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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Peschka-Leutner; Pescia; Pescina; Pescopagano; Peseta; Pesne; Peso; Pessach; Pessarium; Pessimismus

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Peschka-Leutner - Pessimismus.

Peschka-Leutner, Minna, hervorragende Koloratursängerin, geb. 25. Okt. 1839 zu Wien als Tochter eines Mitglieds des Hofburgtheaters, wurde Schülerin von H. Proch und debütierte 1856 in Breslau, trat aber nach einjährigem Engagement noch für einige Zeit von der Bühne zurück, war sodann in Dessau engagiert bis zu ihrer Verheiratung mit dem Wiener Arzt Dr. Joh. Peschka (1861) und sang nach zweijähriger Pause einigemal an der Wiener Hofoper. Ihr ungewöhnliches Talent für Koloratur entwickelte sich nun unter Anleitung von Frau Bochkoltz-Falconi sehr rasch, und schon 1865 finden wir die Sängerin als Primadonna am Theater zu Darmstadt. Ihre Glanzzeit fällt aber in die Dauer ihres Engagements zu Leipzig (1868-76), wo sie nicht nur im Theater, sondern auch im Konzertsaal herrschte. Später nahm sie ein Engagement Pollinis in Hamburg an, von wo sie 1883 einem Ruf nach Köln folgte.

Pescia (spr. péscha), Stadt und Bischofsitz in der ital. Provinz Lucca, am Fluß P., der in den Arno mündet, und an der Eisenbahn Pistoja-Pisa-Livorno, hat eine 1356 erbaute Kathedrale (mit einem Grabmal von Raffael da Montelupo), eine Kirche des heil. Franciscus (mit einem Bilde des Heiligen von 1235), Ruinen des Kastells Bareglia, ein Stadthaus und Tribunal, Seidenfilanden und -Spinnereien, Gerbereien, Papierfabriken, Obst-, Oliven- und Weinbau und (1881) 6091 Einw.

Pescina (spr. peschina), Stadt in der ital. Provinz Aquila, Kreis Avezzano, Sitz des Bischofs von Marsi, mit Kathedrale, Kastell, Gymnasium, Seminar, Handel mit Wein, Olivenöl, Honig, Häuten etc. und (1881) 4455 Einw.

Pescopagano, Flecken in der ital. Provinz Potenza, Kreis Melfi, am Ofanto, mit Woll- und Baumwollmanufakturen, Eisen- und Kupferwarenfabrikation und (1881) 3740 Einw.

Peseta (Pezeta), span. Silbermünze, deren früher fünf einen spanischen Piaster (peso) ausmachten, an Wert = 0,8324 bis 0,8497 Mk. Jetzt ist die P. die gesetzliche spanische Münzeinheit à 100 Centesimos = 1 Frank = 80 Pf. nominal, in Peru à 20 Centesimos = 1 Fr.

Pesne (spr. pähn), Antoine, franz. Maler, geb. 23. Mai 1683 zu Paris, war Schüler seines Vaters Thomas und von Charles de la Fosse, bildete sich in Rom und Venedig weiter aus und wurde 1711 preußischer Hofmaler. Er nahm später seinen Wohnsitz in Berlin, wo er Direktor der Akademie wurde und 5. Aug. 1757 starb. P. war einer der besten Bildnismaler der Rokokozeit. Die königlichen Schlösser zu Berlin, Potsdam, Sanssouci u. a. O. enthalten eine große Zahl von Werken seiner Hand, namentlich die Familienbildnisse des königlich preußischen Hauses, worunter einige treffliche von Friedrich d. Gr., dann auch mehrere historische Gemälde aus der Zeitgeschichte desselben. Das Berliner Museum besitzt drei Hauptbilder: das Porträt Friedrichs II., das des Kupferstecher G. F. Schmidt und seiner Gattin und des Hauptmanns v. Erlach.

Peso (span. u. ital.), s. v. w. Stück; daher al p., s. v. w. nach dem Stück, z. B. beim Münzkauf; dann Name einer spanischen Silber- und Rechnungsmünze, P. duro oder fuerte, harter oder schwerer Silberpiaster, im Welthandel (namentlich in England, Nordamerika, Westindien und Ostasien) Dollar genannt. Der ältere, früher in Spanien und im spanischen Amerika, jetzt noch in Mexiko geprägte P. duro wurde früher in 8 Reals de plata mexicanos oder in 20 Reals de Vellon geteilt, jetzt in 100 Centavos oder Centesimos - 5 Frank. Er bildet heute die Einheit der Rechnungsart in Mexiko, im spanischen Ost- und Westindien, im dänischen Westindien, in Gibraltar (in letztern drei jedoch faktisch Goldwährung, da die Onza zu 16, auf Cuba zu 17 Pesos duros gerechnet wird), auf Haïti (Gourde genannt, à 100 Centimes), Bourbon, in Britisch-Honduras, in Neubraunschweig, auf Tahiti, den Sandwichinseln, ferner in den ostindischen sogen. Strait Settlements, auf einem Teil Sumatras und Bangkas, bei den Europäern in China und Japan. Auf ihn gründet sich überdies die Währung in Britisch-Westindien, Britisch-Guayana, Kanada, Australien und Schwedisch-Barthélemy, wo zwar nach Pfunden Sterling gerechnet wird, aber eigentlich in einer Silberwährung, welche sich auf die gesetzliche Annahme des Dollars zu 50 Pence stützt. Der neuere P. duro, Duro, in Spanien seit 1848 geprägt, à 2 Escudos, zeigt wieder, wie die alten Mexikaner, die Säulen des Herkules im Gepräge (Säulenpiaster, Kolonnaten, Pilaren).

Pessach s. Passah.

Pessarium (lat.), s. Mutterhalter.

Pessimismus (neulat.), das Gegenteil des Optimismus (s. d.) und daher im allgemeinen die Neigung, Dinge und Verhältnisse als schlecht vorauszusetzen. Der praktische P. besteht in der Maxime, verdorbene Zustände auf die Spitze zu treiben, um dann durch das Übermaß des Übels einen Rückschlag herbeizuführen. Der theoretische P. tritt in den verschiedensten Gestalten auf. Der soziale P., besonders in der Bevölkerungslehre, ist der Anschauungsweise von Malthus verwandt, welche in der Annahme einer naturgesetzlichen Disharmonie zwischen der Volksvermehrung und der Vermehrung der Nahrungsmittel besteht. Darwins Vorstellungen vom Kampf um das Dasein haben ebenfalls einen pessimistischen Zug, und man könnte daher auch von einem zoologischen P. reden. Der moderne P. der Lebensansicht, d. h. ein gewisser Zweifel am Werte des Lebens, hat in der Dichtung, namentlich bei Byron, einen genialen Ausdruck gefunden und seinen hauptsächlichsten Anlaß in der zum Teil thatsächlichen, zum Teil eingebildeten Korruption des öffentlichen und des Privatlebens. Auch der metaphysische P. eines Schopenhauer (s. d.) findet wenigstens zum Teil in den angedeuteten Umständen eine Erklärung. Er besteht in der Vorstellung, daß diese Welt mit all ihren Sonnen und Milchstraßen ein einziger großer Fehlgriff einer dunkeln, unerklärlichen, aber jedenfalls mit der Gottesvorstellung unvereinbaren Macht sei. Der Grund des Daseins der Dinge könne nicht als eine gütige, auf das Wohl aller Wesen bedachte Gewalt vorgestellt werden, denn unsre Vorstellungen von dem Charakter des Grundes der Welt und des Lebens könnten sich nur nach der Beschaffenheit ebendieser Welt und ebendieses Lebens gestalten. Dieser philosophische P. hat in neuester Zeit, besonders durch die Schriften Eduard v. Hartmanns (s. d. 12), großen Anklang gefunden, und es ist gegenwärtig der Gegensatz zwischen ihm und den alten optimistischen Neigungen als der hauptsächlichste Differenzpunkt aller philosophischen Spekulation anzusehen. Vgl. Joh. Huber, Der P. (Münch. 1876); Pfleiderer, Der moderne P. (Berl. 1875); A. Taubert (Agnes v. Hartmann), Der P. und seine Gegner (das. 1873); Weygoldt, Kritik des philosophischen P. der neuesten Zeit (Leid. 1875); v. Golther, Der moderne P. (Leipz. 1878); O. Plümacher, Der P. in Vergangenheit und Gegenwart (Heidelb. 1884).