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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Auersperg

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Auersperg (Adolf Wilh. Daniel, Fürst) - Auersperg (Ant. Alexander, Graf von)

als österr. Feldmarschalllieutenant 19. Juni 1859; 5) der Ast zu Weinern, dessen letzter Vertreter Graf Aloys von A. (geb. 15. Sept. 1780, gest. 26. März 1858) war; 6) der Ast vormals zu Wasen, erloschen mit Grafen Franz Xaver von A. (geb. 20. Febr. 1784, gest. 1868).

Von einzelnen Gliedern des Geschlechts sind noch zu nennen: Herbard VIll., Freiherr von A., geb. 11. März 1528, der als General in den kroat. Grenzen 22. Sept. 1575 in einem Gefecht gegen die Türken bei Budatsky fiel. (Vgl.Radics, Herbard VIII., Freiherr zu A., Wien 1862.) - Andreas, Freiherr von A., geb. 1557, der sich besonders durch seinen glänzenden Sieg über die Türken 22. Juni 1593 an der Kulpa Ruhm erfocht und 1594 starb. Franz Karl, Fürst von A., geb. 22. Nov. 1660, zeichnete sich ebenfalls in den Türkenkriegen aus, wurde 1701 Feldzeugmeister, 1707 in den Fürstenstand erhoben und starb 6. Nov. 1713 zu Gschwend. - Karl, Fürst von A. (geb. 21. Okt. 1740, gest. 26. Dez. 1822), trat frühzeitig in das Heer, war 1790 bereits Generalmajor und wurde 1793 von den Franzosen in den Niederlanden gefangen genommen, 1795 aber ausgewechselt. Im selben Jahr zum Feldmarschalllieutenant ernannt, befehligte er 1805 zu Wien und, als die Österreicher weichen mußten, die Nachhut des sich zurückziehenden Heers. Marschall Lannes benutzte (25. Nov.) das allgemein verbreitete Gerücht von einem Waffenstillstande, um A. zu überreden, die Donaubrücke nicht abzubrechen. Die Franzosen marschierten hierauf im Sturmschritt hinüber und nahmen jenseits feste Stellung, wobei ihnen noch ein österr. Artilleriepark in die Hände fiel. A. wurde deshalb vor ein Kriegsgericht gestellt, zur Kassation und Festungsstrafe verurteilt, später aber begnadigt.

Auersperg, Adolf Wilh. Daniel, Fürst, Staatsmann, Bruder des Fürsten Carlos Wilh. von A., geb. 21. Juli 1821, studierte die Rechte, trat 1841 in die kaiserl. Armee, die er 1860 als Dragonermajor verließ. Vom verfassungstreuen Großgrundbesitze in den böhm. Landtag gewählt, wurde A. bald darauf zum Oberstlandmarschall von Böhmen, 1868 zum Wirkl. Geheimrate und lebenslänglichen Mitgliede des österr. Herrenhauses ernannt. Vom März 1870 bis Nov. 1871 war er Landespräsident von Salzburg, wo er kraftvoll für die Aufrechterhaltung der Verfassung und für die Reichseinheit auftrat. Nach dem Sturze des Ministeriums Hohenwart-Schäffle trat A. 25. Nov. 1871 an die Spitze des cisleithanischen Ministeriums, berief den Reichsrat und führte die lange ersehnte Wahlreform durch, auf deren Grundlage zum erstenmal ein direkt gewähltes österr. Parlament im Dez. 1873 zusammentrat, das an Stelle des aufgehobenen Konkordats konfessionelle Reformgesetze beschloß. Nach schwierigen Verhandlungen und Konflikten gelang es ihm, im Juni 1878 den Ausgleich mit Ungarn im Reichsrat durchzubringen. Am 6. Okt. 1878 erhielt A. die mehrfach erbetene Entlassung als Ministerpräsident, führte jedoch vorläufig die Geschäfte weiter, bis er 16. Febr. 1879 zum Präsidenten des Obersten Rechnungshofs ernannt wurde. A. starb 5. Jan. 1885 auf seinem Schloß Goldegg in Niederösterreich.

Auersperg, Ant. Alexander, Graf von, Dichter unter dem Schriftstellernamen Anastasius Grün, geb. 11. April 1806 zu Laibach, erhielt seine Erziehung im Theresianum zu Wien, dann in der Ingenieurakademie und seit 1818 in der Klinkow-strömschen Privaterziehungsanstalt. Er trieb zu Graz und Wien philos. und jurist. Studien, übernahm 1831 die Verwaltung seiner Güter Gurkfeld und Thurn-am-Hart in Krain und lebte seitdem ohne Amt meist zu Graz oder Gurkfeld. 1839 heiratete er Marie, Reichsgräfin von Attems. Längst als ein Haupt der liberalen Partei in seinem Vaterlande geehrt, wurde A. im April 1848 zu dem Deutschen Vorparlament entsandt, dann vom Kreis Laibach zur Nationalversammlung gewählt, aus der er 26. Sept ausschied. Erst 1859, nach Bachs Fall trat er wieder ins öffentliche Leben und folgte der Berufung in den Ausschuß von Vertrauensmännern zur Beratung eines Gemeindegesetzes für Krain, 1860 der in den «verstärkten Reichsrat». Dort trat er thatkräftig für die Reichseinheit und gegen das sog. histor. Recht der Feudalen auf. Als die Reichsverfassung ins. Leben trat, wurde er durch kaiserl. Ernennung lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses. Dessen erste Adresse floß aus seiner Feder ebenso diejenige, die den Aufschub der Verfassung verurteilte, endlich der Bericht über die Dezemberverfassung. Zehn Jahre erneuerte er alljährlich seinen Angriff auf das Konkordat. In den kirchenpolit. Debatten von 1868 und 1874 glänzte er als Vorkämpfer der Reformgesetzgebung. A. gehörte außerdem 1861-67 dem krainischen, dann dem steirischen Landtage an und kämpfte für Deutschtum und Freiheit gegen die vereinigten Slowenen und Klerikalen. Er starb 12. Sept. 1876 zu Graz. In Laibach wurde ihm 1886 ein Denkmal errichtet.

Seine dichterische Thätigkeit begann A. mit Almanachbeiträgen und mit den «Blättern der Liebe» (Stuttg. 1830), Liebesliedern. Sein Romanzencyklus «Der letzte Ritter» (Stuttg. 1830; neue Ausg., Prag 1885) feiert im Nibelungen-Versmaß Kaiser Maximilian I. Die Julirevolution machte A. zum polit. Dichter; mit kühnem Freimut bekämpfte er die Metternichsche Politik in den anonymen, durch Freisinn, Humor und Formvollendung ausgezeichneten «Spaziergängen eines Wiener Poeten» (Hamb. 1831 u. ö.; neue Ausg., Prag 1885), die großes Aufsehen erregten. Es folgten «Schutt» (Lpz. 1835 u. ö.; neue Ausg., Prag 1886), worin A. mit begeistertem Seherblick und glühenden Farben das Anbrechen einer freien, völkerverjüngenden Zukunft ankündigt, und «Gedicht» (Lpz. 1837; 15. Aufl., Berl. 1877). A.s Poesie zeigt Vorliebe für farbenreiche Bilder und Gleichnisse, für Pracht und Schwung der Sprache, ohne ins Schwülstige zu verfallen. Die humoristisch-epischen Versuche «Nibelungen im Frack» (Lpz. 1843: 2. Aufl. 1853) und «Pfaff vom Kahlenberg» (ebd. 1850; 3. Aufl., Berl. 1877) sprachen weniger an (vgl. Normann, Anastasius Grün und sein Pfaff vom Kahlenberg, Lpz. 1877). Die von ihm verdeutschten, slowen. «Volkslieder aus Krain» (Lpz. 1850) enthalten große Schönheiten. Nach der Veröffentlichung des Nachlasses seines Freundes N. Lenau (Stuttg. 1851), dessen «Sämtlichen Werken» (ebd. 1855; 2. Aufl. 1874) A. eine vorzügliche Biographie und Charakteristik Lenaus beigab, trat er mit dem Cyklus «Robin Hood» (ebd. 1864) hervor, worin er die engl. Volksballaden über jenen Nationalhelden trefflich bearbeitete. Nach seinem Tode erschienen: «In der Veranda. Eine dichterische Nachlese» (Berl. 1876) und «Gesammelte Werke», hg. von L. A. Frankl (5 Bde., ebd. 1877), dazu eine Nachlese von Radics: «Anastasius Grün. Verschollenes und Vergilbtes aus dessen Leben und Wirken» (Lpz. 1679). - Vgl