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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bachamsel; Bachanten; Bacharach

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Bachamsel - Bacharach

des großen Leipziger Kantors, noch mehrere ausgezeichnete Mitglieder aufzuweisen.

Heinrich B., geb. 16. Sept. 1615 zu Wechmar, seit 1681 Organist in Arnstadt, gest. daselbst 10. Juli 1691, war ein tüchtiger Orgelspieler, wozu er auch seine beiden Söhne erzog. Der eine, Joh. Michael B., wurde Joh. Sebastians erster Schwiegervater.

Johann Christoph B., der andere der Brüder, geb. 8. Dez. 1642 in Arnstadt, seit 1665 Organist zu Eisenach, ist einer der größten Orgelspieler und Kontrapunktisten des 17. Jahrh. Er starb 31. März 1703. Seine Söhne Joh. Nikolaus und Joh. Christoph bildete er ebenfalls als Tonkünstler aus.

Von den 11 Söhnen Joh. Sebastian B.s haben Bedeutung: Wilhelm Friedemann B., geb. 1710 zu Weimar, vielleicht der begabteste, war Organist an der Sophienkirche in Dresden, hierauf in Halle. Dann lebte er abwechselnd in Leipzig, Braunschweig, Göttingen und Berlin, wo er 1. Juli 1784 kümmerlich sein Leben beschloß. Seine Sonaten und Konzerte für Klavier, Orgelstücke und Kirchenmusik sind selten geworden. - Karl Philipp Emanuel B., geb. 14. März 1714 zu Weimar, studierte in Leipzig die Rechte, ging nach Frankfurt a. O. und Berlin, wo er 1740 Kammermusikus Friedrichs d. Gr. wurde und den König beim Flötenspiel auf dem Klavier begleitete; 1767 kam er als Musikdirektor nach Hamburg, wo er 14. Dez. 1788 starb. Eine Lebensbeschreibung (von ihm selbst) findet sich in Burneys «Tagebuch einer musikalischen Reise» (3 Bde., Lpz. 1772). Sein Hauptverdienst besteht in seinem Einfluß auf das Klavierspiel durch den «Versuch über die wahre Art, das Klavier zu spielen» (2 Bde., Lpz. 1787-97), sowie durch eigene hohe Meisterschaft und Kompositionen. Die letztern, bestehend in Phantasien, Sonaten und Rondos, haben durch Originalität und Frische in Stoff und Form einen bleibenden Wert. Von geringerer Bedeutung sind seine kirchlichen Kompositionen, worunter ein zweichöriges «Heilig» und ein Oratorium «Die Israeliten in der Wüste» Berühmtheit erlangten. - Vgl. Bitter, Karl Phil. Emanuel und Wilh. Friedemann B. und deren Brüder (2 Bde., Berl. 1868). - Johann Christian B., der Mailänder oder englische B. genannt, geb. Sept. 1735, erhielt seine musikalische Ausbildung in Italien und schrieb Opern und Gesangstücke. Er war seit 1754 Organist in Mailand, seit 1759 Kapellmeister in London, wo er 1. Jan. 1782 starb. - Johann Christoph Friedrich B., der Bückeburger B. genannt, geb. 23. Juni 1732, gest. 26. Jan. 1795 als Kapellmeister des Grafen Wilhelm von Schaumburg zu Bückeburg, lieferte Kompositionen für das Klavier und verschiedene Gesangwerke, darunter ein größeres: «Die Amerikanerin». - Wilhelm Friedrich Ernst B., ältester Sohn des Bückeburger B. und letzter Sprößling der Familie, geb. 27. Mai 1759, hielt sich eine Zeit lang bei seinem Onkel Christian B. in London auf. Nach dessen Tode nahm er 1798 die Stelle eines Kapellmeisters bei der Kapelle der Königin von Preußen an und wurde Musiklehrer der Kinder Friedrich Wilhelms III. Nach dem Tode der Königin zog er sich zurück; er starb 25. Dez. 1845. Von seinen wenig umfangreichen Kompositionen ist mehreres im Druck erschienen.

Bachamsel, s. Wasserschwätzer.

Bachanten, s. Bacchanten.

Bacharach, Stadt im Kreis St. Goar des preuß. Reg.-Bez. Koblenz, links am Rhein, 48 km oberhalb Koblenz und 16 km unterhalb Bingen, gegenüber dem Inselchen Wörth, sehr romantisch am Eingang des nach dem Rhein geöffneten Steeger Thals, an der Linie Köln-Bingerbrück der Preuß. Staatsbahnen, von altertümlichem Gepräge, gewährt auch noch nach dem Brande von 1872 mit seinen alten Kirchen, seinen zahlreichen verfallenen Türmen an den Stadtmauern, dem wunderlichen Bau seiner weinumrankten Häuser (zum Teil Holzbauten) einen eigentümlichen Anblick und hat (1890) 1943 E., darunter etwa 600 Katholiken. Die nach 1872 erneuerte Peterskirche oder sog. Templerkirche ist eine spätroman. Pfeilerbasilika aus dem 12.Jahrh. mit schönem Chorumgang, 2 runden und 1 viereckigem Turm, unter letzterm eine frühgot. Halle. Das große alte Gebäude mit Turm, jetzt Pfarrhaus, war früher Kapuzinerkloster. Von der 1287 bis 1426 auf einer kleinen Anhöhe, am Fuß der Burg Stahleck erbauten, im Dreißigjährigen Kriege zerstörten Wernerskirche, einem der schönsten got. Baudenkmäler des Rheinlandes, in Form eines Kleeblatts in rotem Sandstein errichtet, sind nur noch die Umfassungsmauern und Fensteröffnungen mit schönem Maßwerk erhalten, die einen Begräbnisplatz einschließen; der von dem alten Templerhause noch übriggebliebene Turm im Hofe der Posthalterei wurde 1872 zerstört. B. hat ferner eine kath. Kirche, früher Franziskanerkloster, Post, Telegraph, Dampferstation der Rheinschiffahrt Mannheim-Köln-Rotterdam, Lehrerseminar, Zollamt, Steueramt zweiter Klasse; Fabrikation von Leder und feinen Uhrmacher- und Laubsägen, lebhaften Handel, starken Weinbau (Jahresproduktion 300 Fuder im Werte von 180000 M.). Der Ort, 1019 als Bachercho, 1140 als Bagaracha erwähnt, soll nach einer Sage seinen Namen von einem Altare des Bacchus (Bacchi ara), einem bei niedrigem Wasserstande (1857, 1865) noch sichtbaren Steine im Rhein, erhalten haben. Das «wilde Gefährt», für die Schiffahrt gefährliche Felsbildungen im Rhein unterhalb B., ist 1850 durch Sprengungen beseitigt worden. Der Bacharacher Wein, Stählchen genannt, ist keiner der besten Rheinweine, wohl aber war hier bis zum 16. Jahrh. eine Hauptniederlage und Stapelplatz aller edeln Rheinweine. Im Verein mit den weinreichen Thälern Manubach, Diebach und Steeg bildet B. den Bezirk der sog. Vierthäler, die Wiege der bis über Heidelberg hinausreichenden Pfalz, welche eigentlich zu Köln gehörten und von da aus einem Grafen Goßwin von Stahleck auf der Burg bei B. zu Lehn gegeben wurden. Durch des letztern Sohn Hermann kam zwar die Grafschaft Stahleck an Konrad, den Halbbruder Friedrich Barbarossas; sie verblieb jedoch nebst den Vierthälern fortan bei der Pfalzgrafschaft, deren Herren mit den Erzbischöfen von Köln vielerlei Gerechtsame und Einkünfte teilen mußten. Die Burg Stahleck, zuerst 1190 genannt, war einst ein sehr festes Schloß, die Wiege der Pfalzgrafen und bis 1253 Sitz und Eigentum derselben. Hier wurde die Vermählung des Sohnes Heinrichs des Löwen mit Agnes von Hohenstaufen gefeiert. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Burg nebst der Stadt von 1620 bis 1640 achtmal von den Spaniern, Schweden und Franzosen belagert und erobert, von letztern sodann unter Melac 1689 bei Verheerung der Pfalz zerstört. Ihre ansehnlichen Trümmer gehören zu den schönsten Ruinen des Rheinthals, waren früher Eigentum der Königin-Witwe Elisabeth von Preußen (der Pfalzgrafen Enkelkind) und fielen 1873 an Kaiser Wilhelm I.