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Blockverschluß – Blois
Blödaugen (Typhlidae), Minierschlangen, Familie der nicht
giftigen Schlangen, von geringer Größe und mit sehr kurzem Schwanze. Die sehr kleinen Augen liegen teilweise unter der Körperhaut verborgen. Die Beschuppung
besteht, abgesehen von dem mit größern Schildern bedeckten Kopfe, aus kleinen, glatten, gleichartigen Schuppen von runder Gestalt. Die 70 Arten, welche sich auf
4 Gattungen verteilen, finden sich hauptsächlich in den Tropen, eine auch in Griechenland. Sie leben in der Erde, aus welcher sie nach Regengüssen hervorkommen,
und ernähren sich von allerlei Gliedertieren.
Blödel, im Nibelungenliede der Bruder Etzels, beginnt auf Antrieb der Kriemhild den Kampf zwischen Hunnen und Burgunden. Zu
Grunde liegt Attilas (s. d.) geschichtlicher Bruder Bleda.
Blödsinn, hochgradige Schwäche oder Abnahme der gesamten Geistesthätigkeit bis zu fast gänzlicher Abwesenheit von Vorstellungen
und Gedanken, völliger Gemütsstumpfheit und Willenlosigkeit. Der B. ist entweder angeboren oder Folge einer frühzeitig eingetretenen Hemmung der
Gehirnentwicklung: Idiotie (s. d.), oder er ist später erworben: Dementia. Der letztere ist in seltenen
Fällen akut und dann vorübergehend oder heilbar (Dementia acuta, Stupor), so
besonders nach mißglückten Erhängungsversuchen, Schreck u.s.w., für gewöhnlich aber dauernd, und dann entweder unmittelbar verursacht durch schwere
Kopfverletzungen, Hirnerschütterung, oder in der Regel durch andere vorausgegangene Hirnkrankheiten, wie Apoplexie, Hirnhautentzündung, langjährige
Epilepsie. Namentlich aber ist der B. der häufigste Ausgang der sog. Geisteskrankheiten. Bei dem aus ihnen hervorgehenden
sekundären B. findet sich eine Kombination von Verwirrtheit, Einzelzügen der vorangegangenen Geistesstörung, wie
Wahnideen, maniakalische Erregung u.a. Eine besondere Art von B. ist die
Progressive Paralyse der Irren (s. d.). Bei der Dementia senilis,
dem Greisenblödsinn, handelt es sich nicht um ein einfaches Altern des Gehirns, sondern stets um krankhafte Veränderungen (besonders Verkalkung der Arterien,
Erweichungen u.dgl.). Die Erscheinungen sind hier sehr mannigfaltig, indem bald mehr eine einfache fortschreitende geistige Stumpfheit vorherrscht, bald
Erregungszustände der verschiedensten Art (z. B. Verfolgungswahn, Satyriasis, s. d.). Während der eigentliche Greisenblödsinn unheilbar ist,
treten im Greisenalter Geisteskrankheiten noch anderer Art auf, die ganz das Bild der Dementia senilis darbieten können,
aber wieder völlig verschwinden. Die dem B. zu Grunde liegenden anatom. Ursachen sind Schädelverengerung, Schrumpfung des Gehirns oder Entzündung und
Verwachsung der Hirnhäute mit dem Gehirn, Geschwülste im Hirn, Hirnwassersucht u.s.w.
Bloemaert (spr. blúmahrt), Abraham, niederländ. Maler, geb. 1564 in Gortum, gest. 1651 in Utrecht, lernte die
Zeichenkunst bei seinem Vater, dem Baumeister und Bildhauer Cornelis B., und hatte Floris und Francken zu Lehrern, schuf
sich aber eine eigene Manier. Nachdem er sich einige Jahre in Paris aufgehalten hatte, lebte er seit 1597 ↔ in Amsterdam, später in Utrecht. B.
malte zumeist biblische und mytholog. Bilder, doch soll er auch als Landschafter sich ausgezeichnet haben. Er gewann eine große Bedeutung als Haupt der
Utrechter Schule, die seinem Beispiele folgend, an dem monumentalen Stil festhielt. Auch war er Kupferstecher und zeichnete für den Formschnitt, namentlich für
Tondruck, wozu er die Umrisse oft in Radierung selbst herstellte.
Von seinen vier Söhnen war Cornelis B., geb. 1603 zu Utrecht, der geschickteste. Anfangs Maler, beschäftigte er sich später
fast ausschließlich mit der Kupferstechkunst. Er war eine Zeit lang in Paris und lebte dann in Rom, wo er 1680 starb. Seine Stiche, besonders nach Pietro da Cortona,
zeichnen sich durch Reinheit und Schönheit, durch sanfte Übergänge von Licht und Schatten aus. Er ward der Schöpfer einer neuen Schule, aus der Baudet, Poilly,
Chasteau, Speier, Roullet ua. hervorgingen. Seine drei Brüder, Adrian, Hendrik (beide
Maler) und Frederik (Kupferstecher), gelangten nicht zu gleichem Ruf.
Bloemen (spr. blumen), Jan Frans van, genannt Orizzonte, niederländ.
Maler, geb. 1662 zu Antwerpen, gest. um 1748 in Rom, wo er sich lange aufhielt, war der glücklichste Nachahmer der beiden Poussin und Claude Lorrains.
Orizzonte wurde er wegen der schönen Horizonte seiner Landschaften genannt. Seine Gemälde, größtenteils der Umgebung von Tivoli entnommen, befinden sich
in großer Anzahl in den röm. Palästen; sie sind von anmutiger Erfindung und glatter Ausführung. Eine Flucht nach Ägypten besitzt das Museum in Lille. B. hat auch
Landschaften nach eigener Erfindung geätzt.
Pieter van B., Bruder des vorigen, mit dem Beinamen Standaert, geb. 1657, gest.
1720, malte hauptsächlich Schlachten, Pferdemärkte, Karawanen u. dgl. (in den Galerien von Berlin, Dresden, Wien und München). Er hielt sich 1688 bei seinem
Bruder in Rom auf und ward 1699 Dekan der Malergilde zu Antwerpen.
Bloemfontein (spr. blúmfontihn), Hauptstadt und Regierungssitz des Oranje-Freistaates, an der (1. Jan. 1893
vollendeten) Bahnlinie von Kapstadt und Port-Elizabeth nach Johannisburg und Pretoria, in 1370 m Höhe in einer ziemlich wasserarmen ausgedehnten Ebene
unweit des Modder; es hat (1890) 3379 E. (1382 Schwarze), mehrere hundert meist stattliche Häuser, eine mit großem Kostenaufwand erbaute holländ., eine
anglikan. Kirche, eine Methodisten- und eine kath. Kapelle, zwei Colleges, ein theol. Seminar und ein Klubhaus. B. ist ausgezeichnet durch sein gesundes Klima, gilt
als vorzügliche Heilstation für Lungenkranke und betreibt lebhaften Handel, namentlich mit Wolle. Konsulate haben in B.: Belgien, das Deutsche Reich, die
Niederlande und Portugal.
Blois (spr. blŏá). 1) Arrondissement im franz. Depart. Loir-et-Cher. Das
Arrondissement hat 2552,24 qkm, (1891) 141435 E., 139 Gemeinden und zerfällt in die 10 Kantone Blois-Est und Blois-Ouest mit
231,43 qkm und 16150 und 18813 E., Bracieux (346,66 qkm, 11625 E.), Contres
(283,50 qkm, 15121 E.), Herbault (373,06 qkm, 14421 E.),
Marchenoir (267,14 qkm, 9991 E.), Mer (186,90 qkm, 11451 E.), Montrichard
(265,81 qkm. 16874 E.), Ouzouer-le-Marché (270,66 qkm, 8744 E.), St. Aignan
(327,08 qkm, 18245 E.). –
2) Hauptstadt des franz. Depart. Loir-et-Cher und
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 140.