Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schlettau; Schletter; Schletterer; Schlettstadt

530

Schlettau - Schlettstadt.

richs von Augustenburg, Prinzessin Viktoria, trug dazu bei, trübe Erinnerungen der Vergangenheit in Vergessenheit zu bringen. Den Agitationen der Dänen in Nordschleswig trat die Regierung mit Entschiedenheit entgegen.

[Litteratur.] "Urkundensammlung" (Kiel 1839 ff.), "Quellensammlung" (das. 1862) und "Regesten und Urkunden" (Hamburg 1886 ff.) der Schleswig-holstein-lauenburgischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte (seit 1833); Christiani, Geschichte der Herzogtümer Schleswig und Holstein (Flensb. 1775-79, 4 Bde.; bis 1460); hierzu dessen "Geschichte etc. unter dem oldenburgischen Haus" (Kiel 1781, 2 Bde.) und als Fortsetzung Hegewisch, Geschichte Schleswigs und Holsteins etc. 1588-1694 (das. 1801-1802, 2 Bde.), bis 1808 fortgeführt von P. v. Kobbe (Altona 1834); Waitz, Schleswig-Holsteins Geschichte (Götting. 1851-54, 2 Bde.); Derselbe, Kurze schleswig-holsteinische Landesgeschichte (Kiel 1864); Handelmann, Geschichte von S. (das. 1874); Droysen und Samwer, Die Herzogtümer S. und das Königreich Dänemark seit 1806 (Hamb. 1850); Fich, Umriß der politischen Geschichte des dänisch-deutschen Streits (Berl. 1865); Lüders, Denkwürdigkeiten zur schleswig-holsteinischen Geschichte (Stuttg. 1851-53, 4 Tle.); Möller, Geschichte Schleswig-Holsteins (neue Ausg., fortgesetzt von Godt, Altona 1888, 3 Bde.); Samwer, Die Staatserbfolge der Herzogtümer Schleswig und Holstein (Hamb. 1844); Willisen, Acht Kriegsmonate in S. (Stuttg. 1851); "Aktenstücke zur neuesten schleswig-holsteinischen Geschichte" (Leipz. 1851-52, 3 Hefte); v. d. Horst, Zur Geschichte des Feldzugs der Schleswig-Holsteiner gegen die Dänen im J. 1850 (Berl. 1852); "Urkundenbuch zur Geschichte der holstein-lauenburgischen Angelegenheit am Deutschen Bund" (Frankf. 1858); "Aufzeichnungen des Prinzen Friedrich von Schleswig-Holstein-Noer aus den Jahren 1848-50" (2. Aufl., Zürich 1861); Baudissin, Geschichte des schleswig-holsteinischen Kriegs (Hannov. 1862); Rüstow, Der deutsch-dänische Krieg 1864 (Zürich 1864); "Österreichisch-preußischer Krieg gegen Dänemark nach authentischen Quellen" (Wien 1865); "Der deutsch-dänische Krieg von 1864, bearbeitet vom preußischen Generalstab" (Berl. 1887, 2 Bde.); "Den dansk-tydske Krig i Aarene 1848-50", bearbeitet vom dänischen Generalstab (Kopenh. 1868-85, 3 Tle.); Thudichum, Verfassungsgeschichte Schleswig-Holsteins 1806-52 (Tübing. 1871); Mestorf, Vorgeschichtliche Altertümer aus S. (Hamb. 1885).

Schlettau, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Annaberg, an der Zschopau und dem 804 m hohen Scheibenberg, Knotenpunkt der Linien Annaberg-Schwarzenberg und S.-Krottendorf der Sächs. Staatsbahn, 570 m ü. M., hat eine ev. Kirche, Fabrikation von Posamenten und Spitzen, Pappe, Eisenkurzwaren, landwirtschaftlichen Maschinen, Leim und Knochenpräparaten, Holzschleiferei u. (1885) 2664 meist evang. Einwohner.

Schletter, Hermann Theodor, deutscher Rechtsgelehrter, geb. 23. April 1816 zu Dresden, lehrte seit 1848 als Professor der Rechte in Leipzig und starb daselbst 19. Aug. 1873. Von seinen Schriften nennen wir: "Handbuch der juristischen Litteratur" (Grimma 1843, 2. Aufl. 1850); "Handbuch der deutschen Preßgesetzgebung" (Leipz. 1846); "Der öffentlich-mündliche Strafprozeß in Deutschland" (Altenburg 1847); "Zur Textkritik der Carolina" (Leipz. 1854); "Lehrbuch des königlich sächsischen Strafprozeßrechts" (das. 1856, 2. Aufl. 1862); "Die Konstitutionen Kurfürst Augusts von Sachsen vom J. 1572" (das. 1857). Außerdem gab er die "neue Folge" der Hitzigschen "Annalen der Kriminalrechtspflege" (Altenb. 1845-48 u. Leipz. 1849-55, 42 Bde.) und die "Jahrbücher der deutschen Rechtswissenschaft und Gesetzgebung" (Erlang. 1855-72, 14 Bde.) heraus.

Schletterer, Hans Michel, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 29. Mai 1824 zu Ansbach, besuchte das Lehrerseminar in Kaiserslautern, ging dann zur Musik über, studierte bei Spohr und Kraushaar in Kassel, sodann bei Richter und David in Leipzig Komposition sowie Klavier-, Orgel- und Violinspiel, wirkte 1847-54 als Musikdirektor in Zweibrücken, wurde 1857 Universitätsmusikdirektor in Heidelberg und ist seit 1858 Domkapellmeister zu Augsburg, wo er 1866 einen Oratorienverein, 1873 eine Musikschule gründete. Als Schriftsteller hat er sich in weiten Kreisen bekannt gemacht durch seine "Geschichte des deutschen Singspiels" (Augsb. 1863), "Geschichte der geistlichen Dichtung und kirchlichen Tonkunst" (Hannov. 1867, Bd. 1), "Übersichtliche Darstellung der Geschichte der kirchlichen Dichtung und geistlichen Musik" (Nördling. 1866), den Vortrag "Die Entstehung der Oper" (das. 1873), die Biographie Joh. Friedr. Reichardts (Augsb. 1865), die "Studien zur Geschichte der französischen Musik" (Berl. 1884-85, 3 Bde.), kleinere biographische Schriften über Pergolese, Ludw. Spohr und L. Boccherini (in Waldersees "Sammlung musikalischer Vorträge") u. a. Auch hat er beachtenswerte Vokalkompositionen, eine vortreffliche Chorgesangschule für Schulen, eine solche für Männerstimmen und eine Violinschule veröffentlicht. - Seine Gattin Hortensia, geborne Zirges, geb. 19. März 1830 zu Leipzig, Schülerin des Konservatoriums daselbst, ist eine tüchtige Violinistin, welche vor ihrer Vermählung auf wiederholten Konzertreisen vielfache Anerkennung gefunden hat.

Schlettstadt, Kreisstadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, an der Ill, Knotenpunkt der Eisenbahnen Straßburg-Basel, S.-Markirch und S.-Zabern, 180 m ü. M., hat 2 schöne kath. Kirchen (Münster oder St. Georgskirche und Fideskirche), eine evang. Kirche, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Lehrerinnenseminar, ein Bürgerhospital, ein Mädchenwaisenhaus, mehrere ehemalige Klöster, ein Theater, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, eine Oberförsterei, berühmte Metallweberei (toiles métalliques), Gerberei, Ziegeleien, Säge- und Lohmühlen, starken Getreide-, Obst- u. Weinbau und (1885) mit der Garnison (ein Bataillon Infanterie Nr. 112) 9172 meist kath. Einwohner. - S. war schon zur Zeit der Merowinger ein königlicher Meierhof, späterhin eine kaiserliche Pfalz. Im 11. Jahrh. wurde der Ort dem dortigen Benediktinerkloster der heil. Fides geschenkt, dessen Propst auch in der spätern Stadt S. Schultheiß und Rat ernannte, bis der Bischof von Straßburg im 13. Jahrh. das Kloster erwarb. 1216 erhielt der Ort durch den Vogt Wölflin Mauern und unter Friedrich II. Stadtrecht. Seit Rudolf von Habsburg erwarb S. die Rechte einer freien Reichsstadt und bewahrte später die Archive des Zehn-Städtebundes. Im 15. Jahrh. begründete hier Agricola eine Gelehrtenschule, die auch Erasmus von Rotterdam besuchte. Die Reformation fand hier zahlreiche Anhänger,

^[Abb.: Wappen von Schlettstadt.]