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Birnbaum (Joh. Mich. Franz) – Birne (Frucht)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Birnbaum (Kreis und Kreisstadt)'
stadt im Kreis B., links von der Warthe an der Linie Reppen-Meseritz-Rokietnice der Preuß. Staatsbahnen,
hat (1890) 3276 (1543 männl., 1733 weibl.) meist deutsche E., darunter 881 Katholiken und 268 Israeliten,
Post zweiter Klasse, Telegraph, Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Meseritz), Steuer-, Katasteramt,
Wasserbauinspektion, Oberförsterei, kath. Kirche, Synagoge, höhere Knaben-, Mädchen- sowie Volksschule,
Krankenhaus, Vorschußverein, städtische Sparkasse; ferner Eisengießerei und Maschinenbauanstalt,
Spiritusbrennerei, eine Schnupftabak-, 4 Cigarrenfabriken, 2 Dampfschneidemühlen, 2 Brauereien, Ziegeleien,
Landwirtschaft, Handel mit Holz, Spiritus, Wolle und Getreide; 4 Kram-, Vieh- und Pferdemärkte und in der Nähe
2 Braunkohlengruben. Die anstoßenden Orte Großdorf und
Lindenstadt haben zusammen mehr als 2000 E.
Birnbaum, Joh. Mich. Franz, Jurist, geb.
19. Sept. 1792 zu Bamberg, studierte in Erlangen und Landshut, wurde dann Professor der Rechte in Löwen,
hielt seit 1830 Vorlesungen in Bonn, wurde 1832 Professor in Freiburg, 1833 in Utrecht, 1840 in Gießen. Seit
1847 wirkte er daselbst auch als Kanzler der Universität. Er starb 14. Dez. 1877 zu Gießen. B. schrieb:
«Deduktion der Rechte des Herzogs von Looz-Corswarem auf das Fürstenthum Rheina-Wolbeck» (Aachen 1830),
«Die rechtliche Natur der Zehnten» (Bonn 1831),
«Commentatio de Hugonis Grotii in definiendo jure naturali vera mente»
(ebd. 1835). Auch war er Mitherausgeber des «Archivs des Kriminalrechts». – Vgl. Gareis,
Joh. Mich. Franz B. Ein Kultur- und Lebensbild (Gieß. 1878).
Birnbaum, Karl Joseph Eugen, Sohn des vorigen,
geb. 18. Mai 1829 zu Löwen in Belgien, studierte in Gießen und Jena, war dann 7 Jahre als Landwirt praktisch
thätig, habilitierte sich 1857 als Docent in Gießen, übernahm 1866 die Landwirtschaftliche Lehranstalt zu
Plagwitz bei Leipzig und wirkte von 1867 bis 1887 als Professor an der Universität Leipzig in
landwirtschaftlichen und nationalökonomischen Vorlesungen; seitdem ist er in Berlin schriftstellerisch thätig.
Im ersten Deutschen Reichstage (1871-73) vertrat er den Leipziger Landkreis und gehörte der nationalliberalen
Partei an. Seine Hauptschriften sind: «Lehrbuch der Landwirtschaft» (3 Bde., Frankf. 1859–63),
«Die Universitäten und die isolierten landwirtschaftlichen Lehranstalten» (Gieß. 1863),
«Das Genossenschaftsprincip in Anwendung und Anwendbarkeit in der Landwirthschaft» (Lpz. 1870),
«Über die Anwendbarkeit der Einkommensteuer und Steuerreformen überhaupt» (ebd. 1873),
«Katechismus der landwirtschaftlichen Buchführung» (ebd. 1879), «Landwirtschaftliche Taxationslehre»
(2. Aufl., ebd. 1890) und eine Umarbeitung von Kirchbachs «Handbuch für Landwirte» (9. Aufl., Berl. 1880).
Von 1870 bis 1874 gab er eine Monatsschrift, «Georgika», zuletzt u. d. T.
«Deutsche Monatsschrift für Landwirthe» (Leipzig) heraus. Mit H. Vogel redigierte er Thiels
«Landwirtschaftliches Konversations-Lexikon» (7 Bde., Lpz. 1876–81, Supplemente 1884 und 1888).
Birnbaumer Wald, slowen. Hrusija, Teil des nördl.
Zuges des Karstgebirges im Herzogtum Krain, schließt sich südöstlich an den Tarnovaner Wald an, breitet sich
zwischen der Wippach und Unz bis Adelsberg und der Mulde der Poik aus und erhebt sich im Nanoš nördlich von
Präwald bis zu 1300 m.
Birnbaumholz, Birnholz, das Holz der
verschiedenen Abarten des Birnbaums: es ist fein, ↔ sehr dicht und mäßig hart, mit wenig
hervortretenden Jahresringen, die etwas wellenförmig verlaufen. Das Kernholz ist gleichmäßig bräunlichrot,
zuweilen etwas geflammt. Das Mark erscheint auf dem Querschnitte rund, weiß und hat 1–2 mm im Durchmesser.
Wegen seiner gleichförmigen Textur läßt sich das B. leicht und nach allen Richtungen hin, ohne auszubröckeln,
schneiden, und wird daher gern zu Bildhauerarbeiten und zu Formen für den Zeug- und Tapetendruck verwendet;
auch nimmt man es zu Tischler- und Drechslerarbeiten. Da es sich gut beizen und färben läßt, so benutzt man es
auch zu Imitationen von Ebenholz. Das B. schwindet nur wenig. Das Holz des wilden Birnbaums ist noch fester
und dauerhafter als das des kultivierten. Beide Hölzer werden aber sehr leicht durch Wurmfraß vernichtet.
Birnblattfloh oder Birnsauger
(Psylla piri L.), ein 2,5–
3,5 mm langer Blattfloh, dessen Larven gesellig am Grunde junger Triebe des
Birnbaums saugen und dadurch ein Verkrümmen der Triebspitze, auch wohl das Eingehen des Triebes veranlassen.
Man entfernt sie mit einer scharfen Bürste.
Birne, Birnbaum, gehört
zur Gattung Pirus (s. d.) der Familie der Pomaceen; die Gattung liefert Ziergehölze,
Nutz- und Obstbäume. Die Hauptstammform unserer kultivierten Birnbäume ist
Pirus communis L. oder
Pirus Achras Gaertn. Diese Art tritt in Europa vielfach wild oder doch
wenigstens verwildert auf, bald als niedriger Strauch, bald als hoher Baum mit pyramidaler Krone;
der wilde Birnbaum besitzt dornspitzige Kurztriebe, welche beim
kultivierten Birnbaum seltener vorkommen. Die Rinde des Birnbaums ist dunkel und langrissig; die Blätter sind
ziemlich langgestielt, eiförmig-zugespitzt, am Rande scharfgesägt, meist beiderseits kahl, oberseits
glänzendgrün; seltener kommen graufilzige Blätter vor; die großen weißen Blüten stehen in Doldentrauben,
haben rote Staubbeutel und bis zum Grunde freie Stempel; die Früchte des wilden Birnbaums sind klein,
länglich, holzig und sauer (Holzbirnen) und zeigen in der Umgebung des
Kernhauses besonders reichliche steinartige Konkremente, welche bei einer guten Kulturform der B. nicht
vorkommen dürfen; die edle B. ändert im übrigen in Größe, Gestalt, Farbe und Geschmack außerordentlich ab;
diese Abänderungen haben zum Teil ihren Grund in der Kreuzung der oben genannten Art mit andern Grundarten;
eine solche ist der herzblätterige Birnbaum,
Pirus cordata, zuerst von Desvaux in Laubwäldern bei Angers gefunden und
1812 beschrieben; hiervon stammt die noch in alten Obstgärten erhaltene und leidlich genießbare
Blutbirne (Sanguine). Eine wichtige
Rolle bei der Entstehung zahlreicher Kulturbirnen schreibt K. Koch dem
Sinaibirngehölz, Pirus Sinai Desf.,
zu; es ist in Syrien, vielleicht aber auch im nördl. Babylonien und Assyrien zu Hause, kam im frühen
Altertum schon nach Unteritalien und Sicilien und scheint hier einen bedeutenden Einfluß auf die
Kulturbirnen geübt zu haben. Noch einflußreicher wurde nach Koch der
ölbaumblätterige Birnbaum,
Pirus elaeagnifolia Pall., dessen Verbreitungsbezirk sich auf das nördl.
und östl. Kleinasien, auf die Terrassen des armenischen Hochlandes östlich bis zur Grenze Persiens und auf
das östliche, aber mehr gebirgige Transkaukasien beschränkt. Andere halten auch das
wei-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 32.