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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Boraxglas - Bord

Die Ausfuhr von B. (und Borsäure) aus dem Deutschen Reiche betrug:

^[Liste]

1887 800000

1888 1172500

1889 1664200

1890 1721900 kg.

Man versendet den zu technischen Zwecken bestimmten B. in Fässern zu 100‒400 kg im Preise von etwa 64 M. pro 100 kg, chemisch reiner 120 M.

Zwischen 70 und 56° krystallisiert der B. in Oktaedern mit 5 Molekülen, unterhalb dieser Temperatur in Prismen mit 10 Molekülen Wasser. Der B. löst sich in Wasser zu einer schwach alkalisch reagierenden Flüssigkeit. Bei Glühhitze löst der B. Metalloxyde und bildet mit ihnen durchsichtige gefärbte Gläser (s. Boraxglas). Darauf beruht seine Anwendung in der Lötrohranalyse (s. d.), zum Löten und zur Darstellung vieler Glas- und Porzellanfarben, zu Glasuren und als Zusatz zu Thonwaren. In der Zeugdruckerei benutzt man B. zum Befestigen mineralischer Beizen. An Stelle der Soda wird er als Waschmittel für feine Gewebe angewendet. Mit Schellack bildet der B. einen in Wasser löslichen Firnis, mit Caseïn und Wasser giebt er eine Flüssigkeit, die sich durch große Klebkraft auszeichnet. Seiner antiseptischen Wirkung wegen wird er auch medizinisch benutzt. Über gebrannten oder kalcinierten Borax s. Boraxglas.

Boraxglas, eine glasartige durchsichtige Masse, die man beim Glühen von Borax erhält. Der gewöhnliche Borax bläht sich beim Erhitzen, indem er sein Krystallwasser verliert, sehr stark auf und bildet dann eine weiße, poröse, sehr lockere Masse, die man gebrannten oder kalcinierten Borax nennt; wird diese Masse bis zur Rotglühhitze erhitzt, so schmilzt sie und man erhält nach dem Erkalten das B. Es wird mit 5‒6 M. pro Kilogramm verkauft.

Boraxkalk, s. Boronatrocalcit.

Boraxperle, s. Lötrohranalyse.

Boraxseen, s. Seen und Borax.

Boraxweinstein, Tartarus boraxatus, ein ähnlich wie Brechweinstein zusammengesetztes pharmaceutisches Präparat, C₄H₄O₆(BO)·K, wird nach dem Deutschen Arzneibuch bereitet durch Auflösen von 2 Teilen Borax in 15 Teilen destilliertem Wasser und Erwärmen der Lösung mit 5 Teilen gepulvertem Weinstein. Die filtrierte Lösung wird im Wasserbade zu einer zähen, nach dem Erkalten zerreiblichen Masse abgedampft, welche man in Bänder auszieht und, noch warm, mittelfein pulvert. Das Pulver muß, weil es leicht Feuchtigkeit anzieht, in gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt werden. Man bedient sich seiner als eines gelind abführenden und harntreibenden Mittels.

Borbeck, Landgemeinde im Landkreis Essen des preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, 5 km nordwestlich von Essen, durch den 30 m breiten Emscherfluß von der Provinz Westfalen getrennt und von den Linien Heißen-Osterfeld (Nebenbahn), Oberhausen-Herne und Altenessen-Essen-Bergeborbeck (Bahnhöfe B., Frintrop, Bergeborbeck) der Preuß. Staatsbahnen durchschnitten, besteht aus den Ortschaften B., Bochold, Vogelheim, Gerschede, Dellwig, Frintrop, Schönebeck und Bedingrade (zusammen 32,75 qkm) und hat (1890) 28714 (15137 männl., 13577 weibl.) E., darunter 6261 Evangelische; 3 Postämter, Telegraph, Amtsgericht (Landgericht Essen); einen Bürgermeister, Rathaus, 3 kath., 1 evang. Kirche, Pflege- und Waisenhaus, Kranken- und Waisenanstalt (letztere im Kloster der Barmherzigen Schwestern-Elisabethinerinnen), Knabenmittel- und höhere Mädchenschule, 16 kath., 6 evang. Volksschulen, Gemeindesparkasse, Kredit- und Spargesellschaft. In der Gemeinde befinden sich folgende Steinkohlenbergwerke: Zeche Carolus Magnus (600 Arbeiter, 260000 t jährliche Förderung, Kölner Bergwerksverein: Zeche Emscherschacht (400 Arbeiter, 140000 t), Essener Bergwerksverein König Wilhelm: Zeche Neu-Köln (400 Arbeiter), Zeche Christian-Levin (500 Arbeiter), Zeche Wolfsbank (1300 Arbeiter), zusammen 400000 t jährliche Förderung; Arenbergsche Aktiengesellschaft: Zeche Prosper (1600 Arbeiter, 300000 t) und Fabrikanlagen: Aktiengesellschaft Phönix: Hochöfen (300 Arbeiter, 42500000 kg jährliche Produktion), Gutehoffnungshütte, Aktienverein: Walz- und Stahlwerk (1600 Arbeiter), Borbecker Maschinenfabrik (für Bäckerei und Müllerei) und Eisengießerei (100 Arbeiter), Gesellschaft Vieille Montagne: Zinkhütte (300 Arbeiter, jährliche Produktion 8500000 kg Rohzink); Firma Rothgießer & Comp., Fahrradfabrik (40 Arbeiter), Firma R. Bünger, Korsettstangenfabrik (40 Arbeiter), endlich 3 Ringofenziegeleien, 5 Dampfmahlmühlen, 7 Wassermahlmühlen, 2 Brauereien und 3 Brennereien.

Borberek, Weinort in Siebenbürgen, s. Alvincz.

Borbetomăgus, der alte Name von Worms.

Borborýgmus (grch.), das kollernde Geräusch, welches in den Gedärmen entsteht, wenn darin angesammelte Luft durch die peristaltischen Bewegungen des Darms oder durch einen Druck auf den Leib von einer Seite nach der andern bewegt wird.

Borby, Dorf im Kreis Eckernförde des preuß. Reg.-Bez. Schleswig, durch eine Holzbrücke über den Eckernförder Meerbusen mit Eckernförde verbunden, zwischen diesem und dem Windebyer Noor, hat (1890) 1344 evang. E., eine der ältesten Kirchen des Landes, Schullehrerseminar, Seebadeanstalt (Marie-Luisenbad; 1889: 880 Gäste); Maschinenfabrik, Eisengießerei, Seifenfabrik und Mühlen.

Borchardt, Karl Wilh., Mathematiker, geb. 22. Febr. 1817 zu Berlin, studierte seit 1836 in Berlin bei Lejeune-Dirichlet, seit 1839 in Königsberg bei Bessel, Neumann und vor allen Jacobi Mathematik, ging mit letzterm 1843‒44 nach Italien, blieb darauf mehrere Jahre in Berlin mit selbständigen mathem. Untersuchungen beschäftigt, verlebte den Winter 1846‒47 in Paris, habilitierte sich 1848 an der Universität zu Berlin, wurde 1856 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften daselbst und übernahm dann die Fortführung von Crelles «Journal für die reine und angewandte Mathematik». B. starb 27. Juni 1880 zu Rüdersdorf bei Berlin. Er schrieb: «Neue Eigenschaft der Gleichung, mit deren Hilfe man die seculären Störungen der Planeten bestimmt» (Crelles Journal 1846), «Untersuchungen über die Theorie der symmetrischen Funktionen» (in den «Monatsberichten» der Berliner Akademie 1856), «Sur la quadrature définie des surfaces courbes» (Lionville, Journal 1847) u. a. B.s «Werke» gab G. Hettner heraus (Berl. 1888).

Bord bezeichnet eigentlich nur die «Bordwand» oder Rehling (s. d.) des Schiffs, doch gebraucht man das Wort in bestimmten Verbindungen auch für das Schiff selbst. Seinen eigentlichen Sinn behält es in den Redensarten: über B. fallen, über B. werfen u. s. w. In übertragener Bedeutung kommt es vor in Verbindungen wie: an B. fahren (an das Schiff fahren), an B. kommen (auf das Schiff kommen), an B. gehen (sich einschiffen), von B. gehen (etwas ausladen); außenbords bedeutet