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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Othrys - Otricoli.

führer Vitellius zum Kaiser ausgerufen, und zwei bedeutende Heere zogen gegen Italien; wider diese zog O. ins Feld, doch erlitt sein Heer bei Bedriacum in der Nähe von Cremona eine entscheidende Niederlage, worauf sich O., um den Staat vor blutigem Bürgerkrieg zu bewahren, 16. April 69 den Tod gab.

Othrys, alter Name eines bis 1728 m ansteigenden Gebirges in Thessalien (Phthiotis), das sich im N. des Malischen Meerbusens in östlicher Richtung erstreckt und seine nördlichen Zweige bis in die Ebene von Pharsalos ausdehnt. Heute Mavrika.

Otia dant vitia, lat. Sprichwort: "Müßiggang ist aller Laster Anfang".

Otiater (griech.), Ohrenarzt; Otiatrie, Otiatrik, Ohrenheilkunde.

Ötinger, Christoph Friedrich, schwäb. Theolog, geb. 1702 zu Göppingen, studierte Theologie und Medizin, um später die geschichts- und naturwissenschaftlichen Elemente seines vielseitig ausgebreiteten Wissens in einem theosophischen System zu verarbeiten, welches in die Linie zwischen Jakob Böhme und Schelling fällt. Seit 1738 auf verschiedenen Pfarreien angestellt, starb er 10. Febr. 1782 als Prälat in Murrhardt. Ötingers Predigten wurden herausgegeben von Ehmann (Reutling. 1852-57, 5 Bde.), seine "Sämtlichen Schriften" von demselben (das. 1858-67, 7 Bde.), seine Selbstbiographie von Hamberger (Stuttg. 1845). Vgl. Auberlen, Die Theosophie Ötingers (Stuttg. 1848); Ehmann, Ötingers Leben und Briefe (das. 1859, 2. Aufl. 1877); Wächter, Bengel und Ö. (Gütersl. 1885).

Otiorhynchus, s. Rüsselkäfer.

Otis, Trappe; Otididae (Trappen), Familie aus der Ordnung der Stelzvögel (s. d.).

Otitis, Entzündung des Gehörorgans.

Otium (lat.), Ruhe, Muße; O. cum dignitate ("Muße mit Würde"), s. v. w. ehrenvolle Muße, Citat aus Ciceros Rede "Pro Sestio" (Kap. 45).

Ötker, Friedrich, deutscher Politiker, geb. 9. April 1809 zu Rehren in der Grafschaft Schaumburg, studierte 1831-34 zu Marburg die Rechte und war seit 1837 Anwalt an dem Obergericht zu Kassel. Seit 1842 war Ö. publizistisch thätig, redigierte anfangs den "Salon", gründete 1848 die "Neue Hessische Zeitung" und bekämpfte mit unablässigem Eifer den Minister Hassenpflug. 1848-50 war er Mitglied des hessischen Landtags. Um seine Zeitung zu unterdrücken, ward Ö., der von den Gerichten wiederholt freigesprochen worden war, im Oktober 1850 vom Kommandanten von Kassel einige Wochen eingesperrt und nach dem Einrücken der Bundesexekution kriegsgerichtlich verfolgt, weswegen er sich 1851 nach Helgoland und 1854 nach Belgien begab. Er schrieb in dieser Zeit: "Helgoland. Schilderungen und Erörterungen" (Berl. 1855); "Helgoland", Sonette (Leipz. 1857); "De vlaemsche taelstryd" (Gent 1857). 1859 kehrte er nach Kassel zurück und wurde Redakteur der "Hessischen Morgenzeitung" und eifriges Mitglied des Nationalvereins; auch gehörte er dem Sechsunddreißigerausschuß an. In den hessischen Landtag trat er 1862 wieder ein. 1867 ward er in den Reichstag des Norddeutschen Bundes und in das preußische Abgeordnetenhaus, 1871 in den deutschen Reichstag gewählt, in denen er sich der nationalliberalen Partei anschloß. Er starb, seit längerer Zeit kränklich, 17. Febr. 1881 in Berlin. Von seinen Schriften sind noch zu erwähnen: "Belgische Studien" (Stuttg. 1876); "Lebenserinnerungen" (das. 1877-86, 3 Bde.); "Verfassung und Recht auf Helgoland" (das. 1878); "Aus dem norddeutschen Bauernleben" (Berl. 1880). Vgl. Pfaff, Zur Erinnerung an Friedrich Ö. (Gotha 1883). - Sein Bruder Karl Ö., geb. 22. Sept. 1822 zu Rehren, jetzt Justizrat in Kassel, ist nationalliberales Mitglied des deutschen Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses.

Otkup (russ.), Verpachtung, Vergebung von Staatseinkünften (indirekten Steuern) in Generalpacht.

Otley (spr. ottli), Fabrikstadt in der engl. Grafschaft Yorkshire, im Wharfedale, mit (1881) 6806 Einw., Papiermühlen, Kammgarnspinnereien, Buchdruckereien und Fabriken zur Herstellung von Geräten für Buchdrucker und Buchbinder.

Otodus, s. Selachier.

Otolithen (Gehörsteinchen, Hörsand), s. Ohr.

Otomaken (Otomaco), Indianerstamm in der südamerikan. Republik Venezuela, im Quellgebiet des Apure, mit den Guarani- und Omaguastämmen verwandt. Als besondere Eigentümlichkeit wird ihnen die Gewohnheit des Erdeessens zugeschrieben (vgl. Erden, S. 748).

Otomi (Ot'homi, auch Hiaihiu), mexikan. Aboriginer, welche das Gebirgsland im N., W. und Osten von Mexiko (von San Luis Potosi bis Mexiko) bewohnen und in verschiedene Zweige zerfallen. Die Sprache der O. ist unter den 35 in Mexiko gesprochenen die eigentümlichste und wahrscheinlich die älteste, wesentlich einsilbig und in ihrem grammatischen Bau noch einfacher als das Chinesische. Grammatiken hat man von Neve y Molina (Mexiko 1767) und Piccolomini (Rom 1841). Vgl. Naxera, De lingua Othomitorum (Philad. 1835); Buschmann, Die Grammatik der sonorischen Sprachen (in den "Abhandlungen der Berliner Akademie" 1863 ff.); Fr. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2 (Wien 1882).

Otophon (griech.), Hörrohr, s. Hörmaschinen.

Otorrhöe (griech.), Ohrenfluß; Otoskop, Ohrspiegel. Vgl. Ohrenkrankheiten.

Otr, in der nord. Mythologie Sohn des zauberkundigen Hreidmar, Bruder Regins und Fafnirs (s. d.). Loki tötete ihn auf einer Wanderung mit Odin und Hönir an einem Wasserfall, wo er als Otter mit einem Lachs im Maul faß, durch einen Steinwurf. Die Götter mußten dem Vater zur Buße den Balg mit Gold füllen und auch den Ring Andwaranaut (s. d.) noch hinzufügen.

Otránto (das antike Hydruntum), Stadt in der ital. Provinz Lecce (früher Terra d'O. genannt), liegt am Capo d'O., welches den vorgeschobensten Punkt Italiens gegenüber der albanesischen Küste bildet, an der 72 km breiten Meerenge von O., über welche Pyrrhos eine Brücke zur Verbindung Italiens mit Epirus schlagen wollte. O. ist Endpunkt der von Brindisi kommenden Eisenbahn, hat einen ehemals bedeutenden, jetzt aber in Verfall geratenen Hafen, Reste von Befestigungswerken, ein Zollamt, eine nach der Zerstörung durch die Türken restaurierte Kathedrale mit schönem Mosaikfußboden und alter Unterkirche, ein Seminar, Öl- und Feigenbau und (1881) 1893 Einw. O. ist Sitz eines Erzbischofs und mehrerer Konsulate fremder Staaten. Hier 811 Seesieg der Venezianer über die Araber. 1480 wurde die Stadt von Mohammed II. erobert.

Otránto, Herzog von, s. Fouché.

Otricoli, Dorf in der ital. Provinz Perugia, Kreis Terni, unweit des Tiber, an der Via Flaminia und der Eisenbahn von Orte nach Rom gelegen, mit (1881) 813 Einw. O. ist das alte umbrische Otriculum, von welchem noch Tempelruinen, Aquädukte, Grabmäler etc. übrig sind. Die berühmte Zeusbüste in der Sala rotonda des Vatikans und der schöne Mosaik-^[folgende Seite]