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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rose

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Rose (Pflanze).

bon- und Bischofsrosen, die panaschierten Rosamunden (Bandrosen).

4) Hundsrosen (Caninae), aufrechte, zum Teil sparrige Sträucher mit starken, mehr oder weniger gebogenen Stacheln, selten steifen Borsten, auch stachligen jungen Trieben, ziemlich breiten Nebenblättern, meist gefiederten, selten bleibenden Kelchabschnitten und etwas lederartiger oder weicher, frühzeitig reifender Frucht. Die filzblätterige R. (R. tomentosa Sm.), ein kurzästiger, 1,5 m hoher Strauch mit fast geraden, derben, langen Stacheln, meist auf beiden Seiten behaarten, graugrünen Blättern, fiederspaltigen, nicht oder spät abfallenden Kelchabschnitten und oft mit Borsten besetzten Scheinfrüchten, wächst in Nord- und Mitteleuropa und liefert genießbare Früchte zum Einmachen, wird auch zur Gewinnung derselben hier und da kultiviert. Dies gilt noch mehr von der Apfelrose (R. villosa L.), mit oft noch stärker behaarten, aber schmälern Blättern, gefiederten, mit drüsigen Wimperhaaren versehenen Kelchabschnitten und sehr großen, birnförmigen, stets vom Kelche gekrönten, zuletzt schwarzroten Früchten. Sie wird viel höher, selbst baumartig, findet sich in Südeuropa, bei uns bisweilen verwildert und wird häufig kultiviert. Die Weinrose (Rost-, Marterrose, Christusdorn, R. rubiginosa L.), mit sehr gekrümmten, großen und kleinen Stacheln, rundlichen, oberseits dunkelgrünen, glänzenden, unterseits mit Drüsen besetzten, wohlriechenden Blättern und vielblütigen Doldentrauben, in Europa, im Orient und in Nordasien, auch in Nordafrika und verwildert in Nordamerika, kommt in zahlreichen Formen und in Hybridisierungen mit R. canina vor und wird auch mit weißen und gefüllten Blüten kultiviert. Die Hundsrose (Hagebutte, Heckenrose, Frauendorn, R. canina L.), ein bis 3 m hoher Strauch mit derben, stark gekrümmten Stacheln, elliptischen, glatten oder unterseits behaarten Blättchen, gefiederten, später abfallenden Kelchabschnitten und länglicher, dunkelroter Scheinfrucht, in Europa, Nord- und Vorderasien, Ägypten, auf Teneriffa, variiert ungemein, bildet auch Hybridisierungen mit R. rubiginosa und R. tomentosa, liefert Unterlagen zum Veredeln, genießbare Scheinfrüchte (Hagebutten, Hahnebutten), als Kaffeesurrogat dienende Früchte (Samen) und gutes Drechslerholz. Die weiße R. (R. alba L.), ein bis 3,75 m hoher Strauch mit einfachen, weißen Blüten in Doldentrauben, vielleicht in Osteuropa und Transkaukasien heimisch, wird in zahlreichen reichblütigen Formen mit gefüllten Blüten kultiviert; doch mögen manche weiße Gartenrosen Kreuzungen mit R. damascena und R. centifolia sein.

5) Büschelrosen (Corymbiferae), aufrechte, kriechende oder kletternde Sträucher mit mehr oder weniger gekrümmten Stacheln, schmalen, gleichen Nebenblättern, meist in Doldentrauben und zahlreich am Ende der Zweige stehenden Blüten, rundlicher, zeitig den Kelch verlierender, nicht weicher Scheinfrucht. Die Feldrose (Acker-, Ranken-, Waldrose, große Hundsrose, Hundsdorn, R. repens Scop., R. arvensis Huds.), mit 2 m langen, kriechenden oder kletternden Stengeln, stark gekrümmten Stacheln und weißen, selten hellroten, einzeln oder doldentraubig stehenden Blüten, ist in Süd- und Mitteleuropa einheimisch; eine Abart ist die Ayrshirerose, mit gefüllten, weißen oder hellroten Blüten; auch kommen Hybridisierungen mit R. multiflora und R. setigera vor. Die immergrüne R. (R. sempervirens L.), mit 5 m langem, kriechendem oder kletterndem, meist dicht mit gekrümmten Stacheln besetztem Stengel, auf beiden Seiten glänzenden, perennierenden Blättern und weißen, einzeln oder doldentraubig stehenden Blüten, in Südeuropa, im Orient bis zum Himalaja, wird in Griechenland und Kleinasien auf Rosenwasser verarbeitet, bei uns in mehreren Varietäten an Staketen, Mauern und Wänden gezogen. Die Büschelrose (R. multiflora Thunb.), mit aufrechtem Stamm, langen, überhängenden, stachligen Ästen, behaarten Zweigen und Blättern, angewachsenen, gewimperten Nebenblättchen und zahlreichen hellroten oder weißen, zimtartig duftenden, gedrängt stehenden Blüten, wächst in China und Japan, kam 1804 nach Europa und wird in mehreren Varietäten und Hybridisierungen wie die vorige kultiviert. Die Moschusrose (R. moschata Mill.), mit aufrechtem Stengel, meist schwachen Ästen und drüsig behaarten Zweigen, stark gekrümmten Stacheln, fast blaugrünen, unten hellern Blättern und weißen Blüten in großer, behaarter Doldentraube, verbreitete sich seit Ende des 16. Jahrh. in Europa und stammt vielleicht aus Persien oder Nordafrika; sie hält bei uns nicht im Freien aus. Die Noisetterose (R. noisetteana Th. et R.), ein Blendling der vorigen mit R. chinensis, hat rosafarbige oder rote, gefüllte Blüten in mehrfach zusammengesetztem Blütenstand und wird in vielen Formen und Kreuzungen kultiviert, auch zu Schirmen und als Trauerrose, wie die Büschelrose, benutzt. Sie blühte zum erstenmal 1818 in Paris. Die Prärierose (R. setigera Mchx.), mit schwachem, bisweilen kletterndem, mit einzelnen starken, wenig gekrümmten Stacheln besetztem Stengel, drüsigen Haaren an den Blattstielen, nicht immer an den Blütenstielen und ziemlich großen, roten Blüten in Doldentrauben, wächst in Nordamerika und wird seit langer Zeit bei uns zum Beziehen von Lauben und Wänden benutzt; man kultiviert einige Abarten, von denen R. rubifolia R. Br., mit brombeerähnlichen Blättern, erst 1830 nach Europa kam, und mehrere Hybridisierungen mit der Ayrshirerose.

6) Edelrosen (Nobiles), mit aufrechtem, aber oft schwachem Stengel, gekrümmten Stacheln, gleich geformten und ziemlich gleich großen, hoch herauf angewachsenen Nebenblättern, meist großen, am Ende kürzerer oder längerer Zweige stehenden Blüten und nicht mit den meist gefiederten Kelchabschnitten gekrönten Scheinfrüchten. Die echte Edelrose (R. chinensis Jacq., R. indica der meisten Botaniker, nicht L.), mit schwachem Stengel und schwachen Ästen, völlig unbehaarten Blättern, sehr schmalen Nebenblättern und schlanken Blütenstielen, ist in China, vielleicht auch in Japan heimisch, kam in sehr früher Zeit nach Ostindien, wo sie sich schnell und allgemein verbreitete, und 1789 nach Europa. Schon in Asien waren viele Ab- und Spielarten entstanden, die man zum Teil auch nach Europa brachte und in Töpfen kultivierte. Hier vermehrte sich noch die Zahl der Formen, und durch Hybridisierungen, namentlich mit der Damaszener R., erhielt man zahllose Sorten von großer Schönheit. Zu dieser Art gehören: die Theerose (R. fragrans Red.), mit ziemlich steifen Ästen, weniger gekrümmten, roten Stacheln, unterseits hellern Blättchen und großen, sehr fein duftenden Blüten, in ihrer jetzigen Vollkommenheit wohl die Krone aller Rosen, seit 1810 in Europa (vgl. Geschwind, Die Theerose, Leipz. 1884); die Monatsrose (R. semperflorens Curt.), mit niedrigem Stengel, schwachen Ästen, einzelnen oder ganz fehlenden Stacheln und immer blühenden Zweigen, seit 1789 oder 1802 in Europa; die Lawrencerose (R. minima Curt.), mit niedrigem Stengel und in eine Spitze ausgezogenen, hellroten, fast weißen Blumenblättern;