl. 1832-39, mit 44 Kupfertafeln); Biedenfeld, Geschichte und Verfassung aller geistlichen und weltlichen Ritterorden (Weim. 1841, 2 Bde.); Wahlen, Ordres de chevalerie et marques d'honneur (Brüss. 1854, mit Kupfertafeln; 2 Suppl.); Ackermann, Ordensbuch (Annaberg 1855); Schulze, Chronik sämtlicher bekannter Ritterorden und Ehrenzeichen (Berl. 1855, mit 140 Kupfertafeln; Suppl. 1870 u. 1878); "Die O., Wappen und Flaggen aller Regenten und Staaten" (Leipz. 1881); Zoller, Die O. und Ehrenzeichen Deutschlands und Österreichs (Frankf. 1881); Laurence-Archer, The orders of chivalry (Lond. 1888).

Politische O. können die geheimen Gesellschaften genannt werden, welche besonders zahlreich seit der französischen Revolution aufkamen, politische Zwecke verfolgten und neben der allgemeinen Bezeichnung O. noch besondere Namen trugen, z. B. der Tugendbund, die Karbonari, die Illuminaten, die Studentenorden. Auch die Freimaurervereine sind zu den O. gezählt worden, haben aber diesen Namen abgelehnt und wollen nur zu den geheimen Gesellschaften gerechnet sein. Litterarische O. waren die im 17. Jahrh. zur Reinigung der Sprache und Förderung der Poesie gegründeten Sprachgesellschaften, wie der Palmenorden, der Blumenorden, der Elbschwanenorden etc.

Ordensband (Catocala Ochsenh.), Schmetterlingsgattung aus der Familie der Eulen (Noctuina), die größten Eulen mit langen, feingewimperten Fühlern, starker Rollzunge, schön gefärbten Hinterflügeln, einem Querschopf auf dem Thorax und Haarbüscheln auf den Basalringen des Hinterleibs. Die Raupen sind sehr lang gestreckt, seitlich gewimpert, spannerartig und leben auf Bäumen. Das blaue O. (C. fraxini L.), 10,5 cm breit, mit aschgrauen, schwärzlich und gelblich gezeichneten Vorderflügeln und schwarzen, weiß gefransten Hinterflügeln mit blauer Binde, findet sich in ganz Deutschland von Juli bis September, legt seine überwinternden Eier an Baumstämme; die hellgraue, schwarz punktierte Raupe lebt auf Pappeln, Eschen, Buchen, Birken, Ahornen, Eichen. Das rote O. (C. nupta L., s. Tafel "Schmetterlinge II"), 7 cm breit, mit graubraunen, aschgrau schattierten Vorderflügeln und mennigroten, bogig weiß befransten Hinterflügeln, mit zwei schwarzen Binden, findet sich in ganz Europa bis Schweden von Juli bis September und legt seine überwinternden Eier an Baumstämme; die graue Raupe lebt auf Weiden und Pappeln, gebärdet sich bei der Berührung sehr wild und verwandelt sich, von einigen Fäden umzogen, unter Rinde, Moos, dürrem Laub in eine schlanke, bläulich bereifte Puppe.

Ordenswesen, s. Orden.

Ordentliche Ausgaben und Einnahmen, s. Finanzwesen, S. 267.

Order, s. Ordre.

Ordinalia (lat.), Ordnungszahlen, s. Numeralia.

Ordinär (lat.), ordentlich, gewöhnlich, alltäglich, gemein; wird im Buchhandel vom Ladenpreis gebraucht im Gegensatz zum Nettopreis, dem den Buchhändlern, Kolporteuren etc. vom Verleger bewilligten;