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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Szalay; Szamarodny; Szamos; Szamos-Ujvár; Szanthó; Szapary; Szárvady; Szarvas; Szász

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Szalay - Szász.

fand, mit schwerer Gefängnishaft bestraft, die seine Gesundheit zerrüttete und ihm den Weg zu höherer Bildung verschloß, und schlug nun die schriftstellerische Laufbahn ein, indem er Gedichte, Erzählungen und Dramen aus der Vorzeit Polens in Lemberger Zeitungen veröffentlichte. Bald wandte er sich jedoch von diesen poetischen Versuchen ab, einem ernsten und vertieften Studium der polnischen Geschichte zu und ließ als nächste Frucht desselben zwei mit verdientem Beifall aufgenommene Schriften erscheinen: "Boleslaw Chrobry" (Lemb. 1848) und "Pierwsze odrodzenie Polski" ("Die Wiedergeburt Polens", das. 1849), worin die Zeiten Wladislaw Lokieteks und Kasimirs d. Gr. treu und anschaulich geschildert werden. Bedeutenderes noch leistete er in "Jadwiga i Jagiello" (Lemb. 1855, 3 Bde.; 2. Aufl. 1861, 4 Bde.), seinem Hauptwerk, das sein Talent für historische Malerei im vollsten Glanz erscheinen läßt. S. war inzwischen (1853) Kustos der Ossolinskischen Bibliothek in Lemberg geworden, doch mußte er die Stelle schon nach wenigen Jahren wegen Erblindung wieder aufgeben. Er starb, bis zuletzt litterarisch thätig, 10. Jan. 1868 in Lemberg. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: "Lechicki początek Polski" ("Der lechische Ursprung Polens", Lemb. 1858); die vortrefflichen "Szkice historyczne" (das. 1854-69, 4 Bde.) und "Dwa lata dziejów naszych" ("Zwei Jahre polnischer Geschichte"), eine Schilderung der Kriege Polens mit den Kosaken (das. 1865-69, 2 Bde.). Eine Sammlung seiner historischen Werke (mit Biographie von Kantecki) erschien unter dem Titel: "Dziela Karola Szajnochy" (Lemb. 1876-78, 10 Bde.).

Szalay (spr. ssállai), Ladislaus von, ungar. Historiker und Staatsmann, geb. 18. April 1813 zu Ofen, widmete sich von 1824 bis 1826 in Stuhlweißenburg und Pest philosophischen und juridischen Studien, begann 1833 die Advokatenpraxis und ward infolge seiner Schrift "Das Strafverfahren mit besonderer Rücksicht auf die Strafgerichte" (Pest 1840) zum Schriftführer der vom Reichstag zur Ausarbeitung eines Strafkodex niedergesetzten Kommission gewählt. 1843 wurde er von der Stadt Karpfen als Deputierter zum Reichstag entsendet, wo er sich der liberalen Opposition anschloß. Er beteiligte sich seit 1844 teils als Redakteur, teils als Mitarbeiter am "Pesti Hirlap". Seine Abhandlungen, worin er namentlich für administrative Zentralisation und Reform des Komitatswesens seine Stimme erhob, erschienen gesammelt als "Publicistai dolgozatok" (Pest 1847, 2 Bde.). Sein "Státusférfiak könyve" (Pest 1847-52) enthält Lebens- und Charakterschilderungen bedeutender reformatorischer Staatsmänner. Von der ungarischen Regierung 1848 zu ihrem Gesandten bei der deutschen Zentralgewalt in Frankfurt ernannt, ging er dann in derselben Eigenschaft nach London, ward aber hier nicht anerkannt, begab sich darauf in die Schweiz und kehrte später nach Pest zurück, wo er 1861 zum Reichstagsabgeordneten gewählt wurde. Er starb 17. Juli 1864 in Salzburg. Seine Hauptwerke (in ungarischer Sprache) sind: "Geschichte Ungarns" (Leipz. 1850-60, 6 Bde.; deutsch von Wögerer, Pest 1866 bis 1875, 3 Bde.); "Nikolaus Esterházy von Galantha, Palatinus von Ungarn" (das. 1862-66, 2 Bde.); "König Johann und die Diplomatie" (im "Budapesti Szemle" 1858-60); "Ungarisch-geschichtliche Denkwürdigkeiten" (Pest 1858-60, 3 Bde.). Vgl. Flegler, Erinnerungen an L. v. S. (Leipz. 1866).

Szamarodny (spr. ssá-), s. Tokayer.

Szamos (spr. ssámosch), Nebenfluß der Theiß in Ungarn, entspringt im Biharer und Aranyoser Gebirge in zwei Quellflüssen, die sich bei Deés vereinigen, fließt dann nordwestlich, nimmt die Kraszna auf und mündet in der Nordwestecke des Szatmárer Komitats bei Ocsva-Apathi.

Szamos-Ujvár (spr. ssámosch-, Armenierstadt), Stadt im ungar. Komitat Szolnok-Doboka (Siebenbürgen), an der Klausenburg-Bistritzer Bahn, Sitz eines griechisch-kath. Bischofs, mit schöner armenischer Kirche, altem Schloß, bischöflichem Palais, Franziskanerkloster, griechisch-katholischer theologischer Akademie, (1881) 5317 meist armen. Einwohnern, lebhaftem Getreide- und Viehhandel, Lederindustrie, Landesstrafanstalt und Bezirksgericht. In der Nähe das Schwefelbad Kérö.

Szanthó (spr. ssántō), Markt im ungar. Komitat Abauj-Torna, am Hegyaljagebirge, mit (1881) 4279 Einw., Weinbau und Bezirksgericht.

Szapary (spr. ssápp-), 1) Ladislaus, Graf, österreich. General, geb. 22. Nov. 1831 zu Pest, trat 1848 in die österreichische Kavallerie, ward 1857 Major, 1860 Flügeladjutant des Kaisers, 1862 Kommandant des 1. (jetzt 13.) freiwilligen Husarenregiments, mit welchem er 1866 in Italien wichtige Dienste leistete, 1869 Generalmajor und Brigadekommandeur in Pest, 1874 Feldmarschallleutnant und Kommandeur der 20. Division, mit der er 1878 in Bosnien einrückte. Nach der Verstärkung der Okkupationsarmee ward er zum Kommandeur des 3. Armeekorps ernannt, nahm an der völligen Okkupation hervorragenden Anteil und erhielt im Oktober das Militärkommando in Temesvár, dann in Kaschau. Er starb 28. Sept. 1883 in Preßburg.

2) Julius, ungar. Staatsmann, Vetter des vorigen, geb. 1. Nov. 1832, ward 1861 Deputierter für Szolnok und in rascher Karriere Ministerialrat im Ministerium des Innern und Staatssekretär im Kommunikationsministerium (August 1870), welcher Stellung er aber schon im Mai 1871 entsagte, um dann 5. März 1873 Minister des Innern zu werden. Er bekämpfte da die Schäden des alten Regimes mit Nachdruck und übernahm bei der Rekonstruktion des Ministeriums Tisza im Dezember 1878 das Finanzportefeuille, das er bis zum Februar 1887 innehatte.

Szárvady (spr. ssār-), Wilhelmine, s. Clauß.

Szarvas (spr. ssárwasch), Markt im ungar. Komitat Békés, an der Körös, Station der Ungarischen Staatsbahn, mit (1881) 22,504 Einw. (Slawen und Ungarn), evang. Obergymnasium und Bezirksgericht.

Szász (spr. ssāß), Karl, ungar. Schriftsteller, geb. 15. Juni 1829 zu Nagy-Enyed in Siebenbürgen, studierte daselbst und gewann schon 1847 mit einer poetischen Erzählung einen Preis. Nach der Revolution, in deren letzten Kämpfen er als Honvéd mit focht, studierte er Theologie, wirkte als Gymnasiallehrer in Nagy-Körös, wurde dann calvinistischer Seelsorger zuerst in Kézdi-Vásárhely, dann in Kun-Szent-Miklós, vertrat den Fülöpszállaser Bezirk auf dem Reichstag von 1865 und trat 1867 als Sektionsrat im Kultusministerium in den Staatsdienst. Zwei Jahre später wurde er zum Schulinspektor und 1876 zum Ministerialrat im Ministerium ernannt. S., der Mitglied der Akademie und der Kisfaludy-Gesellschaft ist und von beiden wiederholt mit Preisen ausgezeichnet wurde, hat auf dem Felde der Lyrik und poetischen Erzählung ("Almos", "Salamon") sowie des Dramas ("Zrinyi", "Herodes", "Georg Frater"), besonders aber als poetischer Übersetzer eine reiche Thätigkeit entwickelt und unter anderm das Nibelungenlied, Dantes "Göttliche Komödie", zwei Bände Gedichte von Goethe, mehrere Dramen von Shakespeare, Ten-^[folgende Seite]