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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wegeregal - Wehl.

verpflichtete Rechtssubjekt. Vgl. Glen, Law relating to highways (Lond. 1883); v. Rönne, Die Wegepolizei und das W. des preußischen Staats (Bresl. 1852); Bär, Die Wasser- und Straßenbauverwaltung im Großherzogtum Baden (Karlsr. 1870); Griepenkerl, Zur Frage der Gestaltung der Wegebaugesetzgebung im Deutschen Reich (Braunschw. 1871); Germershausen, Das W. und die Wegebauverwaltung in Preußen (Berl. 1889).

Wegeregal (Straßenregal), s. Wegerecht.

Wegeregulierung, s. Flurregelung, S. 405.

Wegerich, Pflanzengattung, s. Plantago.

Wegeschnecke (Arion Fér.), Gattung der Lungenschnecken mit isolierten Kalkkörnchen statt der Schale im Mantel und auf der rechten Seite liegendem Atemloch. A. empiricorum Fér. (Limax rufus L., s. Tafel »Schnecken«), 12-14 cm lang, rotgelb bis schwarz, lebt in Laub- und nicht trocknen Nadelwäldern, richtet keinen Schaden an und wird vom Volk als Hausmittel gegen allerlei, besonders zehrende Krankheiten, angewendet.

Wegeverwaltung, s. Wegerecht.

Wegierski (spr. wengjérski), Thomas Kajetan, poln. Dichter, geb. 1755 in Podlachien, wurde bei den Jesuiten erzogen und drängte sich dann an den Hof des Königs, der ihn seines glänzenden poetischen Talents wegen zum Kammerherrn ernannte. Seine scharfe Zunge, die selbst den König nicht schonte, schuf ihm aber bald eine Menge von Feinden, und 1779 mußte er infolge eines Pasquills auf die Kaiserin den Hof verlassen. Er begab sich ins Ausland, führte dort ein lustiges Leben, besuchte Italien, Frankreich, Amerika, England und starb endlich, durch Ausschweifungen erschöpft, 27. April 1787 in Marseille. W. war ein Epikureer, der nur den Genuß besang, zugleich ein Meister im Witz, worin er Voltaire am nächsten kam, ja ihn an Cynismus und Zügellosigkeit übertraf. Seine Werke, soweit sie gedruckt werden konnten, erschienen in 3 Bänden (Warsch. 1803).

Weglassung, s. Abschoß.

Weglungenwurzel, s. Cichorium.

Wegmaß, im metrischen System das Kilometer, früher die Meile, im Volk auch die Wegstunde.

Wegmesser (Hodometer), eine Vorrichtung, mittels deren man die Länge eines beim Gehen, Fahren etc. zurückgelegten Wegs messen kann. Schon Vitruvius beschreibt einen solchen für Wagen und Schiffe bestimmten Apparat; 1550 bediente sich Fernel bei seiner Gradmessung zwischen Paris und Amiens eines Wegmessers, bei dem bei jeder Umdrehung eines Rades ein Hammer an eine im Wagen befindliche Glocke anschlug. Andre Vorrichtungen erfanden Sauveur, Reignier, Zürner u. a. Vgl. Schrittzähler und Perambulator.

Wegner, Ernestine, Schauspielerin und Sängerin, geb. 7. März 1854 zu Köln, wo ihr Vater als Theaterinspizient angestellt war, später eine Theateragentur hatte, fand schon früh in Kinderrollen Verwendung und kam mit 15 Jahren an das Woltersdorff-Theater in Berlin, wo sie mit der Rolle der dramatisierten »Goldelse« ihren Ruf begründete. Drei Jahre später ging sie nach Hamburg ans Thaliatheater und folgte dann 1873 einem Ruf an das Wallner-Theater in Berlin, wo sie die getreue Partnerin des Komikers Helmerding wurde. Von den zahllosen Rollen, welche sie geschaffen und dann oft hundertmal (Lieschen Spröde in »Auf eignen Füßen« von E. Pohl 288mal) hintereinander gespielt hat, war jede höchst originell und charakteristisch gestaltet, getragen von glänzender Laune und herzlichem Humor. Durch Gastspiele errang sie auch in andern Städten (namentlich 1876 in Wien) große Erfolge. Sie starb 2. Nov. 1883 in Wiesbaden.

Wegscheid, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, Bezirksamt Passau, unweit der österreichischen Grenze, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Leinwandhandel und (1885) 1202 Einw.

Wegscheider, Julius August Ludwig, protest. Theolog, geb. 17. Sept. 1771 zu Kübbelingen im Braunschweigischen, wurde 1805 Repetent zu Göttingen, 1806 Professor der Theologie und Philosophie in Rinteln und 1810 zu Halle, wo er als angeblicher Verspotter des Christentums infolge einer Denunziation der »Evangelischen Kirchenzeitung« von der Regierung gemaßregelt wurde (1830) und 27. Jan. 1849 starb. Sein Hauptwerk: »Institutiones theologicae christianae dogmaticae« (8. Aufl., Halle 1844; deutsch von Weiß, Nürnb. 1831), kann als das klassische System des Rationalismus (s. d.) gelten.

Wegstunde, Wegmaß, die Entfernung, die man in gewöhnlichem Schritt (1 km in 12 Minuten) in 1 Stunde zurücklegt, = 5 km.

Wegtritt, s. Plantago.

Wegwart, Pflanzengattung, s. v. w. Cichorium.

Wehen, s. Geburt.

Wehen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Untertaunuskreis, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, Wollspinnerei und (1885) 956 Einw.

Wehenpulver, Mittel zur Beförderung der Geburtswehen, besteht aus Mutterkorn oder dessen wirksamem Bestandteil (Ergotin). W. dürfen gesetzlich nur vom Arzt verordnet werden, da ihre Anwendung zur unrechten Zeit (vor Eröffnung der weichen Geburtswege) sehr üble Folgen, namentlich Krampfwehen (s. d.), nach sich ziehen kann. Ist die Entbindung vollendet, so befördert ein W. die erwünschte Zusammenziehung der Gebärmutter, wodurch die Blutung gestillt wird.

Wehfrau (Wehmutter), s. v. w. Hebamme.

Wehl, Feodor (eigentlich F. von Wehlen), Schriftsteller, geb. 19. Febr. 1821 zu Waldenburg in Schlesien, studierte zu Berlin und Jena Philosophie, lebte dann längere Zeit als Redakteur und Feuilletonist in Berlin, Hamburg und Dresden und ward 1869 artistischer Direktor, 1874 Generalintendant des Hoftheaters in Stuttgart, in welcher Stellung er bis 1884 verblieb. Seitdem lebt er in Hamburg als Redakteur der »Hamburger Reform«. Als Schriftsteller suchte W. die Plauderei des französischen Feuilletons auf deutschen Boden zu verpflanzen, schrieb eine Reihe kleiner, beliebt gewordener Lustspiele (»Die Tante aus Schwaben«, »Alter schützt vor Thorheit nicht«, »Ein Bräutigam, der seine Braut verheiratet« u. a.), die mit seinen größern Stücken in den »Lustspielen und Dramen« (Leipz. 1864-69, 5 Bde.; neue Ausgabe: »Gesammelte dramatische Werke«, das. 1882-85, 6 Bde.) gesammelt wurden, und gab verschiedene Sammlungen kleiner Novelletten, Erzählungen und Aufsätze heraus, wie: »Herzensgeschichten« (Götting. 1857); »Novellen« (Leipz. 1860); »Allerweltsgeschichten« (Bresl. 1861); »Unheimliche Geschichten« (Dresd. 1862); »In Mußestunden«, Essays (Leipz. 1867); »Plauschgeschichten« (das. 1867); »Didaskalien« (das. 1867); »Am sausenden Webstuhl der Zeit« (das. 1869, 2 Bde.); »Herzensmysterien« (das. 1870) u. a. Auch eine Gedichtsammlung: »Von Herzen zu Herzen« (Leipz. 1867), und das verdienstvolle Werk »Hamburgs Litteraturleben im 18. Jahrhundert« (das. 1856) erschienen aus seiner Feder. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind: »Fünfzehn Jahre