Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Geographische Forschungsreisen

336

Geographische Forschungsreisen (Asien).

ßer Expedition nach dem Namuligebirge, welche er 1885-87 auf Kosten der Londoner Geographischen Gesellschaft unternommen hatte, erschienen. Im Auftrag der portugiesischen Regierung hat sich der Ingenieur Angelvy in das Gebiet zwischen den Flüssen Rovuma, Msalu und Ludschenda begeben, um weiter nach Steinkohlen zu suchen, deren Existenz er schon im J. 1884 dort nachgewiesen hat.

Deutsch-Ostafrika. Von August bis Oktober 1888, also noch vor Ausbruch der Feindseligkeiten mit den Arabern, hat der Zoolog F. Stuhlmann die Landschaften Ukuëre, Useguha, Nguru oder Ungu und das südliche Usambara durchzogen und wertvolle topographische und geologische Beobachtungen gemacht. Im Sommer 1889 haben zwei Engländer, der Konsul H. H. Johnston und Kerr Croß, das östliche Ende des Rikwa- oder Leopoldsees besucht und festgestellt, daß sich derselbe, zuletzt 1882 von Kaiser gesehen, viel weiter nach Süden und Osten erstreckt, als man bisher angenommen hatte. Der ganz abflußlose See war seit einigen Jahren infolge Regenmangels in starkem Rückgang begriffen und sehr salzig; in seinem zum Teil von hohen Bergen umgebenen Becken herrschte arge Hitze, und die früher zahlreichen Elefanten hatten sich gänzlich von dort zurückgezogen. Anfang Januar 1890 begab sich O. Baumann im Auftrag der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft nach Deutsch-Ostafrika und hat dort 8 Monate lang an der Küste zwischen Wanga und Pangani, in Usambara und Pare bis zum Kilima Ndscharo hin, sowie im nördlichen Ungu geographische Aufnahmen gemacht. Im Frühling d. J. trat Emin Pascha in deutsche Dienste und begab sich mit einer militärisch organisierten Karawane, zu welcher auch der oben genannte Stuhlmann gehört, nach dem Victoria Nyanza, an dessen westlichem Ufer in Bukoba er eine deutsche Station errichtete; die Ausnahme seiner Route von der Küste bis Tabora ist bereits in Berlin eingetroffen. Ehlers, welcher Geschenke des deutschen Kaisers an den Häuptling Mandara in Moschi (Kilima Ndscharo) überbracht hatte, machte Anfang März 1890 den leider mißlungenen Versuch, von dort zu dem bisher nur erkundeten Natronsee Manjara vordringen; in Aruscha zwangen ihn die Eingebornen und die Erkrankung einiger Begleiter zur Umkehr.

Britisch-Ostafrika. In ihrer ersten Hälfte auf jetzt britischem, in ihrer zweiten auf deutschem Gebiet verlief die Expedition Peters', welche ihren eigentlichen Zweck, Emin Pascha in Wadelai Hilfe zu bringen, freilich ganz verfehlte. In Band 17 hatten wir dieselbe bis in die Gegend des Kenia begleitet. Hier, am obern Tana, wo sie in Oda Borru Ruwa eine Station errichtete, hatte sie unerforschtes Gebiet gekreuzt; weiterhin aber bewegte sie sich seit November 1889 durchweg auf schon bekanntem: sie zog vom Baringosee nach Uganda, fuhr an der Westküste des Victoria Nyanza hin bis zu dessen Südspitze und zog dann durch Unjamwesi, Ugogo und Deutsch-Ostafrika nach der Küste. Am 18. Juli 1890 traf der Reisende in Sansibar ein. Die Britisch-Ostafrikanische Gesellschaft sandte 1889 unter Swayne und Jackson Expeditionen nach dem Baringosee aus, welche aber ihr Ziel nicht erreichten, jedoch eine Anzahl Punkte zu Stationen auswählten. Auf einer zweiten Reise, seit August 1889, erreichte Jackson Uganda. Im Dienste derselben Gesellschaft reiste Pigott 1889 am mittlern Tana und zur Küste zurück durch Ukamba und Ulu, hauptsächlich zu Handelszwecken und um Verträge mit den Eingebornen abzuschließen.

[Nordostafrika.] Somalgebiet. Von Obia an der Ostküste aus unternahm der Ingenieur L. Bricchetti-Robecchi eine größere Reise, welche in Halule an der Nordküste, unweit des Kaps Guardafui, ihr Ende erreichte; es ist das die erste größere derartige Unternehmung im Osten des Somallandes. Im April und Mai 1890 machte der italienische Hauptmann Baudi de Vesme einen Ausflug von Berbera in das Innere des Somalgebiets, welcher ihn noch über den fernsten Punkt der Brüder James (1884) hinausführte. Auf dem Rückweg schlug er eine östlichere Richtung ein, als jene Engländer vor ihm.

Abessinien. Die Zeit vom September 1885 bis November 1888 erfüllte die Reise von Jules Borelli im südlichen Äthiopien, deren Resultate unlängst erschienen sind. Von Obok aus ging er nach Ankober und Antotto, dann nach Harar, schließlich nach den Gallaländern im Südwesten von Schoa, wo er den Omofluß bis etwa 7° 22' nördl. Br. verfolgte. Derselbe ergießt sich schließlich in den von Teleki und Höhnel entdeckten Rudolfsee. Diejenigen Gebiete, wo Borelli Neues bietet, liegen südöstlich von den Routen d'Abbadies und Cecchis.

[Inseln.] Madagaskar. Die von der französischen Regierung entsandte Expedition des Marinearztes Catat und des Ingenieurs Foucart (vgl. Bd. 17, S. 13), denen sich Maistre anschloß, während Foucart später ausschied, hat 2. Jahre lang, 1889-90, die Insel durchzogen, namentlich die östliche Hälfte, von der Bai Antongil im Norden an bis Fort Dauphin im Süden, also fast in ihrer ganzen Erstreckung. Auch kreuzten sie die ganze Breite der Insel, indem sie die Westküste in Modschanga berührten. Sie haben namentlich wichtige geographische Entdeckungen, naturwissenschaftliche und ethnographische Beobachtungen gemacht. Endlich unternahm der englische Missionar F. O. Mc Mahon im J. 1888 zwei Reisen zu dem Sakalawenstamm der Betsiriry im westlichen Madagaskar durch bisher ganz unerforschte Gebiete; doch waren beide, wissenschaftlich wie vom Missionsstandpunkt aus, erfolglos.

II. Forschungsreisen in Asien.

[Sibirien.] Unlängst beendete J. Makerow seine zweijährigen geologischen Forschungen im Sajanischen Gebirge, dem Grenzgebirge zwischen Sibirien und der Mongolei, wobei er sein Augenmerk besonders auf das Goldvorkommen gerichtet hat. Im Sommer und Herbst 1889 bereiste Jelissejew das russische Ussuriland und Teile der benachbarten Mandschurei zu anthropologischen Zwecken und namentlich zur Untersuchung knochenführender Höhlen. Im Ussurigebiet fand er über 16,000 russische Ansiedler, meist Kleinrussen aus den Gubernien Poltawa und Tschernigow, die sichtlich gedeihen. - Die Bestrebungen, einen Seeweg nach der sibirischen Nordküste zu eröffnen, sind 1890 erfolgreich gewesen; die von England ausgefahrenen Schiffe haben den Jenissei erreicht.

[Kaukasien.] Hier wird der Hochgebirgsforschung, wie sie jüngst namentlich von englischen und einzelnen magyarischen und italienischen Alpinisten in Angriff genommen worden ist, seit 1886 kräftig von den offiziellen Mappeuren unter General Shdanow vorgearbeitet, nachdem die Fehlerhaftigkeit der ältern Karte (in 1:210,000) im Hochgebirge erkannt und eine Neuaufnahme seitens des Generalstabs angeordnet worden war. Die Aufnahmen (in 1:42,000) umfassen bis jetzt die südlichen und östlichen Abhänge des Elbrusmassivs, das nördliche Gebiet des gletscherreichen obern Bessingithals mit den mächtigen