Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bauer

504

Bauer (Edgar) - Bauer (Klara)

doxen Richtung oder der sog. Rechten der Hegelschen Schule, später wandte er sich jedoch der negativ-kritischen Richtung der sog. Jung-Hegelianer zu und suchte in der "Kritik der evang. Geschichte des Johannes" (Brem. 1840) und "Kritik der evang. Synoptiker" (2 Bde., Lpz. 1840; 2. Aufl. 1841) den Nachweis zu führen, daß die Evangelien das Produkt freier schriftstellerischer Reflexion auf dem Grunde des damaligen Gemeindebewußtseins seien. Nach seiner Amtsentsetzung schrieb er: "Die gute Sache der Freiheit und meine eigene Angelegenheit" (Zür. 1843), sowie "Das entdeckte Christentum" (ebd. 1843), welches Werk vor der Ausgabe vernichtet ward. Dann begründete B. die "Allgemeine Litteraturzeitung" (Charlottenb. 1843-44) und wandte sich besonders histor. Arbeiten über die Geschichte des 18. und 19. Jahrh. zu; dahin gehören: "Geschichte der Französischen Revolution bis zur Stiftung der Republik" (mit Edgar B. und E. Jungnitz, 3 Bde., Lpz. 1847), "Geschichte Deutschlands und der Französischen Revolution unter der Herrschaft Napoleons" (2 Bde., Charlottenb. 1846), "Geschichte der Politik, Kultur und Aufklärung des 18. Jahrh." (4 Bde., ebd. 1843-45), "Vollständige Geschichte der Parteikämpfe in Deutschland während der J. 1842-46" (3 Bde., ebd. 1847). Auch die Bewegung des J. 1848 besprach er in mehrern kleinen Schriften. Dann wandte sich B. wieder seinen kritischen Untersuchungen der Entstehung des Christentums zu in den Schriften: "Kritik der Evangelien" (3 Bde., Berl. 1850-51), "Die Apostelgeschichte" (ebd. 1850) und "Kritik der Paulinischen Briefe" (2 Abteil., ebd. 1850). Aber noch einmal vollzog sich in B.s Anschauungen eine Wandlung; der bisherige Wortführer des polit. und philos. Radikalismus wurde ein beredter Verteidiger des preuß. Konservativismus. Für denselben war B. als gewandter Publizist thätig sowie als Mitarbeiter an Wageners "Staats- und Gesellschaftslexikon". Die Schriften aus B.s letzten Lebensjahren beziehen sich teils auf das Urchristentum, wie "Philo, Strauß, Renan und das Urchristentum" (Berl. 1874), "Christus und die Cäsaren" (ebd. 1877), teils auf Tagesfragen, wie "Einfluß des engl. Quäkertums auf die deutsche Kultur und das engl.-russ. Projekt einer Weltkirche" (ebd. 1878), "Zur Orientierung über die Bismarcksche Ära" (Chemn. 1880), "Disraelis romantischer und Bismarcks socialistischer Imperialismus" (ebd. 1882).

Bauer, Edgar, Publizist, Bruder des vorigen, geb. 7. Okt. 1820 zu Charlottenburg, studierte zu Berlin Theologie, später die Rechte, und schrieb zuerst zur Verteidigung seines Bruders: "Bruno B. und seine Gegner" (Berl. 1842). B.s Schrift "Der Streit der Kritik mit Kirche und Staat" ward in Preußen konfisziert und trug ihm 4 Jahre Festung ein, erschien aber zu Bern 1843. Mit Bruno B. verfaßte er "Denkwürdigkeiten zur Geschichte der neuern Zeit seit der Französischen Revolution" (12 Hefte, Charlottenb. 1843-44), allein u. a. "Die Geschichte der konstitutionellen Bewegungen im südl. Deutschland während der J. 1831-34" (3 Bde., ebd. 1845), "Die Geschichte des Luthertums" im 5. Bande der von ihm unter dem Namen Martin von Geismar herausgegebenen "Bibliothek der deutschen Aufklärer" (Lpz. 1846-47) und "Die Ehe" (ebd. 1848). Infolge der Amnestie vom 18. März 1848 aus der Haft zu Magdeburg entlassen, gab B. in Altona eine polit. Revue, "Die Parteien" (3 Hefte, Hamb. 1849), heraus, dann mit Th. Olshausen die "Norddeutsche Freie Presse", lebte später vorübergehend in London, schrieb, nach Altona zurückgekehrt, "Die Rechte des Herzogtums Holstein" (Berl. 1863), "Die Deutschen und ihre Nachbarn" (Hamb. 1870) und gab mit dem orthodoxen Bischof Koogmann "Kirchliche Blätter" und die "Christlich-polit. Vierteljahrsschrift" heraus, nachdem er sich vom extremsten Radikalismus zum Vertreter der Orthodoxie und des Welfentums umgewandelt hatte. Er veröffentlichte u. a. noch "Die Wahrheit über die Internationale" (Altona 1872), "Der Freimaurerbund und das Licht" (Hannov. 1877), "Das Kapital und die Kapitalmacht" (Lpz. 1884 u. 1888). B. starb 18. Aug. 1886 zu Hannover.

Bauer, Ferd., Freiherr von, geb. 7. März 1825 in Lemberg, trat 1836 in die k. k. Ingenieurakademie in Wien ein, wurde 1841 Lieutenant im Ingenieurkorps, 1848 als Hauptmann zum Truppendienste versetzt, machte 1849 den Feldzug in Ungarn, 1859 als Major und 1866 als Brigadier die Kriege in Italien mit und erhielt wegen seiner Leistungen in der Schlacht bei Custozza das Ritterkreuz des Leopoldordens. 1878-81 war B. Militärkommandant in Hermannstadt, 1881-88 kommandierender General in Wien und am 16. März 1888 wurde er zum Reichskriegsminister ernannt. Er war zugleich k. k. Feldzeugmeister und Inhaber des Infanterieregiments Nr. 84 und starb 22. Juli 1893 in Wien.

Bauer, Georg, Mineralog, s. Agricola.

Bauer, Karoline, Schauspielerin, geb. 29. März 1807 in Heidelberg als Tochter eines Rittmeisters, der 1809 bei Aspern fiel, trat Dez. 1822 zu Karlsruhe als Margareta in Ifflands "Hagestolzen" auf und ging 1824 ans Königstädtische Theater in Berlin, trat aber bald zum Hoftheater über. 1829 verließ sie das Theater und lebte bis 1831 in geheimer morganatischer Ehe mit Prinz Leopold von Coburg als Gräfin Montgomery in London, Paris und auf ihrem Landsitze in England. Als Leopold den belg. Thron bestieg, kehrte sie zur Bühne zurück, nahm eine Anstellung in Petersburg an, machte 1833-34 eine ruhmvolle Kunstreise durch Deutschland und Österreich und trat 1835 beim Dresdener Hoftheater ein. 1844 schied sie von der Bühne und heiratete den poln. Emigranten Graf Ladislaus von Broel-Plater (1806-89). Seitdem lebte sie in der Schweiz und starb 18. Okt. 1877 auf ihrer Villa Broelberg bei Zürich. Sie zeichnete sich in schalkhaften, pikanten und koketten Rollen des Konversationsstücks und Lustspiels aus; doch auch in der Tragödie leistete sie Treffliches. Die Gabe lebendiger Auffassung und Darstellung zeigte sich auch in ihren von A. Wellmer herausgegebenen Schriften "Aus meinem Bühnenleben" (Berl. 1872; 2. Aufl., 2 Bde., 1876-77) und "Komödiantenfahrten" (ebd. 1875), die ihre reichen Erlebnisse schildern und wertvolle Beiträge zur deutschen Theatergeschichte des 19. Jahrh. sind. Nach ihrem Tode behauptete Wellmer, der eigentliche Verfasser dieser Bücher zu sein, und veröffentlichte noch u. d. T. "Aus dem Leben einer Verstorbenen. Verschollene Herzensgeschichten" (4 Bde., Berl. 1878-80) angebliche Memoiren und flüchtig geschriebene Briefe der B., die viel Lärm, auch einen erfolglosen Ersatzprozeß Wellmers gegen Graf Broel-Plater veranlaßten.

Bauer, Klara, Romanschriftstellerin unter dem Pseudonym Karl Detlef, geb. 23. Juni 1836 zu Swinemünde, ging 1860 als Klavierlehrerin nach Petersburg, wo sie auch in Bismarcks, des damaligen preuß. Gesandten, Haus verkehrte, lebte einige Jahre