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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rose

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Rose (Pflanze).

breitlänglich oder rundlich, Nebenblätter schmal, gleichgestaltet. Die gelbe R. (Fuchsrose, Wanzenrose, Rosa lutea Mill.), angeblich aus der asiatischen Türkei, oft etwas kletternd, 1-2 m hoch, mit unangenehm riechenden, rein gelben (Wachsrose) oder außen gelben, innen roten (Feuer-, Kapuzinerrose, österreichische, türkische R., R. punicea Mill., R. bicolor Jacq.), auch rot gestreiften Blüten (Tulpenrose); die wohlriechenden Blätter dienen in Griechenland als Thee. R. hemisphaerica Herrm. (R. sulfurea Ait.), ein 2-2,5 m hoher Strauch mit hellem, etwas blaugrünem Laub und hellgelben, geruchlosen, nur gefüllten Blüten, die selten zur Vollkommenheit gelangen, soll im 16. Jahrh. aus Persien über Konstantinopel nach Wien gekommen sein. Die schönste Form ist die Persian yellow. Die echte Bibernellrose (R. spinosissima L.), ein niedriger, sparriger, sehr veränderlicher Strauch mit gelblichen Blüten und schwarzer oder schwarz blutroter Frucht, von Island bis zum Mittelmeer, in Nord- und Vorderasien, wird in vielen Varietäten kultiviert, auch als Heckenpflanze; eine niedrigere Form mit auch halb gefüllten, roten Blüten als schottisches Röschen (R. scotica Mill.).

2) Pfingstrosen (Cinnamomeae), meist mit wenigen Stacheln oder stachellos, an den jungen Trieben borstig, mit ungleichen Nebenblättern und roten, selten weißen Blüten. Die Zimtrose (R. cinnamomea L.), in den Gebirgen Süddeutschlands, im Jura, vielleicht auch in Ungarn, Lothringen, Nordeuropa, vielfach verwildert, mit zimtbrauner Rinde an den jüngern Stengeln und Ästen, meist zwei gekrümmten Stacheln an der Blattbasis, etwas blaugrünen Blättern und verhältnismäßig kleinen, wenig zahlreichen, sehr frühen Blüten, variiert sehr stark, wird jetzt wenig kultiviert. Die Alpenrose (Gebirgsrose, R. ohne Dorn, R. alpina L.), in den Gebirgen Mitteleuropas, ein niederliegender, meist kaum 30 cm hoher, im Alter oft unbewehrter Strauch mit überhängender Frucht, wird in Gärten kultiviert, ist hier oft 2,5 m hoch und variiert sehr stark. Die virginische R. (R. virginiana Mill.), in Nordamerika, in Deutschland verwildert, an den Ästen meist völlig unbewehrt, auf der Unterseite der Blätter graugrün, oft weichhaarig, die Blüten stets in endständigen Doldentrauben, wird 3 m hoch, blüht schon im Mai. Die glänzendblätterige R. (R. lucida Ehrh.), mit zahlreichen verästelten, unterhalb der Blattbasis mit Stacheln besetzten Stengeln, glänzend grünen Blättern und kleinen, sehr späten Blüten, stammt aus Nordamerika, ist bei uns verwildert. Die rotblätterige R. (R. rubrifolia Vill.), ein ziemlich hoher Strauch mit bläulichroten Ästen, prächtig rötlich blaugrünen Blättern und ziemlich kleinen, lebhaft hellroten Blüten, welche dicht gedrängt am Ende der kurzen Zweige stehen, in den Alpen und Südfrankreich, verwildert in Thüringen, wird in mehreren Abarten kultiviert.

3) Gartenrosen (Hortenses), aufrechte, nicht hohe Sträucher, mit Stacheln und mit drüsentragenden Borsten, besonders an den jungen Trieben, besetzt, mit großen, flachen Nebenblättern und etwas harter Scheinfrucht, welche die gefiederten Kelchblätter allmählich verliert. Die Damaszener R. (R. damascena Mill.), mit steifen Ästen und Zweigen, stets gekrümmten, oft roten Stacheln, auf der Unterseite mehr oder weniger behaarten Blättern und oft in Dolden stehenden Blüten, kam schon im Altertum aus dem Orient nach Unteritalien und breitete sich von da nordwärts aus. Sie ist ohne Zweifel die berühmte R. von Pästum und blühte schon damals zweimal im Jahr. Robert von Brie brachte sie zur Zeit der Kreuzzüge direkt aus Damaskus nach seinem Schloß Provins in der westlichen Champagne und gab dort Veranlassung zu einer großartigen Rosenkultur behufs Anfertigung von Spezereien. Diese Kultur erhielt sich bis ins 18. Jahrh., betraf aber in der spätern Zeit die in Frankreich heimische R. gallica. Im 16. Jahrh. wurde die Damaszener R. hier abermals eingeführt, nach einer Angabe aus Damaskus, nach andern aus Alexandria oder Italien. Sie findet sich jetzt zum Teil verwildert in Südeuropa, aber nur noch selten in Kultur; dagegen ist sie die Mutterpflanze unsrer meisten bessern Gartenrosen, von denen die ältern aus Hybridisierungen mit R. centifolia, chinensis und alba, die neuern vorherrschend aus Hybridisierungen mit R. indica hervorgegangen sind. Von diesen sind besonders hervorzuheben: R. belgica, mit weißen oder hell-, später auch dunkelroten, kleinen Rosen in ziemlich großer Anzahl am Ende der Zweige; eine besonders kleine Art bildet die ältere Pomponrose; R. variegata (York- und Lancasterrose), weiße und rote Rosen, auch weiße und rote an demselben Stock; R. menstrua (Monatsrose) und zwar kleinere rote Portland- und rosa blühende Celsrosen, aus welchen beiden die ersten remontierenden Rosen hervorgegangen sind. Im Orient bereitet man aus der Damaszener R. Rosenöl, Rosenwasser und Sorbett. Die Zentifolie (R. centifolia L.), mit steifen Ästen und Zweigen, sehr ungleichen, starken, stets gekrümmten, nie roten Stacheln, welche am obern Teil der Zweige, besonders der Blütenstiele, oft durch drüsentragende Borsten ersetzt sind, auf der Unterseite behaarten Blättern und einzeln stehenden, langgestielten Blüten, stammt vielleicht aus der europäischen Türkei, aus Kleinasien oder Persien, kam früh nach Italien und wird jetzt in ungemein zahlreichen Abarten und Blendlingen mit R. gallica, damascena, vielleicht auch mit R. chinensis kultiviert. Hierher gehört die Provencer R. (R. provincialis Mill.), mit kleinern, rundlichen, meist zu zweien stehenden Blüten (Knopfrose, Pompon-, Cabbagerose), welche in zahlreichen Sorten unmittelbar in die belgische R. übergeht. Zwergige Sorten mit mehr flachen, stets gefüllten Blüten sind das dunklere Burgunder Röschen, das hellere Champagner Röschen und das fast weiße Dijonröschen, welches 1735 in einem Wald bei Dijon aufgefunden wurde. Dunkle Zentifolien sind die Kardinals- (Samt-, Purpur-) Rosen, und fast schwarz ist die Plutorose. b) Die Moosrose (R. muscosa Ait.), mit moosartig sich verbreiternden Drüsenborsten am Kelch, an der Kelchröhre und den meist einzeln stehenden Blütenstielen, eine der reizendsten und edelsten aller Rosen, wird in zahlreichen Varietäten kultiviert. Die Essigrose (französische, Provins-, Zucker-, Zwerg-, Samt-, Mohnrose, R. gallica L.), in Süd- und Mitteleuropa, ein niedriger Strauch mit steifen Ästen und Zweigen, außer den gedrungenen, ungleichen Stacheln noch mit stechenden Borsten, auf der Unterfläche behaarten, härtern Blättern, langgestielten, meist einzeln stehenden, dunkelroten Blüten und stets gefiedertem, zurückgeschlagenem, nach dem Verblühen abfallendem Kelch, wurde viel zu Spezereien und Parfümen, auch in der Medizin (daher R. officinalis Red.) benutzt und wird jetzt in vielen Formen auch in Hybridisierungen mit R. centifolia und R. damascena kultiviert; dahin gehören die ältern Sultan-, Serail- oder türkischen Rosen, die ältern Bour-^[folgende Seite]