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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Architektonik; Architektonisch; Architektur; Architekturmalerei

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Architektonik - Architekturmalerei

Hannover (855 Mitglieder, 1851 gegründet), Hamburg (404 Mitglieder, 1859 gegründet), München (660 Mitglieder, 1867 gegründet), Karlsruhe (223 Mitglieder, 1869 gegründet), Köln (230 Mitglieder, 1875 gegründet). In neuerer Zeit haben die Ingenieure sich vielfach außerhalb des Verbandes in besondere Vereine gruppiert. Mehrfach zeigte sich auch ein Zwiespalt zwischen dem in den Vereinen obwaltenden Baubeamtentum und den Baukünstlern, der zu lokalen Zweigvereinen führte. So bestehen in Dresden und Leipzig besondere A., in Berlin eine Vereinigung Berliner Architekten, welche dem Verbande als selbständige Glieder angehören. Der österreichische Architekten- und Ingenieurverein in Wien, der Schweizerische Architekten-und Ingenieurverein, das Royal Institute of British Architects in London sind verwandte Verbände.

Die Thätigkeit der deutschen A. besteht außer in der Standesvertretung in künstlerischen und wissenschaftlichen Leistungen. Hervorragende bauwissenschaftliche Veröffentlichungen schufen sie in den Festschriften für ihre periodisch wiederkehrenden Hauptversammlungen. So: "Berlin und seine Bauten" (Berl. 1877), "Die Bauten von Dresden" (Dresd. 1878), "Frankfurt a. M. und seine Bauten" (Frankf. 1886), "Wien und seine Bauten" (2. Aufl., Wien 1865), "Köln und seine Bauten" (Köln 1888), "Hamburg und seine Bauten" (Hamb. 1890). Mehrere Vereine geben Zeitschriften heraus und besitzen Vereinshäuser. (S. auch Bauwissenschaftliche Vereine.)

Architektonik (grch.), die Wissenschaft von der Baukunst, auch soviel wie Architektur; dann in übertragenem Sinne überhaupt die Kunst des planmäßigen Aufbaues eines systematisch angeordneten Werkes (eines Lehrgebäudes, eines Buches u. s. w.).

Architektonisch, zur A. gehörig, den Regeln der A. gemäß. - Vgl. Adamy, A. auf histor. und ästhetischer Grundlage (Bd. 1, Abteil. 1-4, und Bd. 2, Abteil. 1-3, Hannov. 1881-89).

Architektur (grch.), Baukunst (s. d. und Baustil).

Architekturmalerei, der Zweig der Malerei, der die Darstellung von Baulichkeiten im künstlerischen Sinne, d. h. also im Gegensatz zu deren Aufnahme im technischen Sinne, zur Aufgabe hat. Sie giebt teils die äußere Ansicht der Bauwerke, teils ihre innern Räume wieder (sog. Interieurs). Schon Vitruv erwähnt die A., und in Pompeji finden sich Beispiele einer Architekturwandmalerei, die jedoch nur dekorative Zwecke verfolgt. - In den italienischen Schulen des Mittelalters wurde bei der Darstellung der Heiligengeschichte erst sehr allmählich das Beiwerk sorgfältiger behandelt und neben der Landschaft auch die Darstellung von Architekturen als Hintergrund der histor. Scenen gebräuchlich. Hierzu liegen die ersten bedeutenden Anfänge in der Schule Giottos. Im 15. Jahrh. zeigt Benozzo Gozzoli da, wo die dargestellte Handlung im Innern der Städte oder der Wohnungen vorfällt, die reichste Phantasie für architektonische Gegenstände, indem er mannigfaltige, nach außen durch Säulenstellungen geöffnete Hallen, zierliche Galerien u. s. w. in schönem ital.-got. Stile darstellt. Weniger phantastisch brachte Ghirlandajo städtische Architektur zugleich in ausgebildeter Perspektive an. Die ital. Schulen ahmten gelegentlich die Architektur der Kirchen oder Kapellen, für die ihre Gemälde bestimmt waren, im Bilde perspektivisch verkürzt nach. Die bedeutendsten Fortschritte aber verdankt die Perspektive den Bemühungen von experimentierenden Malern, wie Paolo Uccello, Piero della Francesca, Melozzo da Forli, Andrea Mantegna und den eifrigen geometr. Studien eines Alberti, da Vinci, Fra Bacciolo, worauf die A. eines Perugino, Botticelli, Lippi und anderer Quattrocentisten beruhten. Die höchste Entfaltung zu selbständigen architektonischen Schöpfungen erhielt dieser Kunstzweig in Raffaels Fresken und in den Bildern der Venetianer (Tizian, Paolo Veronese, Tiepolo). Eine besondere Richtung der spätern ital. Kunst war die Ruinenmalerei, in der namentlich Giovanni Paolo Panini (gest. 1768) glänzte. Im Norden ist es die Eycksche Schule, die biblische Scenen (Beschneidung, Darbringung im Tempel u. dgl.) gern in got. Kirchen geschehen darstellt. Den Pinturicchio ließ Papst Innocenz VIII. eine Reihe von Städteansichten malen. Indes blieben die mit miniaturartiger Sauberkeit behandelten profanen Gegenstände noch immer ein an die kirchlichen Stoffe gebundenes Nebenelement, bis sie sich im 16. Jahrh. in den niederländ. Schulen selbständig loslösten. - Die deutsche Schule des 16. Jahrh. bekundet bereits ansehnliche Bestrebungen, die A. selbständig zu machen; allerdings erscheint dabei die Darstellung von Gebäuden mehr Sache der graphischen als der malerischen Kunst. Der Nürnberger Paul Juvenel (1579-1643) zeichnet sich durch seine Interieurs aus. - Dann erscheint zu Ende des Jahrhunderts in den Niederlanden P. Neefs als eigentlicher Architekturmaler. In der Mitte des 17. Jahrh. blühte Steenwyck der Jüngere. Ganz der Darstellung profaner Baulichkeiten, auch ohne heilige Staffage, widmete sich van der Heijde. Andere Künstler, die bald das Innere kirchlicher Gebäude in prächtig ital. Stile, bald säulengetragene Paläste oder freundliche Wohnzimmer darstellten, sind Vliet, Vlieck, van Deelen, E. de Ville, Johann Ghering u. a. Auch von Ruisdael rührt ein vortreffliches Architekturgemälde, eine innere Ansicht der Kirche zu Amsterdam, her. - Im 18. Jahrh. zeichneten sich der Venetianer Canale und dessen Neffe Bellotto (genannt Canaletto) durch ihre Stadtprospekte, besonders von venet. Kanälen, aus; auch der Prager Joseph Platzer (1752-1807) verdient erwähnt zu werden.

Aus der neuern Zeit ist vor allen Schinkel zu nennen, der mit einer entschieden klassischen Richtung einen feinen Sinn für dekorative Wirkung verband und neben eigenen Schöpfungen auch zahlreiche Entwürfe zu Theaterdekorationen lieferte, welche Gerst (gest. 1854) und später Paul Gropius mit künstlerischer Vollendung ausführten. Aus Gersts tüchtiger Schule ging Graeb, aus Gropius' Schule Hasenpflug hervor, Vertreter der Staffelei-Architekturmalerei. Vor ihnen hatte diese schon Domenico Quaglio in München wieder auf eine bedeutende Höhe erhoben, auf welcher sie durch Ainmüller, Mich. Neher, der im Sinne Quaglios mittelalterliche Bauwerke malte, ferner durch den Architekten Klenze, Wilh. Gail, welcher Innenräume, A. von Bayer (in Karlsruhe), der Kreuzgänge und Klöster darstellte, Vermersch, E. Gerhardt, der seine Architekturen Spanien entlehnte, K. Mecklenburg und Kirchner erhalten wurde. Aus der Düsseldorfer Schule sind hervorzuheben: der Architekt Wiegmann, Conrad, Pulian, der malerische Partien aus alten rhein. und belg. Städten liebt, und Ludw. Tacke. Von Architekturmalern der Gegenwart sind noch zu nennen: Gärtner, Helfft, Graeb der Jüngere, Possart in Berlin, H. Gemmel in Königsberg, ferner Grefe, Fischbach und Sellény in Wien, Nerly in Venedig, Hauschild in Rom,