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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Astronomischer Ort; Astronomischer Ring; Astronomischer Tag; Astronomisches Jahr; Astronomische Uhren; Astronomische Zeichen

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Astronomischer Ort - Astronomische Zeichen

in den verschiedensten Stufen ihrer Entwicklung befinden. Auch auf die Natur der Planeten, der Sternhaufen, der Nebelflecke, des Zodiakallichtes und des Nordlichtes hat sie neues Licht geworfen. 1890 ist es mit ihrer Hilfe sogar Vogel gelungen, die Natur des Lichtwechsels von Algol festzustellen und durch sie Sterne als Doppelsterne zu erkennen, die sich als solche auch mit dem schärfsten Fernrohr nicht erkennen lassen. Hier muß es genügen, die Namen der Männer anzuführen, die sich um diesen Zweig der A. Verdienste erworben haben: Zöllner, Secchi, Janssen, Lockyer, Pickering, Draper, Huggins, Langley, Young, Vogel, Lohse, Scheiner u. a.

Nicht weniger förderlich ist die Photographie für die A. gewesen, namentlich seit den letzten Jahren. Nicht nur hat sie uns in den Stand gesetzt, getreue Abbildungen der Sonne, des Mondes, der Planeten, Kometen und des Fixsternhimmels anzufertigen, sondern hat uns auch da, wo das Auge keine solchen zu erkennen vermag, Himmelskörper enthüllt. Durch das Zusammenwirken einer größern Zahl von Sternwarten wird man in wenigen Jahren eine photogr. Karte des gesamten Himmels erhalten. Auch für die Astrophotometrie hat sie sich von großem Nutzen erwiesen und tritt neuerdings auf verschiedenen Gebieten auch mit den bisher gebräuchlichen Methoden der messenden A. in erfolgreiche Konkurrenz. Neben Rutherford, Warren de la Rue, Draper, Bond, Pickering, Vogel, Scheiner haben hier namentlich die Brüder Henry erfolgreich gewirkt. – Von großer Wichtigkeit sind ferner die Arbeiten Langleys, dem es in neuester Zeit gelungen ist, scharfe Untersuchungen über die Wärmeverhältnisse des Mondes anzustellen.

Litteratur. Das Gesamtgebiet der A. behandeln das klassische, wenn auch veraltete Werk von Lalande: Traité d'astronomie (3. Ausg., 3 Bde., Par. 1792); Wolf, Handbuch der A., ihre Geschichte und Litteratur (2 Bde., Zür. 1891-93). Specialgebiete behandeln Brünnow, Lehrbuch der sphärischen A. (4. Aufl., Berl. 1881); Chauvenet, A manual of spherical and practical astronomy (2 Bde., Philad. 1863); Laplace, Traité de mécanique céleste (3. Aufl., «Œuvres complètes», Bd. 1‒5, Par. 1878‒81); Watson, Theoretical astronomy (Philad. 1868); Oppolzer, Lehrbuch zur Bahnbestimmung der Kometen und Planeten (2 Bde., Lpz. 1880‒82); Tisserand, Traité de mécanique céleste (Par. 1889; bis 1895 3 Bde.); Scheiner, Die Spektralanalyse der Gestirne (Lpz. 1890). – Neuere Werke über die Geschichte der A. sind: Mädler, Geschichte der Himmelskunde (2 Bde., Braunschw. 1872‒73) und Rud. Wolf, Geschichte der A. (Münch. 1877). – Fachzeitschriften: Astron. Nachrichten (Kiel); Monthly Notices (London); Bulletin astronomique (Paris); Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft (Leipzig). – Ephemeridensammlungen: Berliner astron. Jahrbuch; Nautical Almanac (London); Connaissance des temps (Paris). – Sternkarten: Argelander, Neue Uranometrie (Berl. 1873); Heis, Neuer Himmelsatlas (Köln 1873); Schurig, Himmelsatlas (Lpz. 1886); H. J. Klein, Sternatlas (ebd. 1888). – Mondkarten: Beer und Mädler, Generalkarte der Mondoberfläche (Berl. 1837) und die große Mondkarte von Jul. Schmidt (ebd. 1878).

Unter den populären Werken und Zeitschriften über A. sind hervorzuheben: Mädler, Der Wunderbau des Weltalls (8. Aufl., bearb. von Klein, Straßb. 1884‒85); Littrow, Die Wunder des Himmels (7. Aufl., Berl. 1884); Diesterweg, Populäre Himmelskunde (18. Aufl., hg. von Wilh. Meyer, ebd. 1893); Benthin, Lehrbuch der Sternkunde (unter Mitwirkung von Bruhns, Lpz. 1872); Gyldén, Die Grundlehren der A. (deutsch ebd. 1877); Klein, Führer am Sternenhimmel (ebd. 1892), und namentlich Newcomb, Populäre A. (deutsch bearbeitet von Engelmann, 2. Aufl., ebd. 1892). «Sirius», Zeitschrift für populäre A., hg. von Klein (ebd.), und «Himmel und Erde», hg. von der «Urania» in Berlin.

Astronomischer Ort, in der Astronomie derjenige Punkt des Himmelsgewölbes, an dem ein Gestirn für das Auge des Beobachters zu stehen scheint. Die Lage dieses Punktes wird durch Angabe seiner Länge und Breite, der geraden Aufsteigung und Abweichung bestimmt. Man unterscheidet zwischen geocentrischem (s. d.) und heliocentrischem (s. d.) Ort, je nachdem man sich den Beobachter im Mittelpunkte der Erde oder der Sonne befindlich denkt. Es ist astron. Sprachgebrauch, in der Mehrzahl Örter statt Orte zu sagen.

Astronomischer Ring, s. Astrolabium.

Astronomischer Tag, s. Tag.

Astronomisches Jahr, s. Jahr.

Astronomische Uhren, die zum Gebrauche des Astronomen dienenden Uhren. Sie unterscheiden sich weder der Einrichtung noch dem Zwecke nach wesentlich von den gewöhnlichen, nur wird von ihnen ein genau gleichmäßiger Gang gefordert, was kostspielige Einrichtungen erfordert. Der Hauptsache nach kommt es darauf an, die Temperaturveränderungen für den Gang der Uhr unschädlich zu machen. Das Kompensationspendel bewirkt dies bei Pendeluhren, die kompensierte Unruh bei astron. Taschenuhren (Chronometern). Unter A. U. versteht man auch solche, die nicht die einfache Zeit allein, sondern auch den Lauf der Planeten und des Mondes, Ebbe und Flut, bewegliche Feste, Himmelsbegebenheiten, namentlich Mond- und Sonnenfinsternisse, die durch Schaltjahre bewirkten Ungleichheiten und ähnliches durch mechanisch regulierte Bewegungen darstellen. Das berühmteste Kunstwerk dieser Art ist die Uhr des Straßburger Münsters, aus dem 15. Jahrh. stammend. Schwilgué in Straßburg hat sie um 1840 erneuert oder vielmehr eine neue und gegen die frühere sehr verbesserte Uhr hergerichtet, die noch im Gange ist. Eine andere, etwas einfachere Uhr dieser Art befindet sich in Mainz; auch Knecht in Berlin hatte eine solche gebaut. (S. Uhren.)

Astronomische Zeichen, Kalenderzeichen. Die gebräuchlichen Zeichen sind zunächst allgemeinere, so für Grad das Zeichen °, für Bogenminute ', für Bogensekunde '': für Tag ^{t}, für Stunde (hora) ^{h}, für Zeitminute ^{m}, für Zeitsekunde ^{s}. Diese werden rechts oben der Zahl hinzugefügt, z. B. 23° 27' 29''; 14^{h} 8^{m} 22^{s}. Bei ihrem Gebrauche ist zu bemerken, daß man eine ausfallende Zwischenstufe nicht wegläßt, und nicht etwa 7° 11'' setzt, sondern 7° 0' 11''. Specielle astron. Zeichen sind die alten Zeichen für die sieben alten Planeten, die zugleich die Metalle und die Wochentage bezeichneten: ☉ Sonne, Sonntag, Gold; ☽ Mond, Montag, Silber; ♂ Mars, Dienstag, Eisen; ☿ Merkur, Mittwoch, Quecksilber; ♃ Jupiter, Donnerstag, Zinn; ♀ Venus, Freitag, Kupfer; ♄ Saturn, Sonnabend, Blei. Die Zeichen für Erde ♁, Uranus ♅, Neptun ♆ sind ohne eine solche Nebenbedeutung geblieben; ebenso die für Ceres ⚳, Pallas ⚴, Juno ⚵ und Vesta ⚶. Die