Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bridport; Bridsch; Brie; Brief

526

Bridport - Brief

Bridport, Stadt und Municipalborough in der engl. Grafschaft Dorset, unweit des Kanals an der Vereinigung der einen geräumigen Hafen bildenden Brit und Asker, hat (1891) 6611 E., Fabrikation von Netzen und Tauwerk sowie auch von Segeltuch und Drahtzieherei.

Bridsch, s. Bharatpur.

Brie, franz. Landschaft, vom Zusammenfluß der Seine und Marne oberhalb Paris ostwärts bis Sézanne, jetzt zum Depart. Seine-et-Marne, kleinernteils zu den Depart. Marne, Aube und Aisne gehörig, ist (namentlich die obere B.) eine der getreidereichsten Gegenden Frankreichs, zugleich berühmt durch ihre Rahmkäse (Fromage de B.), aber verrufen wegen ihrer schlechten Weine. Sie zerfiel ehemals in die B. Champenoise mit den Hauptstädten Meaux, Provins und Château-Thierry im O., die zur Champagne, und die B. Française oder Parisienne im W., die zur Isle-de-France gehörte. Das Land bildete lange Zeit eine eigene Grafschaft, welche nach dem Aussterben ihrer Herren 1328 mit der Krone Frankreich vereinigt wurde. Der Hauptort Brie-Comte-Robert (spr. bri kongt robähr) oder Brie-sur-Yères (spr. ßürĭähr) im Arrondissement Melun des Depart. Seine-et-Marne, ist Hauptort eines Kantons (191,96 qkm, 16 Gemeinden, 11 159 E.), an der Linie Paris-Vincennes-B.-Comte-Robert der Franz. Ostbahn, hat (1891) 2480, als Gemeinde 2772 E., Handel in Getreide und Käse, und eine got. Kirche mit Glasmalereien und Grabmälern aus dem 13. Jahrh.

Brief (vom lat. brevis, "kurz"), jede an eine bestimmte Person gerichtete schriftliche Mitteilung, die offen oder unter Verschluß statt mündlicher Botschaft gesandt wird. Im Altertum (zunächst bei Griechen und Römern) pflegte man vorzugsweise Wachstäfelchen, tabellae, zu gebrauchen, woher auch der Briefbote, tabellarius, seinen Namen erhielt. Sie waren je auf einer Seite beschrieben und so zusammengefaltet, daß die nicht beschriebenen Seiten (gewöhnlich waren es nur zwei) nach außen zu stehen kamen, und hatten einen erhöhten Rand, sodaß das Geschriebene oder Eingeritzte hohl lag und nicht verwischen konnte. Das Siegel wurde auf die Stelle gedrückt, wo die mit einem Bindfaden kreuzweise gebundenen Täfelchen verknotet waren. Beim Öffnen der Briefe wurde das Siegel genau geprüft. Auf der Außenseite des "Briefes" stand die Adresse, übrigens schrieb man schon zu Ciceros Zeiten außerdem auch auf Papier (Papyrus), das schon seit Alexander dem Großen in Europa bekannt und bald einheimisch war. In diesem Fall wurden die zusammengefalteten Blätter mit einem Faden durchnäht und die Enden desselben geknüpft und gesiegelt. An Entfernte schrieb man dann gewöhnlich auf Papier, an Einheimische auf Täfelchen; ob auch auf Pergament (das 185 v. Chr. erfunden wurde) ist ungewiß. Die Sklaven, welche als Sekretäre die Korrespondenz der Herren besorgten, hießen bei den Römern ab epistulis, a manu oder amanuenses. Auch das Schreiben in Chiffren war den Römern bereits bekannt. So setzte Julius Cäsar in seinen Geheimschreiben immer den vierten Buchstaben von dem, den er eigentlich hätte setzen sollen, Augustus immer den folgenden. Das Briefgeheimnis war den Alten heilig, aber auch Beispiele des Mißbrauchs kommen vor. Was die äußern Formen betrifft, so begann und schloß der Grieche seine B. mit einem Glückwunsch ("sei gesund"), der Römer ähnlich, z. B.: Cajus Tito suo salutem dat (dicit)", oder nur "Cajus Tito salutem", wörtlich: "Cajus (sagt seinem) Titus Heil"; beide Formeln stets abgekürzt; hier also C. T. S. D. oder C. T. S., und zum Schluß "Vale" oder "Cura, ut valeas", oder "fac valeas" ("lebe wohl").

Im Mittelalter war bis zum 13. Jahrh. ausschließlich Pergament in Gebrauch, das aber im 14. Jahrh. fast ganz vom Papier verdrängt wurde. Der Begriff, welcher mit dem Wort B. verbunden wurde, war bis ins 16. Jahrh. völlig der von Urkunde (s. d.), woran noch die Ausdrücke Adels-, Fracht-, Kauf-, Lehr-, Schuldbrief, Briefadel und verbriefen erinnern; jetzt bedeutet es die persönliche Mitteilung im Gegensatz zu dem offiziellen Schreiben. Wie die Bezeichnung "Courier", so beruht auch der Ausdruck "Brief" für Zeitung auf dem Umstand, daß die ersten Zeitungen (s. d.) aus B. entstanden. Geschworner B. war in der Schweiz die Bezeichnung der alten Stadt- und Landschaftsverfassungen, während B. in der jetzigen Bedeutung im Mittelalter mit Missive, später Sendschreiben, bezeichnet wurde. Dem Mittelalter dienten zu Vorlagen für B. die B. Ciceros und Alkuins, für amtliche Schreiben Formelbücher, deren sich viele erhalten haben (s. Briefsteller). Diakon Alberich von Monte-Cassino (in der ars dictandi) unterschied 5 Hauptbestandteile des B.: 1) salutatio (Begrüßung), 2) captatio benevolentiae (s. d.), 3) narratio (sachlicher Inhalt), 4) petitio (Bitte um Erhaltung des Wohlwollens), 5) conclusio (Schluß). Diese 5 Teile erhöhten sich in der Zopfzeit des 17. Jahrh. bis zu 12 Teilen. Die jetzige Postkarte (s. d.) hat wesentlich dazu beigetragen, alle diese Redewendungen einzuschränken und Kürze des Ausdrucks in den Briefstil einzuführen.

Die Mohammedaner beginnen ihre B. in der Regel mit einer Anrufung Gottes und schließen dieselben mit dem Salam. Der Unterschrift wird gewöhnlich das Siegel des Schreibers in einer unserer Buchdruckerschwärze ähnlichen dicken Tinte beigedrückt. In B., die sich über den alltäglichen Geschäftsstil erheben, wird gern eine gehobene, in gereimter Prosa sich bewegende Ausdrucksweise angewendet. Dementsprechend hat sich eine reiche Briefstellerlitteratur (arabisch: Inschâ) entwickelt.

Der Verschluß des B. wurde seit den ältesten Zeiten durch Bienenwachs oder eine Art Siegelerde hergestellt, in der Siegelringe abgedruckt wurden (Siegelringe der Pharaonen, Sphinx des Augustus). Im 15. Jahrh. wurde Siegellack aus China eingeführt; das erste Siegel von Lack findet sich an einem Schreiben aus London (3. Aug. 1554) an den Rheingrafen Ph. Fr. von Daun. 1624 kamen in Speyer die Oblaten auf (s. Siegelkunde). Die Briefumschläge (Couverts) wurden 1820 (von Brewer) in England erfunden. Der Briefverkehr hat mit der Entwicklung des Postwesens zu einer Weltanstalt einen gewaltigen Umfang angenommen; es entfielen (1890) auf einen Einwohner im Durchschnitt aufgegebene B. und Postkarten: in Deutschland 25,8, Belgien 21,3, Bulgarien 1,1, Dänemark 20,3, Frankreich 18,5, Griechenland 2,9, Großbritannien und Irland 41,2, Italien 7,4, Luxemburg 14,8, Niederlande 20,4, Schweden und Norwegen 11,1, Österreich 17,9, Ungarn 7,0, Portugal 5,8, Rumänien 2,9, Rußland 1,8, Schweiz 32,4, Serbien 2,6, Spanien 6,1, Türkei 0,4.