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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Seneca Falls; Senecaindianer; Senecaöl; Senecio; Senefelder; Seneffe; Senegal

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Seneca Falls - Senegal.

Die Philosophie ist ihm Streben nach Weisheit und sittlicher Vollkommenheit und hat demnach nur Wert in ihrer beständigen Beziehung auf das Leben. In dieser rein moralischen Tendenz ist wohl der Grund der Tradition zu suchen, welche den S. zu einem Christen macht und ihn in Verbindung mit dem Apostel Paulus setzt. Daß S. auch Dichter war, ist ausdrücklich bezeugt. Außer einigen Epigrammen tragen seinen Namen zehn Tragödien: "Hercules furens", "Thyestes", "Thebaïs" ("Phoenissae"), "Phaedra", "Oedipus", "Troades", "Medea", "Agamemno", "Hercules Oetaus" und die Prätexta "Octavia" (hrsg. von Peiper und Richter, Leipz. 1867; von Leo, Berl. 1878-79, 2 Bde.; übersetzt von Swoboda, Prag 1828-30, 3 Bde.), von denen die letzte ihm sicher nicht angehört, die Echtheit der übrigen jedoch zu bezweifeln, wie vielfach geschehen ist, kein Grund vorliegt. Stoff und Form derselben sind griechisch; in der Form gibt sich selbst ein Bestreben kund, die Griechen zu überbieten, daher oft Schwulst und Überladung, oft gesuchte Kürze und Dunkelheit, oft geradezu Unnatur. Vgl. Holzherr, Der Philosoph L. A. S. (Rast. 1858-59); Hochart, Études sur la vie de Senèque (Par. 1885); Kreyher, L. A. S. und seine Beziehungen zum Urchristentum (Berl. 1886); W. Ribbeck, L. A. S. und sein Verhältnis zu Epikur, Plato und dem Christentum (Hannov. 1887).

Seneca Falls (spr. fahls), Stadt im nordamerikan. Staat New York, am Senecafluß, zwischen den Seen Seneca und Cayuga, hat Baumwollmanufakturen, Maschinenwerkstätten und (1880) 5880 Einw.

Senecaindianer (Nundawaono, d. h. das Volk des großen Hügels), der gebildetste Stamm der östlichen Gruppe der Irokesen, aber sehr zusammengeschmolzen, lebt jetzt auf drei Reservationen im Staat New York, in der Nähe des Eriesees und Niagara (2906 Köpfe) und im Indianergebiet (226 Köpfe).

Senecaöl, s. Erdöl, S. 769.

Senecio L. (Kreuzkraut), Gattung der Kompositen, Kräuter und Sträucher, fast über alle Teile der Erde verbreitet, mit wechselständigen, sehr verschieden gestalteten Blättern, walzigen Blütenkörbchen, meist gelben Blüten, schnabelloser Achene und haarigem Pappus; ca. 400 Arten, besonders in der gemäßigten Zone und in gebirgigen Gegenden. Von S. Jacobaea L. (Jakobskraut), mit fiederteiligen Blättern und goldgelben, strahligen Blütenkörbchen, an Rainen etc. sehr verbreitet, war sonst das unangenehm scharf und bitter schmeckende Kraut offizinell. S. vulgaris L. (Gold- oder Grindkraut, Baldgreis), allenthalben verbreitet, ist ein oft höchst lästiges Unkraut in Gärten und auf Feldern, dessen Blüten ein Lieblingsfutter der Kanarien- und andrer Singvögel sind. Andre Arten sind ebenso gemein in Wäldern und überziehen oft ganze Blößen, besonders S. vernalis K. (Wucherblume), mit wollig behaartem Stengel, fiederspaltigen, zottig krausen Blättern und großen Blütenköpfen, aus Asien nach dem Westen eingewandert, vermehrt sich massenhaft durch Samen und vernichtet oft die Ernten ganzer Felder. Zu ihrer gründlichen Vertilgung wurden wiederholt polizeiliche Verordnungen erlassen. S. elegans L., mit weißen oder roten Blüten, aus Afrika, ist eine in mehreren Varietäten kultivierte Gartenzierpflanze.

Senefelder, Aloys, der Erfinder des Steindrucks, geb. 6. Nov. 1771 zu Prag, betrat anfangs die Bühne und versuchte sich dann in der Schriftstellerei. Später errichtete er eine Druckerei und erfand, durch Geldmangel zum Nachdenken über ein möglichst wohlfeiles Verfahren der Vervielfältigung durch den Druck veranlaßt, die vertiefte und die erhöhte Manier des Steindrucks; doch verhinderte ihn seine ärmliche Lage lange an der weitern Verfolgung seiner Erfindung. Er zog daher seine beiden Brüder Theobald und Georg S. sowie den Hofmusikus Gleißner mit in das Geschäft und verkaufte seine Erfindung 1799 an den Musikverleger André in Offenbach, wohin er 1800 übersiedelte; schon im folgenden Jahr veruneinigte er sich mit diesem und ging nach Wien, wo er namentlich den Notendruck betrieb. Allein der Gewinn reichte nicht zur Deckung der Kosten hin, und S. wandte sich daher im Verein mit den Gebrüdern Faber in St. Pölten der Kattundruckerei zu. Erst 1806 gelang es ihm, in München, wohin ihm seine Brüder vorangegangen waren, eine eigne chemische Steindruckerei zu errichten, die bald in Aufnahme kam. 1809 erhielt er auch die Aufsicht über die für Landkarten bestimmte königliche Steindruckerei übertragen und den Titel eines königlichen Inspektors der Lithographie. 1826 gelang ihm der Druck farbiger Blätter (Mosaikdruck), die den Ölgemälden ähnlich sind, und 1833 machte er die Erfindung, dergleichen auf Stein übertragene Ölgemälde auf Leinwand zu drucken. S. starb 24. Febr. 1834 in München. 1877 wurde ihm daselbst ein Denkmal gesetzt. Er schrieb auch ein "Lehrbuch der Lithographie" (Münch. 1818; franz., Straßb. 1819). Vgl. Nagler, A. S. und Simon Schmidt als Rivalen (Münch. 1862); Pfeilschmidt, A. S. (Dresd. 1877).

Seneffe (Senef), Marktflecken in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Charleroi, an der Staatsbahnlinie Manage-Wavre, hat ein schönes Schloß mit Gemäldegalerie und Park, Glasfabrikation und (1887) 3438 Einw. Hier 11. Aug. 1674 Sieg des Prinzen Condé über Wilhelm III. von Oranien und 2. Juli 1794 der Franzosen unter Marceau über die Österreicher.

Senegal, großer Fluß in Nordwestafrika, als dessen Quellflüsse man den Bachoy und den Bafing ansehen kann. Der Bachoy entspringt mit dem Bauleh und dessen zahlreichen Zuflüssen auf dem Scheidegebirge, welches in einer Entfernung von wenigen Kilometern dem linken Ufer des Niger folgt; der viel bedeutendere Bafing (s. d.) nimmt seinen Ursprung im Futa Dschallon unweit Timbo. Nach ihrer Vereinigung bei Bafulabe nimmt der S. eine entschieden nordwestliche Richtung an, durchbricht in den Gowina- und Felukatarakten das Gebirge und empfängt bei Medine rechts den Tarakole, den einzigen rechtsseitigen Fluß, sonst gehen dem S. auf dieser Seite nur Wadis zu. Bald darauf empfängt er links den eine Strecke aufwärts periodisch bis Farabane schiffbaren Faleme, dessen Quellen gleichfalls im Futa Dschallon liegen, seinen letzten permanenten Zufluß. Nun beginnt durch Abzweigung von Armen auf dem linken Stromufer eine vielfache Inselbildung, darunter das langgestreckte Alluvialland von Bilbas und die Ile à Morfil (Elefanteninsel). Hier nimmt der S. schon eine mehr westliche Richtung an, die er unter vielfachen Krümmungen bis nahe dem Meer beibehält, wo er, in viele Arme sich spaltend, einen fast südlichen Lauf nimmt und, durch eine lange, schmale Landzunge vom Atlantischen Ozean getrennt, diesen in einer häufig wechselnden Mündung erreicht. Die Länge des Stroms von der Quelle des Bafing bis zum Meer ist 1700 km; sein Becken wird von Klöden auf 258,795, von Chavanne auf 440,500, von andern auf 360,000 qkm berechnet, doch führt er bei Niedrigwasser dem Meer nur 50 cbm per Sekunde zu. In seinem Unterlauf dienen die Seen Cayar (rechts) und