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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bewdley – Bewegung

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bewässerung'

auch eine energische Durchlüftung des Bodens erzielt (S. Wiesen.)

  • 4) Röhrenbewässerung. Die Zufuhr des Wassers geschieht in Röhren, die Verteilung mittels mechan. Vorrichtungen. Man hat dazu entweder Spritzwagen von besonderer Konstruktion (Schweiz) oder läßt sogar das Wasser aus durchlöcherten Rinnen von oben herab gleich einem Regen auf die Felder strömen (England). Mit diesem seltener angewendeten System der B. läßt sich auch zugleich eine flüssige Düngung verbinden.

B. mit Erdbewegung. In vielen Gegenden findet diese in natürlicher Weise statt, z. B. in Ägypten durch die Überschwemmungen des Nils, welche stets eine, wenn auch äußerst geringe Schlammschicht zurücklassen und auf diese Weise das Bodenniveau allmählich erhöhen. Diesen Effekt erzielt man aber auch auf künstliche Weise durch eine B., deren Hauptzweck nicht die Zufuhr von Wasser, sondern von Erde in feinzerteilter Gestalt ist, wodurch eine Niveauveränderung und Verbesserung des Bodens herbeigeführt wird. Ist die erstere das Ziel, so heißt diese Melioration Anschwemmung (Colmatage, s. Kolmation); wird bloß eine befruchtende Wirkung beabsichtigt, Aufschwemmung (Limonage). Mittels der Colmatage (dies ist der gebräuchliche technische Ausdruck) werden die größten Korrektionsarbeiten mit überraschenden Erfolgen durchgeführt, z. B. Valdichiara, toscan. Maremmen u. s. w. in Italien; Vallées de l’Arve (Haute-Savoie), de l’Arc et de l’Isere (Savoie) u. s. w. in Frankreich. – B. mit Düngung. Hierbei hat die B. den Zweck, eine gleichmäßige Zufuhr von befruchtenden Stoffen über größere Flächen zu vermitteln. Dies geschieht entweder mittels Druck durch stärkere Motoren (Dampfkraft u. s. w.) oder im natürlichen oder künstlichen Gefälle. Die B. selbst ist eine Rieselung. Man unterscheidet die Grubendüngerbewässerung (engl. Sewage) zur vorteilhaften Verwertung und Abfuhr der städtischen Abfälle, und das schott. System der flüssigen Düngung mittels unterirdischer Röhren und Schläuche, nach Kennedy.

Bei der B. wirkt nicht bloß die kühlende und erfrischende Feuchtigkeit, sondern auch noch die Eigenschaft des Wassers, die unorganischen Pflanzennährstoffe im Boden löslich und den Gewächsen assimilierbar zu machen; ferner von anderm Boden dergleichen befruchtende Stoffe herbeizuführen, diese den Pflanzenwurzeln zu überliefern, den Boden locker zu erhalten, wohlthätige und nährende Gasarten in denselben zu bringen, kurz, ihre großen Erfolge resultieren aus der Vereinigung und Konzentration aller Kräfte des Bodens, der Luft, der Wärme, des Lichts und der Feuchtigkeit, welche sie den Pflanzen zugänglich macht. Über das Associationswesen in der B. s. Wassergenossenschaften.

Litteratur. Sers, De l’irrigation dans les contrées montagneuses (Par. 1861); Nadault de Buffon, Hydraulique agricole (2 Bde. mit Atlas, ebd. 1862; Hauptwerk); Hervé-Mangon, Expériences sur l’Emploi ds eaux dans les irrigations (ebd. 1863); Laffineur, Guide pratique de l’ingénieur agricole, hydraulique irrigations (ebd. 1865); Treuding, Ent- und Bewässerung der Ländereien (Hannov. 1865); Haag, Das Gesetz über die Be- und Entwässerungsunternehmungen zum Zwecke der Bodenkultur (Münch. 1866); Beck, Über Ent- und Bewässerungsanlagen (Trier 1866); Villeroy und Muller, Manuel des irrigations (2. Aufl., Par. 1867); Reinsch, Das Wasser und seine Bedeutung ↔ für das Leben der Pflanze (Erlangen 1868); Duponchel, Traité d’hydraulique et de géologie agricole (Par. 1868); Laveleye, La Lombardie et la Suisse, études d’économie rurale (ebd. 1869); Fegebeutel, Die Kanalwasserbewässerung (Danz. 1870); F. C. Schubert, Landwirtschaftlicher Wasserbau (Berl. 1879); Vincent, B. und Entwässerung der Äcker und Wiesen (2. Aufl., ebd. 1882); Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Wasserbaues (2. Aufl., ebd. 1884); Fuchs, Der Petersensche Wiesenbau (ebd. 1885); Ronna, Les canaux et les systèmes d’irrigation (Par. 1889).

Bewdley (spr. bjuhdlĭ), Stadt in der engl. Grafschaft Worcester, auf einer Höhe am Severn, hat (1891) 2876 E., Gerbereien, Leder- und Hornwarenfabrikation (Kämme) und Gelbgießereien. Nahe der Stadt befindet sich ein großer Park.

Bewegliche Brücken, Brücken, bei denen das Brückentragwerk (s. d.) oder ein Teil desselben beweglich ausgeführt ist, um den Fahrzeugen, die auf dem überbrückten Land- oder Wasserwege verkehren, bei mangelnder Durchfahrtshöhe die Bahn freizugeben. Je nach der Art, wie die Bewegung des Tragwerks erfolgt, unterscheidet man 6 Arten B. B.:

  • 1) Zugbrücken (s. d.), bei denen die Bewegung (Drehung) um eine horizontale am einen Ende des drehbaren Teils befindliche Achse geschieht.
  • 2) Klappbrücken (s. d.), bei denen das Tragwerk ebenfalls um eine horizontale, jedoch zwischen den Enden des beweglichen Teils gelegene Achse gedreht wird.
  • 3) Kranbrücken (s. d.), deren Tragwerk um eine vertikale an den Enden befindliche Achse drehbar ist.
  • 4) Drehbrücken (s. d.), bei denen die Drehung ebenfalls um eine vertikale, jedoch zwischen den Enden liegende Achse erfolgt.
  • 5) Rollbrücken (s. d.), auch Schiebebrücken genannt, deren Tragwerk auf Rollen in der Längsrichtung beiseite geschoben wird.
  • 6) Hubbrücken (s. d.), bei denen der bewegliche Teil des Tragwerks in seiner ganzen Länge senkrecht emporgehoben wird.

B. B. in einem andern Sinne, insofern sie nämlich rasch aufgebaut und wieder abgebrochen werden können, sind alle Arten Kriegsbrücken (s.d.), die man Feldbrücken (s. d.) nennt, wenn sie aus improvisiertem, Trainbrücken (s. d.), wenn sie aus vorbereitetem, mitgeführtem Baumaterial errichtet werden, und die je nach der erforderlichen Breite und Festigkeit die Namen Brückenstege, Laufbrücken, Kolonnenbrücken führen. Auch die als schwimmende Brücken ausgeführten Schiffsbrücken (s. d.) oder Pontonbrücken, Floßbrücken (s. d.) und Faßbrücken (s. d.), welche drei sowohl Kriegs- als Friedenszwecken dienen, sind B. B. Im weitesten Sinne rechnet man zu den B. B. auch die oft als Fliegende Brücken bezeichneten Fähren (s. d.), von denen die Eisenbahnfähren (s. d.) oder Trajektanstalten eine besondere Klasse bilden.

Bewegliche Feste, s. Festtage.

Bewegliche Sachen, bewegliches Vermögen, s. Mobilien.

Bewegliche Sände, s. Bank.

Bewegung, der Zustand der stetigen Ortsveränderung eines Körpers im Raume. Ob ein Körper in Ruhe oder ob er in B. ist, darüber können wir nur dann urteilen, wenn wir seine Lage mit derjenigen anderer Körper vergleichen, die wir als ruhend betrachten; unser Urteil über die B. eines Körpers ist deshalb auch stets ein relatives. Das

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 934.