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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Art; Arta

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Art, L' - Arta (Stadt)

das Vorhandensein gemeinschaftlicher unterscheidender Charaktere das hauptsächlichste Gewicht legte. Das Schwankende in der Begriffsbestimmung wurde noch vermehrt durch die Einführung einer dritten Bezeichnung, der Rasse, die man anfangs zwar hauptsächlich nur bei den Tieren anwandte, auf deren Ausbildung der Mensch selbst einigen Einfluß geübt hatte, dann aber auch auf den Menschen und die übrigen, in wildem Zustande lebenden Tiere ausdehnte. Mehr durch die Praxis und stillschweigende Übereinkunft als durch ausdrückliche Definition, die überhaupt bei so schwankenden Begriffen nicht wohl möglich ist, kam man endlich dahin überein, mit Abart, Spielart oder Varietät mehr zufällige Veränderungen zu bezeichnen, die man bald äußern Einflüssen, bald unbekannten, bei der Zeugung und Entwicklung wirkenden Ursachen zuschrieb. Wenn z. B. innerhalb einer Herde gehörnten Rindviehs ein oder einige Kälber, bei denen sich später keine Hörner entwickelten, wenn inmitten einer großen Zahl heller Panther mit gelblichen Flecken einige Exemplare vorkamen von so dunkler Färbung, daß man auf dem kohlschwarzen Felle die sammetschwarzen Flecke kaum zu unterscheiden vermochte, so nannte man das eine Varietät oder Spielart und bezeichnete also damit Individuen, die zwar derselben Generationsfolge angehören, die sich aber von den übrigen typischen Repräsentanten der A. durch einen oder mehrere Ausnahmscharaktere unterschieden. Wiederholten sich diese Ausnahmscharaktere in der Generationsfolge nicht, kehrten die Abkömmlinge zu dem ursprünglichen Typus sogleich oder nach und nach zurück, so blieb die Abweichung eben bei der Spielart stehen; pflanzten sich aber die Ausnahmscharaktere durch die Generationsfolge in längerer Dauer weiter, so nannte man die auf diese Weise fixierte Varietät eine Rasse. A. aber nannte man den Komplex von Individuen, die so viele gemeinsame Charaktere hatten, daß sie von denselben Eltern hätten abstammen können, und die diese Charaktere auf ihre Nachkommen in unabsehbarer Generationsfolge vererbten. Der Unterschied zwischen Rasse und A. bestand also einzig und allein darin, daß man bei der Rasse die histor. Abstammung aus einem abweichend gestalteten Typus zu kennen glaubte, während der Ursprung der A. selbst dunkel blieb.

In neuerer Zeit haben die Forschungen Darwins alle diese Bestimmungen wesentlich verändert. Während man mehr oder minder bewußt davon ausgegangen war, daß die A. einen festen Typus darstelle, der zwar durch äußere Einflüsse innerhalb gewisser, jedoch nur sehr enger Grenzen modifiziert werden könne, sind die modernen Naturforscher, wenigstens die Zoologen, fast allgemein wie Darwin der Ansicht, daß durch diese äußern Einflüsse, durch den Kampf um das Dasein, sowie endlich durch Vererbung gewisser Eigentümlichkeiten die A. selbst im Laufe der Zeit verändert werden könne und verändert worden sei, daß sie also durchaus kein festgestellter Typus sei, sondern nur für eine gewisse Zeit Beständigkeit besitze. Von besonderer Wichtigkeit in dieser Frage erscheint die Betrachtung der Generationsfolge. Man glaubte den Satz: "Die Tiere Einer A. sind die Nachkommen Eines ursprünglichen Paares", durch die Annahme stützen zu können, daß Tiere verschiedener Species keine fortpflanzungsfähigen Nachkommen erzeugten, ein Satz, der konsequent zu dem weitern Satze führen müßte: Tiere, die miteinander fortpflanzungsfähige Junge erzeugen, gehören einer und derselben Species an. Hier aber stößt man auf unlösliche Widersprüche. Oftmals bleibt die Begattung bei einander sehr nahestehenden A. ohne Erfolg, in andern Fällen muß man zugeben, daß Tiere von sehr verschiedenen Charakteren fruchtbare Abkömmlinge erzeugen. Als verbürgt wird angegeben, daß zahlreiche Pflanzen, sowie manche Fische, verschiedene Enten- und Finkenarten, Auer- und Birkhuhn, ferner Ziegenbock und Schaf, Hund und Wolf fruchtbare Abkömmlinge erzeugen, insbesondere daß Feldhase und Kaninchen fruchtbare Nachkommen (Leporiden) hervorbringen, ohne daß zur "Anpaarung" (zur Paarung des Bastards mit einem reinblütigen Tiere) zurückgegriffen werden müßte. Den jetzigen Kenntnissen am entsprechendsten läßt sich die Frage nach "Art", "Spielart", "Rasse" dahin auffassen, daß man annimmt, eine jede Spielart oder Varietät könne unter dem Einfluß begünstigender Umstände und fixierender Zeit allmählich zur Rasse und zur A. werden und diese wieder im Laufe der Zeiten weitere Sprossen und Abzweigungen treiben. Außer Darwin haben diese Fragen besonders ausführlich besprochen Isidore Geoffroy Saint Hilaire, Quatresages und K. Vogt ("Vorlesungen über den Menschen", 2 Bde., Gieß. 1863).

Art, L' (spr. lahr, "Die Kunst"), franz. Kunstzeitschrift, erscheint seit 1875 zu Paris in Halbmonatsheften und bringt Nachbildungen älterer und neuerer Meisterwerke in Holzschnitten und Kupferradierungen; Verleger: L. Allison & Co. in Paris; Redacteur: Emile Molinier; artistischer Leiter: Th. Chauvel.

Art., naturwissenschaftliche Abkürzung für Peter Artedi, geb. 22. Febr. 1705 in Angermanland (Schweden), ertrank 27. Sept. 1735 in Amsterdam. Von ihm "Bibliotheca ichtyologica" (5 Bde., Leid. 1738; neu hg. von Walbaum, 2Bde., Greifsw. 1789).

Arta, türk. Narda, das alte Ambracia, Stadt im alten Epirus, seit 1881 die Hauptstadt des griech. Nomos A., 65 km südlich von Iannina, am linken Ufer des vom Mezovongebirge (Lakmon) herabkommenden Artaflusses (s. Arachthus), 18 km oberhalb seiner Mündung in den Golf von A. (Sinus Ambracicus) des Ionischen Meers. Der Ort ist Sitz eines griech. Metropoliten, hat (1889) 7084 E., Gerichtshof erster Instanz, Gymnasium, blühenden Handel und guten Ackerbau, Wein-, Tabaks- und Orangenpflanzungen, leidet aber unter der Malaria. Ein im Mittelalter gebautes Fort in Ruinen liegt auf der Stelle der alten Citadelle. Das alte Ambracia (Ambrakia) wurde um 640 v. Chr. durch die Korinther unter Führung des Gorgus, eines Sohnes des Tyrannen Kypselos, gegründet, später in eine Republik verwandelt. Diese wurde bald mächtig und behauptete ihre Selbständigkeit, bis Philipp von Macedonien sie in seine Gewalt brachte. Nachdem Alexander, der Sohn des Kassander, sie an Pyrrhus von Epirus abgetreten, machte sie dieser zu seiner Residenzstadt und schmückte sie mit Prachtbauten sowie mit Kunstwerken aller Art, die bei der Eroberung durch die Römer unter M. Fulvius Nobilior 189 v. Chr. geraubt und nach Rom geschleppt wurden. Mit dieser Eroberung begann der Verfall, der besonders nach der Schlacht bei Actium (31 v. Chr.) durch die Gründung von Nikopolis vollendet ward. Zur Zeit der Eroberung hatten die Mauern, von welchen noch Reste vorhanden sind, einen Umfang von 4,5 km. In der byzant. Zeit hob sich der Ort wieder und war eine wichtige Festung. Im 12. Jahrh. kam