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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blokade; Blokzijl; Blomberg; Blome; Blomeyer

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Blokade - Blomeyer

des Arrondissements B., am rechten Ufer der Loire, auf der Dampfschiffahrt besteht, an den Linien Paris-Tours-Bordeaux und Villefranche-sur-Cher-B. (57 km) der Orléansbahn und der Linie Pont de Braye-Vendôme-B. (67 km) der Franz. Staatsbahn, erhebt sich amphitheatralisch an einem steil abstürzenden Hügel am Flusse, über welchen eine 1717‒24 erbaute, 300 m lange, 13,6 m breite und auf 11 Bogen ruhende Brücke zur Vorstadt Vienne führt. Im obern Teile ist die Stadt eng, die Straßen sind gewunden und steil, in der modernen Unterstadt regelmäßiger und besser gebaut. Den höchsten Punkt bildet das historisch und künstlerisch merkwürdige, aus vier verschiedenen Teilen bestehende Schloß, dessen ältestes Stück aus dem 13., dessen berühmtestes, das Meisterwerk der franz. Frührenaissance, aus dem Anfang des 16. Jahrh. stammt. (S. Tafel: Französische Kunst Ⅱ, Fig. 15.) B. hat reizende und fruchtbare Umgebungen, eine alte röm. in Felsen gehauene Wasserleitung von 529 m Länge (Loire-Wasser), einen schönen Quai, den einst bischöfl. Palast, jetzt Präfektur, und viele bemerkenswerte alte Palais (Herzog von Epernon, Guise, Hurault, Aumale) und Privathäuser. B., Sitz eines Bischofs (seit 1697) und des Stabes der 20. Infanteriebrigade, hat mehrere Kirchen, darunter die 1138‒1210 erbaute des heil. Nikolas und die aus dem 17. Jahrh. stammende Kathedrale, zwei geistliche Seminare, Tribunal erster Instanz und Handelsgericht, Filiale der Bank von Frankreich, Kommunal-Collège, Normal-Lehrerschule, eine Gesellschaft für Wissenschaft und Litteratur und drei Zeitungen. Auch befinden sich daselbst ein Museum, eine öffentliche Bibliothek von 35000 Bänden (beide im Schlosse), reich an kostbaren Manuskripten, ein Theater, eine Statue des in B. geborenen Physikers Denis Papin (gest. 1710), ein allgemeines Hospital, ein Waisenhaus, die Irrenanstalt des Departements. In Garnison liegt das 31. Infanterieregiment. Die Bevölkerung, (1891) 17567, als Gemeinde 23457 E., unterhält Fabriken und Manufakturen für Handschuhe, Billards, Schuhwerk, Töpferwaren, chem. Produkte, Fayence, Messer, Essig, Schokolade, Möbel und Pfefferkuchen, Gerbereien und Brauereien sowie lebhaften Handel mit ihren Fabrikaten, Wein, Branntwein (Eaux-du-vie d’Orléans), Getreide und Pferden. 5 km entfernt liegen die Bäder der Eisenquellen von St. Denis, ähnlich den Wassern von Spaa, und 18 km von B. das Schloß Chambord.

Geschichtliches. In den lat. Urkunden des Mittelalters hieß B. Blesum (auch Blesis und Bleza) und bildete mit dem Umlande die Grafschaft Blaisois (Pagus Blesensis). Nachdem das alte Grafengeschlecht, dem auch Stephan von B., König von England (1135‒54), angehörte, 1218 erloschen war, kam B. durch Heirat 1230 an das Haus Chatillon. Der letzte Sprosse desselben verkaufte es 1397 an den Herzog Ludwig von Orléans, dessen Enkel Ludwig ⅩⅡ. es 1498 mit der Krone vereinigte. Unter dem Hause Orléans spielte B. eine bedeutende Rolle. Herzog Ludwig und seine Gemahlin Valentine Visconti legten den Grund zu der nachmals durch die Beute aus Mailand und Neapel bereicherten und berühmt gewordenen Schloßbibliothek. B. blieb auch nach Ludwigs Ermordung (1407) 20 Jahre lang der Sitz seiner Familie. Herzog Karl von Orléans (gest. 1465) hielt in B. einen glänzenden Hof. Sein Sohn, König Ludwig ⅩⅡ., der 1462 auf dem Schlosse zu B. geboren war, ebenso Franz Ⅰ. vollzogen im Schlosse die wichtigsten Staatsakte. Hier ließ auf dem Reichstage 23. Dez. 1588 Heinrich Ⅲ. Ludwig und Heinrich von Guise ermorden, hier starb kurz darauf Katharina von Medici und ward später Maria von Medici gefangen gehalten. Ludwig ⅩⅢ. verlieh das Schloß seinem Bruder Johann Gaston von Orléans, der die glänzenden Tage Ludwigs ⅩⅡ. erneuerte. Ludwig ⅩⅣ. schenkte B. seinem Bruder Philipp von Orléans. 1. April 1814 erließ von hier die Kaiserin Maria Luise einen Aufruf an die Franzosen. B. ward 13. Dez. 1870 nach einer kurzen Beschießung durch deutsche Truppen genommen und bis nach Abschluß des Präliminarfriedens besetzt gehalten. – Vgl. J. Loiseleux, Les Résidences royales de la Loire (Par. 1863); De la Saussaye, Histoire du château de B. (7. Aufl. 1875); ders., B. et ses environs (6. Aufl. 1883).

Blokade, s. Blockade und Einschließung.

Blokzijl (spr. -seil), Stadt mit Hafen in der niederländ. Provinz Oberyssel, an einem kleinen Kanal nach dem Zuidersee, ehemals befestigt, hat 1560 E. Am 17. Juni 1672 ergab sich die Festung den Truppen des Bischofs von Münster, die jedoch schon 23. Aug. von den Einwohnern mit Hilfe der Friesen wieder vertrieben wurden.

Blomberg, Stadt im Fürstentum Lippe, 15 km östlich von Detmold, auf einem die Umgebung überragenden, nur von O. bequem zugänglichen Berge, in waldiger Umgebung, hat (1890) 2747 reform. E., Post, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Detmold), neue ehemalige Klosterkirche, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. erbaut, mit dem Denkmal des Grafen Bernhard Ⅶ. und seiner Gemahlin, eine Dampfbrennerei mit Preßhefefabrik, eine Kunstwollfabrik, eine Handelsgärtnerei mit bedeutender Nelkenzüchterei, Wollzeugfabriken, Schuhmacherei und Fabrikation von Rohr- und Gartenstühlen.

Blome, Gustav, Graf, geb. 18. Mai 1829, diente 1848‒49 in der schlesw.-holstein. Armee und war Ordonnanzoffizier des Generals von Bonin, trat dann aus und ging nach vollendetem Rechtsstudium in die österr. Diplomatie über, zunächst als Attaché der österr. Gesandtschaft in Petersburg, wo er sich durch eine sensationelle Denkschrift über Rußland (1855) mißliebig machte. 1856 ging er als Gesandtschaftssekretär nach Paris und trat hier zum Katholicismus über. 1860 war er außerordentlicher Gesandter bei den Hansestädten, 1864‒67 in gleicher Eigenschaft am bayr. Hofe zu München, wurde in dieser Stellung namentlich im Aug. 1865 durch die Verhandlungen und den Abschluß der Gasteiner Konvention bekannt, 1867 aber zur Disposition gestellt. B. ist seit April 1867 lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichsrats, wo er der feudal-klerikalen Partei angehörte.

Blomeyer, Adolf, Landwirt, geb. 24. Febr. 1830 in Frankenhausen bei Cassel, schlug zunächst die jurist. Laufbahn ein, verließ aber den Staatsdienst, um sich der Landwirtschaft zu widmen; nach vorhergegangener praktischer Ausbildung übernahm er 1856 ein Gut in Schlesien und 1860 die väterliche Domäne. 1865 wurde B. Professor der Landwirtschaft in Proskau, 1869 als solcher und als Direktor des neugegründeten landwirtschaftlichen Instituts an die Universität Leipzig berufen. 1881 zum Geh. Hofrat ernannt. Er starb 18. Dez. 1889 in Leipzig. B. schrieb: «Pachtrecht und Pachtverträge. Ein Handbuch des preuß. und sächs. Pacht- ^[folgende Seite]