Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

923

Shoeburyneß - Shrewsbury.

Schnüren etc. befreit und unter dem Namen Shoddy oder Mungo in den Handel gebracht, indem man zu Mungokunstwollen alle tuchartigen Stoffe von kürzern Wollfasern, zu Shoddykunstwollen vorzugsweise ungewalkte Kammwollstoffe und Trikotagen sowie ungeschorne Stoffe, wie Lama und Fries, verwendet. Lumpen, die Pflanzenfasern enthalten, liefern das sogen. Extrakt, werden karbonisiert, d. h. mit Schwefel- oder Salzsäure erwärmt, dann mit Alkalien behandelt und gespült. Dadurch ist die Pflanzenfaser leicht zerreiblich geworden und kann von den wenig angegriffenen Wollfasern durch einfache mechanische Prozesse getrennt werden. Die reinen Wolllumpen kommen sofort in einen mechanischen Entfaserungsapparat, dessen Hauptteil ein Reißwolf ist. Dieser besteht aus einer Trommel von ca. 1 m Durchmesser, welche mit einer großen Zahl spitzer Zähne versehen ist, rotiert mit 700-800 Umdrehungen in der Minute und zerreißt die Lumpen in ihre einzelnen Fasern. Die erhaltenen Fasern haben eine Länge von 5-20 mm, die größte Menge derselben ist aber nur 8-10 mm lang. Die kürzesten Fasern sind kaum noch zur Spinnerei tauglich und fallen wie Staub aus den Geweben heraus. Je nach der Länge der Fasern wird die Kunstwolle mit mehr oder weniger Naturwolle im Schlagwolf und im Droussetwolf versetzt. Im übrigen wird die Mungowolle dann wie gewöhnliche Streichwolle gesponnen. Gut verwendbar ist Mungogarn, mit Baumwolle oder feinen Woll-, resp. Seidenfäden drilliert. Die Shoddywolle enthält oft so viele genügend lange Fasern, um ohne Zusatz von Naturwolle versponnen werden zu können. Vgl. Grothe, Die Mungo- und Shoddyfabrikation ("Polytechnisches Zentralblatt" 1869); Derselbe, Die Streichgarnspinnerei und Kunstwollindustrie (Berl. 1876).

Shoeburyneß (spr. schúhberi-), Kap in der engl. Grafschaft Essex, an der Themsemündung. Dabei ein Fort und eine oft genannte Artillerieschießstätte.

Shogun (Abkürzung von Sei-i-tai-shogun, d. h. "großer General", von den Fremden auch Taikun genannt), in der japanischen Feudalzeit Titel des weltlichen Herrschers und ersten Vasallen des Kaisers. Von 1600 bis 1868 gehörte er dem Haus Tokugawa an und residierte in Jedo (s. Japan, S. 164).

Shoreditch (spr. schóhrditsch), Straße am ehemaligen "Graben" der Stadt London, im Osten, nach welcher ein parlamentarischer Wahlbezirk genannt ist, der (1881) 126,591 Einw. hat.

Shoreham, New (spr. nju schóhräm), Stadt in der engl. Grafschaft Sussex, an der Mündung des Adur in den Kanal (La Manche), hat eine normännische Kirche, eine Lateinschule, Werfte, Austernfischerei, lebhaften Handel (namentlich mit Holz) und (1881) 3572 Einw. Zum Hafen gehörten 1887: 98 Schiffe von 14,722 Ton. und 106 Fischerboote. Der Verkehr mit dem Ausland ist unbedeutend (Einfuhr 1887: 110,328 Pfd. Sterl.). S. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Shorncliffe (spr. schórnkliff), Ort, s. Hythe.

Shorthornrind (spr. schórt-horn-, "Kurzhornrind"), s. Rind, S. 837.

Shoshonies (spr. schoschóhnis), Indianer, s. Schoschonen.

Shout (engl., spr. schaut), Geschrei, lautes Rufen.

Shrapnell (engl., spr. schrappnel), s. Schrapnell. ^[richtig: Schrapnells.]

Shreveport (spr. schríhwport), Stadt im nordamerikan. Staat Louisiana, am Red River, dicht an der Grenze von Texas, hat Dampfmühlen, Handel mit Baumwolle und Vieh und (1880) 8009 Einw.

Shrewsbury (spr. schróhs- oder schrúhsberi), Hauptstadt von Shropshire (England), von drei Seiten vom schiffbaren Severn umgeben, über welchen zwei Brücken führen, unregelmäßig gebaut, mit Resten alter Mauern, eines normännischen Schlosses und dreier Klöster, hat viele mittelalterliche Gebäude aus Fachwerk, zahlreiche alte Kirchen (worunter die alte Abteikirche zum heiligen Kreuz) und eine neue katholische Kathedrale, ein stattliches Rathaus, eine Markthalle von 1595 (vor ihr Standbild Lord Clives), eine Kornbörse, ein Museum (mit Altertümern von Uriconium, s. Wroxeter), eine Lateinschule, ein Gefängnis (1793 nach Howards Entwurf gebaut), zahlreiche milde Stiftungen und (1881) 26,418 Einw., welche Garnspinnerei, Leinweberei, Teppichweberei und lebhaften Handel betreiben. Beim Londoner Thor steht eine 41,4 m hohe Säule mit einer Statue Lord Hills; ein römisches Amphitheater am Severn ist in eine öffentliche Anlage umgestaltet worden. S. wurde wahrscheinlich von den Briten gegründet, als dieselben durch die Angeln gezwungen worden, Wroxeter (das römische Uriconium) aufzugeben, und hieß ursprünglich Pengwern. In den Kriegen mit Wales spielte es eine bedeutende Rolle und wurde zuletzt von den Wallisern unter Llewellyn d. Gr. 1215 besetzt.

Shrewsbury (spr. schróhs- oder schrúhsberi), engl. Adelstitel, den seit 1442 das seit dem 11. Jahrh. in England nachweisbare Haus Talbot führt. Die namhaftesten Träger des Titels sind:

1) John Talbot, erster Graf von, berühmter engl. Feldherr, geboren um 1373 zu Blechmore in der Grafschaft Shrop, trat 1410 in das Parlament und mußte seine Opposition gegen das Haus Lancaster 1413 bei dem Regierungsantritt Heinrichs V. im Tower büßen, ward aber dann zum Lord-Lieutenant von Irland ernannt. Seit 1417 nahm er an den Kriegen Englands gegen Frankreich teil, in denen er später wiederholt als Oberbefehlshaber die englischen Heere führte. In 47 Kämpfen trug er den Sieg davon, und seine Tapferkeit erwarb ihm den Namen des britischen Achilles. Auch in Irland, dessen Statthalterschaft er 1444 zum zweitenmal übernahm, zeichnete er sich in vielen Schlachten aus. Heinrich V. ernannte ihn 1442 zum Grafen von S., bald darauf zum Seneschall des Königreichs und 1446 zum Grafen von Waterford und Wexford. 1449 ging er abermals als Befehlshaber nach Frankreich, erlitt aber bei Rouen eine entscheidende Niederlage und mußte sich zur Bekräftigung der eingegangenen Kapitulation als Geisel stellen. 1452 zum Gouverneur von Guienne ernannt, das von Karl VII. besetzt war, eroberte er eine Menge Städte, namentlich Bordeaux, fiel aber 17. Juli 1453 mit seinem Sohn bei Castillon.

2) George Talbot, sechster Graf, folgte 1560 seinem Vater in der Grafschaft und wurde im Januar 1569 von der Königin Elisabeth mit der Obhut der in England gefangen gehaltenen Königin Maria Stuart betraut, die er 15 Jahre lang auf seinen Schlössern zu Tutbury, Wingfield, Sheffield u. a. mit aller Sorgfalt bewachte, aber zugleich, soweit es seine Instruktionen gestatteten, mit Achtung und Rücksicht behandelte. 1572 führte er den Vorsitz in dem Prozeß des Herzogs von Norfolk und wurde nach dessen Hinrichtung zum Earl Marchal von England ernannt. Mit seiner zweiten Gemahlin, Elisabeth, die ihn verleumderischerweise eines ehebrecherischen Verhältnisses zu seiner Gefangenen anklagte, lebte er höchst unglücklich. Im Dezember 1584 wurde er auf sein dringendes Ansuchen von der Bewachung der schottischen Königin entbunden; er starb 1590.