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Vulkane (unterseeische).
bis nach Skandinavien getragen. Die große Menge von Asche, welche neben Bimssteinlapilli der Krakatoa 1883 lieferte, breitete sich über einen Flächenraum größer als Deutschland aus, ja sie ist, wenigstens nach der Meinung einer Anzahl von Geologen, als ein durch die gesamte Atmosphäre transportiertes Material die Ursache der auf dem größten Teil der Erdoberfläche beobachteten eigentümlichen Dämmerungserscheinungen in den der Eruption folgenden Monaten. Man konnte die Verbreitung des Phänomens vom Äquator nach den Polen zu deutlich beobachten, und erst bis Sommer 1886 verschwanden die farbenreichen Dämmerungserscheinungen vollständig. Mit der Asche verquicken sich häufig Wasserströme, welche durch die rasch zu Regen umgesetzten Dampfmassen der Eruption oder durch die schnelle Schmelzung des hohe V. bedeckenden Schnees geliefert werden. Es entstehen Schlammfluten, die mitunter freie Säure enthalten und dann um so verheerender auf die Vegetation wirken. Durch das Wasser ausgebreitet und erhärtet, bilden diese Schlammmassen die vulkanischen Tuffe, wohl zu unterscheiden von dem Material, welches die sogen. Schlammvulkane (s. d.) entsenden. Humboldt beschreibt aus Südamerika Ströme eines kohligen Schlammes (Moja), die echten Vulkanen entströmt sein sollten. Neuere Forscher (Wolf, Reiß, Stübel) haben gezeigt, daß es sich um einfache Moorbrücher gehandelt hat, wie sie denn auch die früher geleugneten Lavenströme an den südamerikanischen Vulkanen nachgewiesen haben.
Der Schauplatz der vulkanischen Thätigkeit kann aber auch der Meeresgrund sein (unterseeische, submarine V.). Durch die Aufhäufung des erumpierenden Materials bauen sich dann oft Inseln auf, bald ephemere Erscheinungen, wenn ihr Material hinfällig ist und schnell eine Beute der zertrümmernden Meereswogen wird, bald widerstandsfähige vulkanische Eilande. Auch jene Doppelform der V., welche einen zentralen Kegel und eine teilweise Umwallung erkennen läßt, beobachtet man häufig an solchen durch submarine Eruptionen entstandenen Inseln. So bietet unter andern der Santorin-Archipel (s. Übersichtskärtchen, Fig. 2), in welchem seit 1866 fast ununterbrochen Eruptionen sich abgespielt haben, eine treue Kopie des Vesuvs dar, wenn man sich bei letzterm den Spiegel des benachbarten Meers um so viel gehoben denkt, daß das Wasser den Grund des den Monte Somma vom Zentralkegel trennenden Thals, des Atrio del Cavallo, bespült. Thera, Therasia und Aspronisi sind die peripherischen Inseln, welche den erhaltenen Resten des Sommawalles entsprechen, während die Kaimeniinseln, der Schauplatz der neuern Eruptionen, im Zentrum des Ringwalles liegen. Dem Übersichtskärtchen über den Santorinarchipel, welches diese Verhältnisse charakterisiert, geben wir zwei andre (Fig. 3 u. 4) der zentralen Inseln in größerm Maßstab bei, welche den Zustand vom 23. Febr. 1866 u. 18. Juni 1870 fixieren und den großartigen Zuwachs an Land erkennen lassen, wie ihn die von den beiden Eruptionsstellen, dem Georg auf der Insel, der Aphroessa im Meer, ausgehende vulkanische Thätigkeit geliefert hat. Auch die Eruption des Krakatoa ließ einige neue kleine Inseln (Fig. 5) entstehen, während freilich der größte Teil der Insel Krakatoa selbst zerstört wurde, und zwar, wie es scheint, durch eine einzige Explosion.
Über die geographische Verbreitung der V., deren Gruppierungsformen durch die auch ohne Definition leicht erklärlichen Bestimmungen: Einzelvulkane, Vulkangruppen und Vulkanreihen charakterisiert werden, gibt folgende von Fuchs herrührende Tabelle Auskunft:
^[Abb.: Fig. 2. Kärtchen des Santorin-Archipels vor den Vulkanausbrüchen 1866. Fig. 3 u. 4. Spezialkärtchen der zentralen Insel Neo Kaimeni (Santorin-Archipel). Fig. 3. Insel Neo Kaimeni, mit den durch die Eruptionen der Vulkane Georg (G.) und Aphroessa (A.) bedingten Neubildungen. Zustand am 23. Febr. 1866. (Nach Schmidt.) Fig. 4. Insel Neo Kaimeni, nach dem Befund 18. Juni 1870. (Nach Schmidt.)]