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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Björnstjerna; Bks.; Bktz.; Bl.; B. L.; Blaahval; Blaas

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Björnstjerna - Blaas

folgenden Jahre im Süden zu, kehrte 1875 nach Norwegen zurück und ließ sich dauernd in Gausdal, in der Gegend von Lillehammer, nieder. Die agitatorische Wirksamkeit, die er als ein Führer der radikalen «Bauernpartei» in den letzten Jahren zu Gunsten einer von Schweden losgelösten norweg.-demokratischen Republik entfaltete, zog ihm viele Anfeindungen zu. Seit 1863 erhält er vom Staat einen Dichtergehalt. Von den neuern Erzählungen sind hervorzuheben: «Jernbanen og Kirkegarden» (1866), «Fiskerjenten» (1868) und «Brude-Slaatten» (1873), der Roman «Det flager i byen og paa havnen» (1884; «Man flaggt in der Stadt und am Hafen»; deutsch von Emil Jonas u. d. T. «Das Haus Kurt», Berl. 1886, und von Wilh. Lange u. d. T. «Thomas Rendalen», ebd. 1886), «Paa Guds Veje» (1889), «Ragni» (1890; deutsch, 2 Bde., Hamb. 1891). Von den dramat. Dichtungen: «Maria Stuart i Skotland» (1864; deutsch von Lobedanz, Berl. 1876), «De Nygifte» (1865; deutsch von Busch, Brem. 1871), «Sigurd Jorsalfar» (1872), «Redaktören» (1875; deutsch von Leinburg), «En Fallit» (1875; u. d. T. «Ein Fallissement» auch in Deutschland vielfach aufgeführt), «Kongen» (1877), «Leonarda» (1879; deutsch von B. und Lobedanz, Lpz. 1879), «Det ny System» (1879), «En Hanske» (1883; deutsch «Ein Handschuh», Berl. 1889), «Over Ävne» (1883), «Geographi og Kjärlighed» (1887). Auch erschien ein Epos in Romanzen «Arnljot Gelline» (1875) und eine prächtige lyrische Sammlung «Digte og Sange» (1870; 3. Aufl. 1890). B. ist in Leben und Dichten ein kühner und kraftvoller Geist, radikal und ausgesprochener Realist, ein Verfechter des Einfachen und Natürlichen. Sein Stil ist trotz großer Lebendigkeit stets knapp, oft in altnord. Art, seine Charakteristik im Drama vollendeter als seine Komposition. – Vgl. G. Brandes, B. og Ibsen (Kopenh. 1882); ders., Moderne Geister (2. Aufl., Frankf. 1887).

Björnstjerna (spr. björnschärna), Magnus Friedr. Ferd., Graf, schwed. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 10. Okt. 1779 zu Dresden, wo sein Vater schwed. Legationssekretär war, trat in die Armee und erwarb sich während des Finnischen Krieges den Majorsgrad, ging im April 1809 als geheimer Botschafter zu Napoleon, unterhandelte 1812 in London wegen des Verkaufs der Insel Guadeloupe und begab sich 1813 als Oberst mit der schwed. Armee nach Deutschland. Hier erhielt er den Auftrag, Hamburg zu entsetzen, mußte sich aber auf die große Nordarmee zurückziehen und nahm nun an den Schlachten bei Großbeeren, Dennewitz und Leipzig teil. Nach der Einnahme von Paris kämpfte B. in Norwegen, bis er endlich mit dem Prinzen Christian Friedrich die Konvention zu Moß abschloß, welche die Personalunion Schwedens und Norwegens zur Folge hatte. Er wurde 1815 in den Freiherrenstand erhoben, 1820 Generallieutenant, erhielt 1826 den Grafentitel und war 1828‒46 bevollmächtigter Minister am großbrit. Hofe. Nach Stockholm zurückgekehrt, starb er hier 6. Okt. 1847. Als polit. und staatswissenschaftlicher Schriftsteller bekannte sich B. zu einem gemäßigten Liberalismus. Am meisten geschätzt unter seinen Werken sind: «Om beskattningens grunder i Sverige» (Stockh. 1832; 2. Aufl. 1833), «Det Brittiska Riket i Ostindien» (ebd. 1839; deutsch, ebd. 1839) und «Theogonie, Philosophie und Kosmogonie der Hindu» (schwed., ebd. 1843; deutsch, ebd. 1843). Seine «Anteckningar» (2 Bde., ebd. 1851‒52) bieten interessante Beiträge, insbesondere zur Geschichte der Napoleonischen Kriege. ^[Spaltenwechsel]

Bks., bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für Sir Joseph Banks (s. d.).

Bktz., Abkürzung von Berkowetz (s. d.).

B. L., lat. Abkürzung für Baccalaureus legum, engl. für Bachelor of Laws, einer der untern Grade der jurist. Fakultät in England; auch Abkürzung für benevole lector! (lat., d. h. geneigter Leser).

Bl., bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Karl Ludwig Blume (s. d.).

Bl., hinter Bezeichnungen von Fischen Abkürzung für Marcus Eliesar Bloch (s. d.).

Blaahval, s. Finnwal.

Blaas, Eugen, Genremaler, Sohn von Karl von B., geb. 24. Juli 1843 zu Albano, wurde von seinem Vater, dann auf der Akademie zu Venedig und Wien gebildet, besuchte zu Studienzwecken Rom und Paris, dann Belgien und England und ließ sich in Venedig nieder. Nachdem er 1862 mit einem Altarbild, Bekehrung der Rhätier durch den heil. Valentin (Kirche von Obermais bei Meran), sich in Ruf gebracht, beschäftigte er sich vorwiegend mit venet., überhaupt ital. Genrebildern; so Scene aus dem «Decamerone» (1867), Kirchgang der Dogaressa (1868; Herzog von Coburg), Brautzug in der Markuskirche, Partie nach Murano (1870; Hofmuseum in Wien), Venetianische Balkonscene (1875), Marionettentheater im Kloster (1887), Ninetta, Hochzeit in Venedig (1888) u. s. w. Er lebt in Venedig.

Blaas, Julius, Pferde- und Genremaler, Bruder des vorigen, geb. 22. Aug. 1846 zu Albano, war Schüler seines Vaters. Sein erstes Bild, Wettfahrt betrunkener slowen. Bauern (1869), ist im Hofmuseum zu Wien, mehrere Jagdbilder im Besitz des Kaisers von Österreich. Sonst sind von seinen Gemälden zu nennen: Fuchsjagd in der Campagna (1877), Markt in Oberungarn (1885), Pferde im Freien, Pferdemarkt in Bischofshofen (1888). Er malte auch lebensgroße Reiterporträte. B. lebt in Wien.

Blaas, Karl, Ritter von, Maler, geb. 28. April 1815 zu Nauders in Tirol, kam 1830 in das Atelier Arnolds in Innsbruck. Hier trat er bereits 1832 mit der Komposition: Tullia fährt über den Leichnam ihres Vaters, hervor. Darauf ging er nach Venedig, wo er sich unter Lipparini dem Genrefache zuwandte, und nach Rom, wo Overbeck und dessen Anhänger auf ihn einwirkten; Früchte davon waren: Rosenwunder der heil. Elisabeth und die Heimkehr Jakobs (1841; Hofmuseum in Wien). Infolge von drei für die Kirche von Fóth bei Pest gemalten Altarbildern 1850 als Professor an die Akademie zu Wien berufen, vollendete er die aus 33 Fresken bestehende Ausschmückung der Kirche, wobei er dem Stil der vorraffaelischen Ära nacheiferte. Nachdem er 1855 auf der Pariser Weltausstellung einen Preis erhalten für: Karl d. Gr. besucht die Knabenschule (Hofmuseum zu Wien), ging B. als Professor an die Akademie in Venedig und schuf hier 1858 das figurenreiche Gemälde: Raub der venet. Bräute im 6. Jahrh. (Ferdinandeum in Innsbruck). Hierauf begann er die Ausmalung der Ruhmeshalle im k. k. Arsenal in Wien, in 42 Darstellungen aus der österr. Geschichte bestehend, woran er 11 Jahre arbeitete. Seit 1866 war B. wieder Professor an der Wiener Akademie. Zu seinen letzten Gemälden gehören: die Porträte des Kaisers von Österreich und der Königin von Spanien, Ekkehard trägt die Herzogin von Schwaben über die Kloster- ^[folgende Seite]