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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Papageien

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Papageien (Loris, Aras).

Haubenfedern, von Celebes, Flores und Lombok, und den Rosenkakadu (P. roseicapillus Viell.), der kaum mittelgroß, oberseits aschgrau, an Oberkopf und Haube blaß rosenrot, an Kopfseiten, Hals und an der Unterseite purpurrosenfarben ist und dem Innern Australiens angehört. - Die Grassittiche (Breitschwänze, Plattschweifsittiche, Platycercidae), Vögel von Drossel- bis Elstergröße, mit kurzem, kräftigem, oben, seitlich und aus der Firste abgerundetem und vor der stark übergebogenen, aber meist sehr kurzen Spitze mit einem stumpfen Zahnausschnitt versehenem Schnabel, langen, spitzigen Flügeln mit langer Flügelspitze und oft sehr langem, breitem, stufenförmigem Schwanz, sind sehr bunt gefärbt und bilden die Mehrzahl der australischen P., finden sich auf den östlichen Molukken, Neuguinea, Australien, Tasmania, Neukaledonien, Neuseeland und einigen andern Inseln u. Inselgruppen der Südsee, überall, wo Edelsittiche nicht vorkommen. Sie sind hauptsächlich auf die grasreichen Ebenen angewiesen, fliegen vortrefflich, laufen auch behend, haben eine verhältnismäßig schwache, nicht kreischende Stimme, leben meist in kleinen Trupps, nach der Brutzeit auch in größern Schwärmen, welche weit herumschweifen, und brüten in Baumhöhlen. Man kennt 11 Gattungen mit nahezu 60 Arten. Seit etwa 15 Jahren kommen mehrere Arten, mit am häufigsten die Rosella (Platycercus eximius Shaw) aus Neusüdwales und Tasmania, nach Europa; sie sind aber in der Gefangenschaft etwas schwierig zu erhalten.

Die Familie der Loris (Pinselzungen, Trichoglossidae), durch die pinselförmige, mit Papillen besetzte Zunge charakterisiert und 6 Gattungen mit etwa 60 Arten umfassend, ist über Australien und die zugehörigen Inseln, den Indischen Archipel mit Ausschluß der Sundainseln und Polynesien verbreitet. Die Breitschwanzloris (Domicella Wagl.) sind klein oder mittelgroß, etwas schlank gebaut, mit meist kräftigem, ebenso hohem wie langem, seitlich zusammengedrücktem Schnabel mit abgerundete Firste, stark herabgebogener, überhängender Spitze des Oberschnabels, welcher vor der Spitze sanft ausgebuchtet ist, langen, spitzen Flügeln und einem verhältnismäßig kurzen, abgerundeten Schwanz; das Gefieder ist vorherrschend prächtig rot mit blauer Zeichnung, ausnahmsweise einfarbig schwarz oder blau. Sie sind über Polynesien und die Papualänder verbreitet, leben in kleinen Trupps in den Wäldern, nähren sich von Früchten und Blütensaft, nisten in Baumhöhlen und werden wegen ihrer Schönheit von den Eingebornen in Gefangenschaft gehalten und als Tauschgegenstände von einer Insel zur andern verführt. Sie kamen bis jetzt noch wenig nach Europa und fordern sehr sorgfältige Behandlung. Der Erzlori (schwarzköpfiger Frauenlori, D. atricapilla Wagl.), scharlachrot, Stirn und Schulter schwarz, gegen den Hinterkopf zu dunkelviolett, auf dem Kropf gelb, Flügelbug blau und weiß, Flügel dunkel grasgrün, Schwanz karminrot; das Auge ist braun, ein schmaler Ring um den Stern gelb, Schnabel orange, Fuß grauschwarz. Er bewohnt Ceram und Amboina, lebt auch in der Nähe menschlicher Wohnungen, wird wegen seiner Gelehrigkeit in Amboina allgemein in der Gefangenschaft gehalten und kommt auch häufig nach Europa. Die Keilschwanzloris (Trichoglossus Vig. et Horsf.) sind klein oder mittelgroß, schlank, mit mittellangem, zusammengedrücktem, auf der Firste kantigem Schnabel, dessen verschmähte, dünne, stark herabgebogene, überhängende Spitze sanft ausgebuchtet ist, langen, spitzigen Flügeln und keilförmigem Schwanz. In dem prächtigen Gefieder herrscht oberseits Grün, auf der Brust Rot vor. Sie haben etwa dasselbe Verbreitungsgebiet wie die vorigen, finden sich aber noch weiter westlich; sie leben außerordentlich gesellig, oft in unzählbaren Scharen, selbst verschiedene Arten innig miteinander vereint, nähren sich zur Zeit der Eukalyptusblüte wohl ausschließlich von deren Nektar, sonst wohl von Sämereien, sind der Nahrung halber zu weiten Wanderungen genötigt, fliegen und klettern ungemein geschickt und besitzen eine gellende, wenig biegsame Stimme. Sie sollen gesellig brüten und 2-4, auch mehr Eier legen. Ihr Fleisch ist ungenießbar. Im Käfig halten sie sich nicht gut, fordern jedenfalls sehr sorgfältige Pflege. Der Pflaumenkopf (T. Novae Hollandiae Gm.) ist von mittlerer Größe, an Kopf, Backen und Kehle pflaumenblau, am Hinterhals, Rücken, Bürzel, an den Flügeln und dem Schwanz dunkel grasgrün, im Nacken mit gelbgrünem Band, an der Brust zinnoberrot, an der Brustseite hochgelb und am Bauch dunkelblau; das Auge ist orangerot, der Schnabel rot, Wachshaut und Fuß braun. Er findet sich in ganz Australien und Tasmania und gelangt nicht selten nach Europa, ist auch in der Gefangenschaft längere Zeit zu erhalten.

Die Familie der Aras oder Kegelschwänze (Sittiche, Conuridae, Sittacinae) umfaßt mehr als die Hälfte aller bekannten P., fehlt nur in Europa und ist am zahlreichsten in Amerika und Australien vertreten; die Sittiche sind meist Baumvögel. Die Araras (Aras, Sittace Finsch, s. Tafel II), Charaktervögel Süd- und Mittelamerikas, unter ihnen die größten P. mit enorm großem, seitlich zusammengedrücktem, sehr langhakigem Schnabel, meist nacktem Zügel und Augenkreis, langen, spitzen Flügeln und sehr langem, spitzigem, stufig verkürztem Schwanz, sind fast ausnahmslos lebhaft grün, rot oder blau, meist bunt gefärbt, finden sich in Südbrasilien und Paraguay bis Nordmexiko, leben paarweise oder einzeln im Urwald und ziehen sich vor den Ansiedlern immer weiter zurück. Sie sind ruhig, ernst, fliegen meist gut, haben eine rauhe Stimme, brüten in Baumlöchern und legen 2 Eier. Sie werden wegen des Schadens, welchen sie in Pflanzungen anrichten, ihres kräftigen Fleisches und der schönen Federn halber gejagt, aber auch von den Eingebornen gezähmt und lernen sprechen, wenngleich schwerer als andre P. Sie werden zahm, machen aber von ihrem furchtbaren Schnabel bisweilen sehr unerwünschten Gebrauch. Der Makao (Arakanga, S. macao L.), 86 cm lang, scharlachrot, auf dem Rücken und Bürzel, an den Schwingen und Schwanzdeckfedern blau, an den größten Flügeldeckfedern und den langen Schulterfedern gelb und grün, an den mittlern Schwanzfedern rot, am Ende blau, an den beiden äußersten dunkelblau. Das Auge ist gelblichweiß, die nackte Wange bräunlich fleischfarben, der Oberschnabel hornweiß, der Unterschnabel schwarz, der Fuß grauschwarz. Er bewohnt den Norden Südamerikas bis Guatemala und Honduras und lebt besonders in den Uferwäldern. Die Keilschwanzsittiche (Perüschen, Perikiten, Conurus Finsch), gestreckt erscheinende Vögel von Drossel- bis Dohlengröße mit einem Schnabel, der so lang wie hoch und auf der Firste stumpf abgesetzt ist, langen, spitzen Flügeln und meist nur mittellangem, keilförmig abgestuftem Schwanz. Das Gefieder ist vorherrschend grün, mannigfach bunt gezeichnet und läßt nur einen deutlichen Kreis um das Auge frei. Keilschwanzsittiche finden sich in ganz Südamerika, eine Art auch in Nordamerika, leben in starken Flü-^[folgende Seite]