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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bois-Brules – Boisserée

Er machte sich namentlich im «Mercure de France»durch seine Fabeln bekannt, deren erste Sammlung 1773 erschien. Unter allen franz. Fabeldichtern ahmt B. Lafontaine am wenigsten nach und kommt ihm doch am nächsten. Seine spätern Dichtungen finden sich in den «Fables» (Bd. 1 u. 2, Par. 1773‒77; Bd. 3, Caen 1803) und in den «Mille et une fables» (Caen 1806). Die Akademie zu Rouen krönte 1790 seine «Ode sur le déluge».

Bois-Brulés (frz., spr. bŏá brüleh), Name der Mischlinge franz.-canad. Männer und indian. Frauen in Nordamerika, von den Engländern Half-Breeds genannt. Man findet sie im brit. Nordamerika (etwa 11000) und im Norden und Nordwesten der Vereinigten Staaten (21700).

Boisd., bei entomolog. Namen Abkürzung für Jean Alphonse Bois-Duval (s. d.).

Bois de Boulogne (spr. bŏá dě bulónnj), s. Boulogner Holz.

Bois durci (frz., spr. bŏá dürßih), s. Holz (künstliches).

Bois-Duval (spr. bŏá düwáll), Jean Alphonse, franz. Arzt und Naturforscher, geb. 17. Juni 1801 zu Ticheville, gest. ebenda 30. Dez. 1879, schrieb namentlich mehrere Werke über die europ. und amerik. Schmetterlinge, wie «Histoire générale et inconographique des lépidoptères et des chenilles de l’Amérique septentrionale» (mit Leconte, Par. 1829‒47), «Icones historiques de lépidoptères nouveaux» (2 Bde., 1832‒41) u. s. w.

Boise-City (spr. beus’ ßitti), Hauptstadt des Territoriums Idaho in den Vereinigten Staaten von Amerika und des County Ada, am Boise-River, einem Nebenfluß des Snake-River, in schöner und fruchtbarer Gegend, hat (1890) 2311 E. und eine Zweigbahn zur Hauptlinie der Union Pacific.

Boisen, Frede, dän. Politiker, geb. 22. Aug. 1841 zu Skiörpinge bei Slagelse, studierte Theologie und begann 1869 seine parlamentarische Laufbahn als Abgeordneter für Stege auf Moen. Er schloß sich gleich der Linken an und ist seit 1877 Führer der gemäßigten Opposition. In den letzten Jahren Führer der sog. dänischen Linken, hat er 1890 durch Einbringung mehrerer finanzieller Gesetze den Versuch gemacht, die Verhandlungen des Folkethings mit dem Ministerium Estrup wieder anzubahnen. Seit 1887 ist er Vicepräsident des Folkethings.

Boiserie (frz., spr. bŏas’rih), Getäfel, Täfelwerk.

Boisgobey (spr. bŏaggobeh), Fortuné Castille, genannt du B., franz. Schriftsteller, geb. 11. Sept. 1821 zu Granville (Normandie), wurde Zahlmeister in der Armee und fand Gelegenheit, in Algier Land und Leute kennen zu lernen und dort für seine Phantasie befruchtende Eindrücke aufzunehmen. Seit 1868 schrieb er für Journale abenteuerlich-romantische Romane, wie «L’homme sans nom», «Forçat colonel», «Tresse blonde», «As de cœur», «Mystères du nouveau Paris» (3 Bde., 1876), «L’épingle rose» (3 Bde., 1879), «Le pouce crochu» (1885), «Mariage d’inclination», «Le chalet des pervenches» (1888), «Décapitée» (1889). Er veröffentlichte auch «Du Rhin au Nil» (1876), sensationelle Reiseberichte, und starb Ende Februar 1891.

Bois-Guillaume (spr. bŏaggijohm), Gemeinde im Kanton Darnétal, Arrondissement Rouen des franz. Depart. Seine-Inférieure, hat (1891) 5081, als Gemeinde 5510 E., Baumwollspinnerei, Fabrikation von Glas und von landwirtschaftlichen Maschinen.

Boisguillebert (spr. bŏaggijbähr), Pierre le Pesant, Sieur de (auch Boisguilbert), Gerichtsbeamter zu Rouen, war mit Vauban (s. d.) zur Zeit des Niederganges in Frankreich einer der ersten Kritiker der innern Politik der Regierung. In seinen scharfen Schriften «Le détail de la France» (1697; abgedruckt in: E. Daire, «Économistes financiers du ⅩⅧ<sup>e</sup> siècle», 2. Aufl., Par. 1851), «Factum de la France» (1707) legte er die Fehler des übertriebenen Colbertismus (s. d.) und die Schäden des Privilegienwesens bloß; er dringt auf eine mehr physiokratische Handelspolitik, vor allem aber auf die Gleichheit der Besteuerung. 1712 ließ er seine Denkschriften u. d. T. «Polit. Testament des Marschalls Vauban» gesammelt erscheinen. Er starb 1714.

Bois le Duc (spr. bŏá le dück), franz. Name für Herzogenbusch (s. d.).

Boiss., bei botan. Bezeichnungen Abkürzung für Edmond Boissier (s. d.).

Boisseau (frz., spr. bŏassoh), soviel wie Scheffel, ein früheres Getreidemaß in Frankreich und Belgien. Der Pariser B. enthielt 13 l. In Brüssel diente ein B. für Hafer = 63,66 l, ein anderer für Salz = 56,88 l. In mehrern Gegenden Frankreichs hieß ferner ein Feldmaß B. (d. i. «Scheffel Aussaat»); dasselbe war von sehr verschiedener Größe, zwischen 7/10 und 3⅕ a schwankend.

Boisserée (spr. bŏaß’reh), Sulpiz und Melchior, zwei Brüder, hochverdient um Sammlung, Erhaltung und Würdigung der Werke der ältern deutschen Malerschulen, waren beide zu Köln, der erstere 2. Aug. 1783, der letztere 23. April 1786 geboren. Angeregt durch die romantische Richtung Tiecks und Schlegels sowie durch Cornelius, gewannen beide frühzeitig ein lebhaftes Interesse für die ältere deutsche Kunst. Im Herbst 1803 machten sie mit ihrem Freunde Joh. Baptist Bertram (gest. 19. April 1841 zu München) in Paris kunstgeschichtliche und ästhetische Studien, namentlich an den altdeutschen Meisterwerken, welche sich unter den damals in Paris zusammengehäuften Kunstschätzen fanden. In Begleitung F. von Schlegels 1804 zurückgekehrt, begannen sie Kunstwerke zu sammeln, zu welchem Zwecke sie die Rheingegenden und die Niederlande, dann auch andere Teile Deutschlands bereisten. Ihr Beispiel ermunterte viele zu ähnlichem Sammeleifer, z. B. Lyversberg in Köln, und regte Goethe zu seinen Betrachtungen über altdeutsche Malerei an. 1818 siedelten sie nach Stuttgart über, wo ihnen der König von Württemberg ein Gebäude für ihre schon bedeutende Sammlung (etwa 200 Gemälde) überwies. Um diese für die Zukunft zu sichern und bleibend zugänglich zu machen, überließen sie dieselbe 1827 für 120000 Thlr. dem König Ludwig Ⅰ. von Bayern, der das Ganze 1828 zu Schleißheim und 1836 die bedeutendsten Gemälde in der Pinakothek zu München aufstellen ließ. Etwa 40 Gemälde kamen nach Nürnberg in die St. Moritzkapelle. Die Brüder B. und Bertram folgten der Sammlung nach München. Melchior B., der sich vorzugsweise mit der altdeutschen Malerei beschäftigte, widmete sich hier der Vollendung des mit Strixner begonnenen lithographischen Werks über die «Sammlung alt-, nieder- und oberdeutscher Gemälde» (38 Hefte, Stuttg. u. Münch. 1821‒40; 117 Blatt in Folio). Sulpiz B., der sich insbesondere dem Studium mittelalterlicher Kirchenbauten, vornehmlich aber des Kölner Doms gewidmet hatte, gab mit dem Architekturmaler Anton Quaglio das Prachtwerk «Ansichten, Risse und einzelne Teile des Doms zu Köln» (Stuttg. 1822‒31; 2. kleinere Ausg. 1842) heraus;