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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Anno; Annobon; Annolied; Annona; Annonay; Annonce

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Anno - Annonce

ohne Schwierigkeit bestiegen. Nach W. in das Val d'Hérens gelangt man über den Pas de Lona (2720 m) und den Col de Torrent (2924 m). Alle diese Übergänge sind rauhe, jedoch nicht schwierige Saumwege. Schwieriger sind die nach S. und SO. in das Zermatt- oder Nicolaithal führenden Hoch- und Gletscherpässe, der Col Durand (3474 m), das Triftjoch (3540 m) und der Momingpaß (3793 m). Das Anniviersthal zählt etwa 2000 kath. E. franz. Zunge. Die Bewohner, die in ihren Sitten und Gebräuchen manches Altertümliche bewahrt haben, gelten als die arbeitsamsten und wohlhabendsten Walliser. Die Haupterwerbsquelle ist die vorzüglich betriebene Alpenwirtschaft; der Bergbau, der Kupfer und Nickel liefert, und in letzterer Zeit eingegangen war, wurde neuerdings wieder aufgenommen. Auf dem rechten Rhôneufer gehören die geschätzten Weinberge oberhalb Sierre großenteils den Bewohnern von A.

Anno (lat.), im Jahre; A. Domĭni, im Jahre des Herrn (d. h. nach Christi Geburt); A. salūtis, im Jahre des Heils; A. mundi, im Jahre der Welt; A. currente, im laufenden Jahre.

Anno oder Hanno, der Heilige, Erzbischof von Köln, von Geburt ein Schwabe, erhielt auf der Bamberger Domschule den ersten Unterricht. Als Dompropst zu Goslar kam er in nähere Beziehung zu Kaiser Heinrich III., den er 1051 und 1052 auf seinen Ungarnzügen begleitete. Am 3. März 1056 wurde er zum Erzbischof von Köln geweiht. Als nach dem frühen Tode Heinrichs III. (5. Okt. 1056) dessen Gattin, die Kaiserin Agnes, die Vormundschaft und Verwaltung des Reichs für ihren unmündigen Sohn Heinrich IV. übernahm, bemächtigte sich A. unter Mitwirkung einiger Fürsten 1062 der Person des jungen Königs und der Reichsverwaltung. Letztere mußte A. zwar 1063 an den Erzbischof Adalbert von Bremen überlassen, doch übernahm er sie nach des letztern Tode auf Wunsch Heinrichs IV. im März 1072 von neuem, legte sie aber bereits im Dezember desselben Jahres wieder nieder. Er zog sich vom Hofe zurück und lebte meist in dem von ihm gestifteten Kloster Siegburg, wo er 4. Dez. 1075 starb. A. war ein Mann von bedeutenden Gaben, großer Gelehrsamkeit und noch größerm Ehrgeiz; durch sein rücksichtsloses, leidenschaftliches Wesen schuf er sich viele Feinde, auch unter den königstreuen Bürgern seiner Residenz, die sich 1074 im Aufstande gegen ihn erhob. Seine unablässige Sorge für die Hebung der Macht seines Erzbistums, für Kirchen und Klöster, seine strengen Bußübungen und die angeblichen Wunder an seinem Grabe ließen aber bald seine Fehler vergessen, und so behandeln ihn schon um 1100 die "Vita Annonis" (hg. von Köpke in den "Monumenta Germaniae. Scriptores" XI) und das "Annolied" fast wie einen Heiligen. 1183 erfolgte dann seine Heiligsprechung. - Vgl. Lindner, A. II., der Heilige (Lpz. 1869). - Der literarhistorisch sehr bedeutungsvolle, durch Größe der Auffassung, Fülle und Kraft ausgezeichnete Lobgesang auf den heiligen A. (Annolied) wurde nicht lange nach dem Tode des Heiligen, etwa 1106, wohl im Kloster Siegburg gedichtet, benutzte die "Vita Annonis" und ward von der Kaiserchronik (s. d.) ausgeschrieben. Die sagenhaft aufgeschwellten Wunder A.s sollten wohl die Heiligsprechung vorbereiten. Die verschollene Handschrift muß der Abdruck von M. Opitz (Danz. 1639) vertreten; hg. von Bezzenberger ("Märe von sente Annen", Quedlinb. 1848) und von Kehrein (Franks. a. M. 1865).- Vgl. Wilmanns, Über das Annolied (Bonn 1886); Zarncke, Zum Annoliede (in den "Berichten" der Leipziger Gesellschaft der Wissenschaften, 1887).

Annobon (Annobom), die südlichste und kleinste der vier Guinea-Inseln an der Westküste Afrikas, liegt unter 1° 25' südl. Br. und 5° 12' östl. L. von Greenwich, 385 km westlich vom Kap Lopez, und hat ihren Namen "Gut Jahr" von ihrer Entdeckung am Neujahrstage 1471 durch den Portugiesen Santarem; 1778 wurde sie von den Portugiesen an die Spanier abgetreten. A. hat 17 qkm und 2-3000 E. (Farbige und Schwarze), und ist von basaltischen, trachytischen und vulkanischen Bergen erfüllt, die schroff bis zum Pico do Fogo (990 m) emporsteigen. Im Innern erfüllt ein romantischer Bergsee einen erloschenen Krater. A. ist die trockenste und gesündeste der vier Guinea-Inseln, aber bis jetzt ohne Wichtigkeit. Sie hat an ihren steilen Küsten nur einen einzigen Landungsplatz, bei dem die Ortschaft San Antonio da Praia liegt, deren 3-400 schwarze, christliche E. (Mischlinge von Negern und Portugiesen) die anlegenden Schiffe mit Wasser und Lebensmitteln versehen. - Vgl. D. de Moros y Moretlon y M. de los Rios, Memorias sobre las islas africanas, Fernan Poo y A. (Madr. 1844); von Klöden, Afrikanische Inseln (Berl. 1871).

Annolied, s. Anno.

Annona (lat.), bei den Römern das gesamte Jahreserzeugnis an Feldfrüchten; auch sämtliche Nahrungsmittel, die auf den Markt gebracht wurden; endlich auch der Marktpreis der Feldfrüchte; daher cura annonae die staatliche Fürsorge für die Versorgung der Hauptstadt mit Lebensmitteln. Als göttliche Beschützerin dieses ganzen Verwaltungszweiges erscheint A. häufig auf Münzen und Reliefs als weibliche Gestalt mit Ähren in der Hand und einem Getreidemaß auf dem Haupte, neben ihr ein Schiff.

Annonay (spr. -näh), Hauptstadt des Kantons A. (195,30 qkm, 14 Gemeinden, 29 682 E.), im Arrondissement Tournon des franz. Depart. Ardèche, 55 km nördlich von Privas, am Zusammenfluß der Cance und der reißenden, von einer Hängebrücke überspannten Déôme und der Zweiglinie St. Rambert-St. Juste-sur-Loire der Franz. Mittelmeerbahn, ist umgeben von Maulbeer- und Obstpflanzungen, Gärten, Dörfern und Fabriken, und hat (1891) 14535, als Gemeinde 17 626 E., eine schöne got. Kirche (14. Jahrh.), ein College, Handelsgericht, eine Gewerbekammer, Filiale der Bank von Frankreich, Statistische Gesellschaft, Museum, öffentliche Bibliothek (20 000 Bände); Fabrikation von Handschuhen, Albumin, Leim, Tuch, Strumpfwaren; Loh- und Weißgerbereien (80 Fabriken mit 2000 Arbeitern, die jährlich etwa 600 000 Felle zu Handschuhen im Werte von 15 Mill. Frs. verarbeiten), 5 berühmte Papierfabriken (1500 Arbeiter, 4 Mill. Frs. Jahresproduktion); Schneidemühlen, Baumschulen; Handel mit Seidenwaren, Papier, Ziegen- und Lammfellen. Hier baute Seguin die erste Drahtbrücke. A. ist Geburtsort des Luftschiffers Montgolfier, dem 1888 vor dem Rathause ein Denkmal gesetzt ist. Nordöstlich von der Stadt ein großes Becken, wo die Wasser des Termay, eines Nebenflusses der Déôme, zum Zweck industrieller Verwendung aufgestaut werden.

Annonce (frz., spr. -ongß), Anzeige, eine Ankündigung, die von Zeitungen und andern öffentlichen Blättern gegen Bezahlung (Insertionsgebühren) aufgenommen wird. Vorzugsweise versteht man