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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bringschuld; Brink; Brinsenkäse; Brinvilliers

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Bringschuld - Brinvilliers

den Plan zu dem großartigen Kanalsystem an, durch welches Themse, Humber, Severn und Mersey in Verbindung gebracht und eine Binnenschiffahrt zwischen den großen Häfen London, Bristol, Liverpool und Hull hergestellt wurde. Ihm gehört auch der Entwurf zur Trockenlegung der Marschen in Lincolnshire und zur Entschlämmung der Docks zu Liverpool. B. starb zu Turnhurst in Staffordshire 27. Sept. 1772. Geschrieben hat er nur "Reports relative to a navigable communication between the Firths of Forth and Clyde" (Edinb. 1768). - Vgl. Smiles, B. and the early engineers (Lond. 1864).

Bringschuld, eine Schuld, deren Gegenstand dem Gläubiger zu bringen ist, im Gegensatz zu Holschuld (s. d.), deren Gegenstand der Gläubiger vom Schuldner abzuholen hat. Geldschulden sind regelmäßig Bringschulden, sodaß der Schuldner dem Gläubiger auf seine Gefahr und Kosten das Geld zu übersenden hat, und zwar an den Ort, an welchem der Gläubiger zur Zeit der Begründung der Forderung seinen Wohnort oder seine Handelsniederlassung hatte (Deutsches Handelsgesetzbuch Art. 325). Anders wenn die Zahlung von einer Leistung des Gläubigers abhängig ist, z. B. der Verkäufer hat das verkaufte Grundstück zu übergeben und aufzulassen, und kann nur gegen diese Leistung Zug um Zug Zahlung fordern. Hier ist die Zahlung zu leisten, wo der Verkäufer erfüllt. Anders auch bei Wechseln, welche an dem im Wechsel angegebenen Zahlungsorte gegen Präsentation des Wechsels (Deutsche Wechselordnung Art. 91) einzulösen sind, ebenso bei allen auf den Inhaber oder an Order lautenden Papieren. Mit Ausnahme eines von der öffentlichen Kasse aufgenommenen Darlehns sind die von solcher Kasse geschuldeten Gelder nach Preuß. Allg. Landr. I, 16, §. 53 und Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §. 709 bei derselben abzuholen, wie ihr die ihr geschuldeten Gelder zu bringen sind.

Brink, Bernhard Egidius Conrad ten, neusprachlicher Philolog, geb. 12. Jan. 1841 zu Amsterdam, studierte german., roman. und engl. Philologie 1861-62 zu Münster, dann bis 1865 zu Bonn. Er ward 1866 Privatdocent für roman. und engl. Philologie an der Akademie zu Münster, ging 1870 als ord. Professor der neuern Sprachen nach Marburg, 1873 als Vertreter des Englischen nach Straßburg, wo er 29. Jan. 1892 starb. Seit 1874 gab er mit W. Scherer, E. Martin und E. Schmidt die "Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der german. Völker" (Straßb.) heraus. Selbständige Schriften B.s sind: "Chaucer. Studien zur Geschichte seiner Entwicklung u. s. w." (Bd. 1, Münster 1870), "Geschichte der engl. Litteratur" (I, Berl. 1877; II, 1, 1889; II, 2 hg. von Brandt, 1893; I, engl. von H. Kennedy mit Zusätzen B.s, Lond. u. Neuyork 1888), das beste Werk auf diesem Gebiete, "Dauer und Klang. Ein Beitrag zur Geschichte der Vokalquantität im Altfranzösischen" (Straßb. 1879), "Chaucers Sprache und Verskunst" (Lpz. 1884), "Beowulf. Untersuchungen" (Straßb. 1888), "Über die Aufgabe der Litteraturgeschichte" (ebd. 1891). Kritische Ausgaben lieferte er von Chaucers "Prolog zu den Canterbury Tales" (Marb. 1871) und "Compleynte to Pite" (in den Schriften der Chaucer Society, Lond. 1874).

Brink, Jan ten, Holland. Schriftsteller, geb. 15. Juni 1834 zu Appingadam, studierte in Utrecht Theologie, beschäftigte sich aber zugleich eingehend mit litterar. Studien. Als Student verfaßte er die gekrönte Preisschrift "Gerbrand Adriaesen Brederoô" (Utr. 1859; 2. Aufl., Leid. 1887). 1860 ging er als Hauslehrer nach Batavia. Angeregt durch eine Reise in Java schrieb er "Op der Grensen der Preanger, reisschetsen en mijmeringen (Amsterd. 1861). Seit 1884 ist er Professor der niederländ. Litteratur an der Universität zu Leiden. Eine rege schriftstellerische Thätigkeit hat B. namentlich auf dem Gebiet der Novellistik und litterar. Kritik entfaltet. Seine Schriften, u. a. die Skizzen "Oostindische Dames en Heeren, vier bijdragen tot de kennis van de zeden en usantiën de Europeesche maatschappij in Neêrlands Indië" (Arnh. 1866; deutsch von W. Berg, 4 Tle., Lpz. 1868), "Vier bladzijden uit de geschiedenis der Frausche Revolutie" (Utr. 1868), die Novellen "Her vuur dat niet wordt uitgebluscht" (Arnh. 1868), "Nederlandsche Dames en Heeren, Novellen" (Leid. 1873), "De schoonzoon van Mevrouw de Roggeveen" (2 Bde., Arnh. 1872-73; deutsch, 2 Bde., Braunschw. 1876), "Het verloren kind" (Leid. 1879), wie auch "Ouze hedendaagsche letterkundigen" (Amsterd. 1882 fg.), eine Sammlung biogr. Skizzen, sind in leichtfließendem, wenn auch mitunter manieriertem Stile geschrieben; auch verraten sie zu sehr den Einfluß franz. Muster. Von letztern hält sich das anregende Buch über" Emile Zola und seine Werke" (1879; deutsch von Rahstede, Braunschw. 1887) rein. Er schrieb ferner: "De oude garde en de jongste school" (2 Tle., Amsterd. 1891). Seit 1885 erscheinen seine gesammelten "Romentischen Werken" zu Leiden; 1891 wurde er Mitbegründer der Monatsschrift "Elzeviers geïllustreerd Maandschrift" (Amsterdam).

Brinsenkäse, s. Bries.

Brinvilliers (spr. brängwillĭeh), Marie Madeleine, Marquise von, geborene d'Aubray, berüchtigte Giftmischerin, wurde 1651 an den Marquis de B. verheiratet und trat bald mit dem Rittmeister Jean Baptiste de Gaudin, Seigneur de Sainte-Croix, in ein ehebrecherisches Verhältnis. Auf Ansuchen der Familie d'Aubray wurde deshalb Sainte-Croix in die Bastille gesetzt; nach einem Jahre aber wieder entlassen, setzte er den Umgang mit der Marquise B. fort und machte sie mit der Giftmischerei bekannt, die er während seiner Gefangenschaft von einem Italiener Namens Exili gelernt haben soll. Die Marquise vergiftete ihren Vater, ihre zwei Brüder und ihre Schwestern, um sich zur Fortsetzung ihres schwelgerischen Lebens das ganze Familienvermögen anzueignen. Sainte-Croix starb plötzlich 1672 an den Folgen seiner Giftbereitung. Die Marquise floh nach England, von da nach Deutschland und dann nach Lüttich. Schon in ihrer Abwesenheit war sie in Frankreich zum Tode verurteilt worden; in Lüttich festgenommen, wurde sie nach Paris gebracht. Unter ihren Papieren fand man einen Aufsatz, der die Bestätigung der erwähnten und vieler anderer Vergiftungen und die Enthüllung von Ausschweifungen seit ihrer frühesten Jugend enthielt. Anfangs leugnete sie alles und gab vor, die Generalbeichte im Anfalle eines hitzigen Fiebers geschrieben zu haben; aber mittels der Tortur bekannte sie endlich alle ihre Missethaten. Sie wurde darauf 16. Juli 1676 enthauptet. - Vgl. L'histoire du procès et l'arrêt de la condamnation de la madame de B. (Par. 1676); Der neue Pitaval, Bd. 2 (Lpz. 1846); Blanpain, La marquise de B. (Par. 1871); Pirot, La marquise de B., récit de ses derniers moments, hg. von Roulliers (2 Bde., 1883).