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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Triptolemos - Tristan da Cunha.

Triptolemos, im griech. Mythus Sohn des Königs Keleos von Eleusis und der Metaneira, Liebling der Demeter, Verbreiter des Ackerbaues und der Kultur überhaupt, Heros der Eleusinischen Mysterien. Er fuhr auf einem mit Drachen bespannten Wagen über die ganze Erde dahin und streute Getreidesamen aus. Nach seiner Zurückkunft nach Eleusis wollte Keleos ihn töten lassen, mußte ihm jedoch auf Befehl der Demeter sein Land abtreten, worauf T. die Thesmophorien (s. d.) stiftete.

Triptychon (griech.), ein aus drei Teilen (Mittelbild und Flügelbildern) bestehendes Altargemälde. S. auch Diptychon.

Tripudium (lat.), der Tanz der römischen Priester um die Altäre, besonders der der Salier und Arvalbrüder.

Triquetrum (parallaktisches Lineal, Instrumentum parallacticum, Ptolemäische Regel), astronom. Instrument der Alten, dessen sich noch Kopernikus bediente, aus drei Linealen bestehend, die ein gleichschenkeliges Dreieck bilden (s. Figur). Der eine der gleichen Schenkel, A B, steht vertikal, der andre, A C, um den obern Endpunkt A des ersten drehbar, ist mit Absehen (Visieren) versehen und wird nach dem zu beobachtenden Stern gerichtet; auf dem dritten, mit einer Teilung versehenen Lineal B D wird die Länge der ungleichen Seite B C gemessen und dadurch der Winkel an der Spitze, d. h. Zenithdistanz des Sterns, bestimmt.

^[Abb.: Schematische Figur.]

Triremen, "Dreiruderer", bei den Römern und im Mittelalter gebräuchliche Kriegsschiffe; bei den Griechen Trieren genannt. Sie hatten drei Reihen Ruder übereinander (Fig. 1 u. 2). Vgl. Galeere.

^[Abb.: Fig. 1. Trireme. Anordnung des Ruderwerks. Fig. 2. Rudersitze.]

Trisektion des Winkels, Teilung desselben in drei gleiche Teile, ein im Altertum berühmtes geometrisches Problem, mit dem sich Pappus, Proklos, Nikomedes, von den Neuern Vieta, Albrecht Dürer, Newton u. a. beschäftigt haben; mit Zirkel und Lineal (Kreis und gerader Linie) allein nicht lösbar.

Trisetum Beauv. (Goldhafergras), Gattung aus der Familie der Gramineen, der Gattung Avena, Hafer, sehr nahestehend, mit zwei- bis dreiblütigen Ährchen, nur fruchtbaren Blüten und einer am Grund nur wenig dunklern Granne an der Deckspelze. T. pratense Pers. (Avena flavescens L., kleiner Wiesenhafer, s. Fig.), ein perennierendes Gras mit mehr oder weniger fein behaarten Blättern und nur in der Blüte ausgebreiteten, gelbgrünen Rispen, wächst auf guten frischgrundigen Wiesen, gehört zu den Schnittgräsern erster Klasse und gibt reichliches, sehr feines, weiches Heu.

^[Abb.: Trisetum pratense (kleiner Wiesenhafer).]

Trishagion (griech., Hymnus angelicus, cherubicus, triumphalis), der im Konsekrationsakt der Messe übliche Gesang des "Dreimalheilig", genommen aus Jes. 6, 3, war schon im 4. Jahrh. gebräuchlich und galt als liturgisches Bekenntnis der Dreieinigkeit.

Trismegistos, s. Hermes Trismegistos.

Trismus (griech.), Mundsperre, häufig Teilerscheinung des Starrkrampfes.

Tríssino, Giovanni Giorgio, ital. Dichter und Gelehrter, geb. 8. Juni 1478 zu Vicenza, lebte unter den Päpsten Leo X. und Clemens VII. als päpstlicher Nunzius längere Zeit in Venedig und Wien und starb 1550 in Rom. Er ist besonders bekannt als Verfasser der "Sofonisba" (Rom 1524; mit den Anmerkungen von T. Tasso hrsg. von Paglierani, Bologna 1885; deutsch von Feit, Lübeck 1888), der ältesten regelmäßigen Tragödie der Italiener. Dieselbe ist streng nach den Aristotelischen Regeln abgefaßt, in reimlosen fünffüßigen Iamben (versi sciolti), die T. zuerst in die italienische Litteratur eingeführt haben soll, geschrieben und verrät, trotz ihrer Abhängigkeit von antiken Mustern, ein nicht gewöhnliches Talent, hat aber heutzutage fast nur noch einen litterarhistorischen Wert. Trissinos Lustspiel "I simillimi" (Vened. 1548) ist eine Nachahmung des Plautus. Sein Epos "Italia liberata da' Goti" (Vened. 1547-48, 3 Bde.; Par. 1729, 3 Bde.), in 27 Gesängen, ist unpoetisch und langweilig und gegenwärtig vergessen. Nicht ohne Wert sind dagegen manche seiner "Rime" (Vicenza 1529). Auch ist er Verfasser einer Poetik (Vicenza 1529) sowie verschiedener Schriften über die italienische Sprache und hat Dantes Schrift "De vulgari eloquio" zuerst ins Italienische übersetzt. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien Venedig 1729. Vgl. Nicolini, Giangiorgio T. (Vicenza 1864); Morsolin, G. T. (das. 1878).

Trist (lat.), traurig, betrübt; öde.

Tristan da Cunha (spr. kúnja), Inselgruppe im südatlant. Ozean, südwestlich vom Kap der Guten Hoffnung, besteht aus drei Inseln vulkanischen Ursprungs, deren größte, vorzugsweise T. genannt, eigentlich nur ein erloschener Vulkan ist, der bis zu 2600 m ansteigt und 116 qkm (2,1 QM.) umfaßt. Sie wurde nach dem portugiesischen Entdecker (1506) benannt, ist rund von Gestalt und wohlbewässert und erscheint als ein günstiger Platz für Schildkrötenfang und zum Wassereinnehmen für Seefahrer, die, nach Indien oder Australien bestimmt, nicht am Kap an-^[folgende Seite]